Hannes Finkbeiner: Ein Leben für die Aufbaugilde
Mahner, Ideengeber, Netzwerker: Hannes Finkbeiner, Geschäftsführer des Sozialunternehmens, geht in den Ruhestand und wurde im Secondhand-Kaufhaus verabschiedet.

Launig, nachdenklich, sozialpolitisch, richtig witzig: Die Verabschiedung von Hannes Finkbeiner als Geschäftsführer der Aufbaugilde vor zahlreichen Entscheidungsträgern aus Kirche, Ehrenamt und Politik im Secondhand-Kaufhaus in Heilbronn mit Gottesdienst von Prälat Ralf Albrecht und Dekan Roland Rossnagel bildete das ganze Spektrum ab, das auch der 68-Jährige in sich vereint.
Und die meisten, von Regierungspräsidentin Susanne Bay bis zu Oberbürgermeister Harry Mergel in einer Videobotschaft, fragten sich, wird er das Mausen lassen können und nach 39 Jahren wirklich aufhören mit der Aufbaugilde? Die meisten prognostizierten: Nein.
In seiner Zeit hat sich die Aufbaugilde zu einem modernen Sozialunternehmen entwickelt
"Nie ein bequemer, immer ein zuverlässiger Partner", resümierte Harry Mergel. Und: "Vielleicht der wichtigste Akteur im Sozialen in Heilbronn." Ein normaler Geschäftsführer sei Finkbeiner nie gewesen. Egal ob Tiny Häuser, Erfrierungsschutz, Susanne-Finkbeiner-Schule für Kinder, die durchs Raster fallen. "Du warst immer nah dran an den Sorgen hilfsbedürftiger Menschen." In seiner Zeit habe sich die Aufbaugilde zu einem modernen Sozialunternehmen entwickelt.
Dass der Begriff Herzensangelegenheit bei diesem Einsatz - am Wochenende, spät abends - keine Floskel ist, machte Susanne Bay deutlich. "Aus dem Stand, mit der Tür ins Haus", diese Überschrift gab sie dem Kommunikationsstil Finkbeiners: "Drumrumreden ist seine Sache nicht." Fördertöpfe nutzen, Möglichkeiten und Unmöglichkeiten von Hilfsstrukturen ausloten: "Flexibilität war gefragt, wenn man gefragt war."
Eine Flexibilität, die der Netzwerker auch selbst anbot, so Marc Hentschke, Geschäftsführer Neue Arbeit Stuttgart. Einer, der beschlagen war, eine Stimme für die Armen, ein kirchliches Gewissen in einem Milieu des Mittelstands, das oft wenig Berührungspunkte zu Menschen am Rande habe. "Das sagt keiner, aber wir haben das gespürt." Wenn sich Finkbeiner im Ruhestand aus sozialen Fragen heraushalte, wäre das "schrecklich", sagte Marc Hentschke
Dass er zu laut gewesen sei, wie manche monierten, "das ist hier eine Auszeichnung, kein Makel". Er glaube nicht, dass Finkbeiner sich im Ruhestand aus sozialen Fragen heraushalte. "Und wenn, dann wäre es ganz schrecklich. Wir brauchen Leute, die sagen, dass der Kaiser keine neuen Kleider hat, sondern nackt ist."
Ein lebenswertes Dasein zu ermöglichen, mit Essen, einem Dach überm Kopf und Beschäftigung durch Arbeit: Das sei sein Ziel gewesen, sagte Gabriele Wolpert-Kilian. "Du bist die Marke Aufbaugilde", ergänzte Gabriele Lägler, auch sie Vorsitzende des Vereins Aufbaugilde. "Ich habe versucht, den Job zu machen", sagte Finkbeiner. "Ohne meine Mitarbeiter wäre ich blank gewesen."