Die ersten Käthchen-Ingenieure erzählen von ihrem Studium an der HHN vor 60 Jahren
1961 wurde die Hochschule Heilbronn, damals noch Staatliche Ingenieurschule, gegründet. Die Heilbronner Stimme hat die ersten Absolventen und einen ehemaligen Professor gesprochen, die spannende Geschichten von damals zu erzählen haben.

Wenn Walter Schildhorn und Hans Albrecht von ihrem Studium an der Staatlichen Ingenieurschule (heute Hochschule Heilbronn HHN) erzählen, dann könnte man meinen, es wäre gestern gewesen, so detailgetreu und bildstark geben sie ihre Erinnerungen wieder. Dabei liegt der Abschluss fast 60 Jahre zurück: 1961, als die Ingenieurschule gegründet wurde, haben die beiden Männer ihr Maschinenbau-Studium begonnen. Sie zählen damit zu den ersten HHN-Absolventen.
Seit über 60 Jahren steht das Semester in Kontakt
Das Besondere: Auch wenn die frischgebackenen Ingenieure danach in aller Welt verstreut waren und teilweise in Amerika, Italien oder auf Bali gelandet sind, hat sich das Semester nie aus den Augen verloren, trifft sich seither alle paar Monate sporadisch in großer Runde. Altersbedingt wird diese zwar immer kleiner, dem herzlichen Miteinander, das alle Männer hervorheben, tut das aber keinen Abbruch: "Das Studium hat zusammengeschweißt", schwärmt etwa Walter Schildhorn.
Der damals jüngste Professor in Baden-Württemberg
"Es gibt wenige Semester, die sich diesen Zusammenhalt erhalten haben", bestätigt auch Willi Bohl. Mit seinen 24 Jahren war der heute 86-Jährige der jüngste Dozent von Baden-Württemberg, hat im Laufe seiner Professoren-Laufbahn rund 2000 Studierende unterrichtet, darunter auch Walter Schildhorn und Hans Albrecht. "Ich hatte einen heiden Respekt. Teilweise hatten meine Studierenden mehr Erfahrung als ich", sagt er. Von Walter Schildhorn und Hans Albrecht gibt es nur lobende Worte für ihren ehemaligen Professor. Ein Glücksgriff sei er für die Studierenden gewesen, der "geborene Lehrer".
Bei den Anfängen der Hochschule Heilbronn dabei gewesen
1961 steckte die Ingenieurschule noch in den Kinderschuhen, musste sich erst formen, erzählt Willi Bohl. "Aus dem Stand heraus, von Null auf", habe man geholfen, die Ingenieurschule mitaufzubauen. "Das war eine gewaltige Aufgabe. Unsere Familien mussten oft zurückstecken."
An die Anfangszeit können sich alle Männer noch gut erinnern: Einen Campus gab es damals noch nicht. Unterrichtet wurde in verschiedenen Gebäudekomplexen in Heilbronn verteilt. Die Bibliothek für Professoren bestand anfänglich aus nur einem Regal. Internet oder Kopierer gab es noch nicht. Manuskripte wurden "für Jahre geschrieben". Dokumente wurden beispielsweise hektografiert, so konnten Schriftstücke mittels einer abfärbenden Vorlage, der Matrize, vervielfältigt werden. "Die Hände waren danach schwarz", sagt Bohl und lacht.
"Pionierarbeit geleistet"
Pionierarbeit haben Willi Bohl und seine Kollegen geleistet, loben Walter Schildhorn und Hans Albrecht das Engagement ihres ehemaligen Dozenten, der zwischenzeitlich als eine Art Bindeglied zwischen Planern, Architekten und Bauingenieuren fungierte und neben seinen Vorlesungen unter anderem dabei half, das Labor für Strömungsmaschinen hochzuziehen. In den Semesteferien, erzählt der 86-Jährige, hat er in den Firmen gearbeitet, von denen für das Labor Turbinen und Pumpen bezogen wurden, "um den Umgang mit den Maschinen zu lernen".
Mit Firmen wie Porsche zusammengearbeitet

Als die Staatliche Ingenieurschule 1972 zur Fachhochschule wurde, sei praxisnahe Forschung möglich gewesen. Dann wurde nicht mehr nur über Entwicklung gesprochen, sondern Theorie in die Praxis umgesetzt. Für den letzten luftgekühlten Porsche 911 beispielsweise hat Bohl mit seinen Studierenden in Zusammenarbeit mit dem Porscheentwicklungszentrum Luftgebläse gebaut.
"Aus uns allen ist was geworden"
"Aus uns allen ist was geworden", sagen die rüstigen Rentner, die auf eine berufliche Laufbahn als Konstrukteure und Ingenieure zurückblicken. Fotos und Zeitungsartikel von damals haben sie als Erinnerung parat, dort steht es schwarz auf weiß: Heilbronns "erste Käthchen-Ingenieure".



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