Neue Geschäftsführerin der Heilbronner Experimenta hat große Ziele für die Zukunft
Die Heilbronner Experimenta will ihr Angebot im Bereich Künstliche Intelligenz und Nachhaltigkeit ausbauen. Die neue Geschäftsführerin des Science Centers, Bärbel Renner, hat aber auch noch viele andere Vorhaben. Vor allem in diesen Krisenzeiten möchte sie den Besuchern der Experimenta Mut und Gestaltungswillen mit auf den Weg geben.

Gut gelaunt und mit einem fröhlich orange leuchtenden Blazer – passend zur Wandfarbe im Neubau der Experimenta – ist Professorin Bärbel Renner an diesem Montag in dem Heilbronner Science Center unterwegs. Seit Juli ist sie die Geschäftsführerin der Einrichtung und folgt damit auf Dr. Wolfgang Hansch, der das Science Center mitgründete und 15 Jahre lang leitete.
Für die Heilbronner Stimme gibt Bärbel Renner einen Ausblick, wohin sie mit der Experimenta in den nächsten Jahren steuern will und wie sie Menschen in diesen Zeiten Mut zum Gestalten machen will.
Barrieren abbauen - zum Beispiel über leichte Sprache
Drei Felder hebt die 61-Jährige hervor, die nun stärker in den Fokus rücken sollen: Nachhaltigkeit, Künstliche Intelligenz (KI) und Diversität. Unter letzterem versteht sie besonders die Vielfalt bei den Besuchern der Lern- und Erlebniswelt, die sie künftig weiter ausbauen will. Dabei, erklärt Renner, gehe es darum, „Barrieren abzubauen“, nicht nur für Menschen mit Handicap, sondern auch für andere Zielgruppen, die das Science Center bisher noch nicht kennen. „Dazu werden wir stärker evaluieren: Was gefällt den Menschen bei uns und warum?“
Eine konkrete Maßnahme, um Barrieren abzubauen, sei erst kürzlich umgesetzt worden: „Alle Exponate verfügen jetzt auch über Erklärungen in leichter Sprache“, berichtet Renner.
Die anderen beiden Bereiche, Nachhaltigkeit und Künstliche Intelligenz, seien komplex, zukunftsorientiert – und auch deshalb für die Experimenta interessant. „In unseren Ausstellungs-Welten können wir sie aus verschiedenen Perspektiven abbilden und interaktive Formate anbieten, die zum Mitgestalten anregen“, sagt die Geschäftsführerin. Über Laborkurse, die Sternwarte, den Maker Space oder Shows und Filme im Science Dome habe die Experimenta viele Möglichkeiten, Wissen auf unterhaltsame und nachhaltige Weise zu vermitteln.
"Was alle angeht, können nur alle lösen"

Die Besucher zu motivieren, aktiv zu werden und ihre Fähigkeiten zu nutzen, liegt Bärbel Renner besonders am Herzen. Schon der Schriftsteller Friedrich Dürrenmatt habe gesagt: „Was alle angeht, können nur alle lösen.“
„Wir leben in herausfordernden Zeiten“, erklärt Renner. Krieg, Klimakrise, die digitale Transformation, ökonomische Entwicklungen – das alles führe bei vielen Menschen zu Verunsicherung, Sorgen und Zukunftsängsten. „Da fragen wir uns natürlich: Was kann unser Part sein? Welche gesellschafts- und bildungspolitische Aufgabe hat die Experimenta?“ Die Antwort liefert sie gleich dazu: „Wir haben die große Aufgabe, Mut zu machen, Vertrauen in die eigene Kompetenz zu stärken und in Gestaltungsmöglichkeiten.“ Zudem sei es in Zeiten von Fake News „entscheidend, dass wir zu aktuellen Themen wie Klimawandel oder Mobilität wissenschaftliche Erkenntnisse einer breiten Öffentlichkeit auf anschauliche Weise vermitteln“.
Das Science Center, so eines ihrer Ziele, solle noch mehr zum „Marktplatz für Austausch und vertrauensvolle Begegnungen“ werden.
Auf die „großen Fragen unserer Zeit“ gebe es keine einfachen Antworten. Gerade bei den Themen KI und Nachhaltigkeit komme es daher auf interdisziplinäre Zusammenarbeit und Austausch an. „Wir haben viele Kooperationen, neben den Hochschulen vor Ort unter anderem mit zahlreichen Institutionen wie dem Theater Heilbronn oder dem Württembergischen Kammerorchester“, erzählt Renner. Über einen künstlerischen Zugang etwa könne Wissen auch emotional vermittelt werden. Als Beispiel nennt sie eine Veranstaltung im Science Dome, bei der das WKO Vivaldis „Die vier Jahreszeiten“ spiele, während ein Astrophysiker den Sternenhimmel in der jeweiligen Jahreszeit erkläre.
Größere Strahlkraft erreichen
Austausch, Forschung und Wissensvermittlung: Um all das will sich Bärbel Renner weiter verstärkt kümmern, um die Experimenta attraktiver, auch für neue Zielgruppen, zu machen. Langfristig hat die Geschäftsführerin ein noch höheres Ziel: „Ich möchte, dass die Experimenta eine noch größere Strahlkraft erreicht und man Menschen, etwa in Berlin, nicht mehr erklären muss, wer wir sind.“ Auch internationale Vernetzung, zum Beispiel innerhalb der Forschungs-Community, sei ein wichtiges Mittel, um mehr Sichtbarkeit zu erlangen.
Sichtbar mit ihrer Einrichtung verbunden, um sie nach außen zu repräsentieren, ist Bärbel Renner auf jeden Fall schon einmal: „Ich habe Jacken in allen leuchtenden Farben, die im Experimenta-Logo und in unseren Gebäuden vertreten sind“, sagt sie schmunzelnd.
Zur Person
Prof. Dr. Bärbel Renner ist seit Juli Geschäftsführerin der Heilbronner Experimenta. Zuvor war sie die Leiterin des Bereichs Kommunikation und Verwaltung in dem Science Center. Insgesamt gibt es jetzt fünf Bereichsleiter, die über Strategieprozesse und Entscheidungen mit der Geschäftsführerin beraten. Die 61-Jährige Bärbel Renner hat Germanistik und Geschichte studiert, anschließend im Verlagsbereich und dann als Professorin gearbeitet.
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