Deshalb soll an der Gerberstraße alles beim Alten bleiben
Die Heilbronner Stadtverwaltung präsentiert Zahlen zu Varianten einer halbseitigen oder kompletten Sperrung an der Kaiserstraße. Nicht alle Stadträte teilen die daraus gezogenene Schlussfolgerung.

Die Gerberstraße in der nördlichen Innenstadt von Heilbronn bleibt auch Durchgangsstraße. Der Vorschlag der SPD-Fraktion, eine Einbahnregelung im Bereich zwischen Kaiserstraße und Käthchenhof-Tiefgarage zu testen - im Mai hatte er im Bauausschuss eine Mehrheit gefunden - wurde von der Verwaltung nun endgültig abgelehnt.
Komplettsperrung oder Einbahnstraße
Drei Varianten hatte das Amt für Straßenwesen untersucht: Erstens eine Komplettsperrung hin zur Kaiserstraße. Zweitens eine Sperrung der Zufahrt von der Kaiserstraße her. Und drittens eine Sperrung ab der Tiefgarage in Richtung Kaiserstraße.
Jens Boysen, stellvertretender Leiter des Amts für Straßenwesen, fasste die Ergebnisse so zusammen: "Es wäre in jedem der drei Fälle eine Schlechterstellung aller anderen Verkehrsteilnehmer." Die Empfehlung laute daher, auf die Maßnahme zu verzichten.
Im Detail hatte Boysen dargestellt, welche Verkehrszu- und -abnahme mit der jeweiligen Sperrung auf anderen Straßen zu erwarten wäre. Bei einer Komplettsperrung etwa würden zwar gut 9000 Fahrzeuge weniger durch die Bahnhofstraße am Neckarturm fahren, dafür aber mehr als 4000 zusätzlich über die Südstraße und rund 3500 zusätzlich über die Allee. Bei den zwei Varianten der Einbahn-Regelung reduzierten sich die Mehrbelastungen auf Südstraße und Allee jeweils um etwa ein oder zwei Drittel.
Lange Wartezeiten an den Kreuzungen
Vor allem die Wartezeiten an den Knotenpunkten waren für Boysen ein entscheidender Punkt. An der Kreuzung Allee/Weinsberger Straße würde es in den Spitzenstunden zu Wartezeiten von über 400 Sekunden oder sechseinhalb Minuten kommen, hatte das Amt berechnet.
Am Knoten Weststraße/Karlsruher Straße lag dieser Wert sogar bei über 500 Sekunden - fast neun Minuten. Und auch die mittleren Wartezeiten erhöhten sich den Berechnungen zufolge teils drastisch von rund einer Minute auf zweieinhalb Minuten.
Die Reaktionen im Bauausschuss
Für die Ausarbeitung gab es nur teilweise Lob. "Ich bin froh, dass die Zahlen für sich sprechen", sagte Gottfried Friz (FDP). Bestätigt fühlte sich auch Thomas Randecker (CDU), der darauf hinwies, dass erst mit dem Durchstich der Paula-Fuchs-Allee zur Hafenstraße eine großräumige Umfahrung möglich sein wird.
Die anderen Fraktionen bemängelten, dass mit den Untersuchungen der eigentlich gewünschte Versuch nicht umgesetzt wird. "Der Verkehr sucht sich seinen eigenen Weg", erklärte Tanja Sagasser-Beil (SPD). Aber sie habe nun verstanden, dass so ein Versuch nicht in der Entscheidungshoheit des Gemeinderats liege. AfD-Vertreter Michael Seher wies darauf hin, dass durch neue Ampelschaltungen massive Verkehrsstaus entstanden seien und wollte wissen, ob diese auch Berücksichtigung in dem Modell gefunden hätten.
Ausweitung der Fußgängerzone vorgeschlagen
Wolf Theilacker (Grüne) betonte, dass man nie eine Fußgängerzone in Heilbronn ausgewiesen hätte, wenn es früher schon solche Untersuchungen gegeben hätte. Theilackers Fraktionskollege Holger Kimmerle und auch Linken-Stadtrat Konrad Wanner kritisierten die Aussage, dass "alle anderen Verkehrsteilnehmer" schlechtergestellt würden. "Es sind nur die Autofahrer. Die Fußgänger, die Radfahrer, sogar die Parkplatz-Sucher und nicht zuletzt die Anwohner hätten alle was davon", sagte Kimmerle. So ähnlich sah das auch Wanner, der gleich eine Ausweitung der Fußgängerzone auf der gesamten Lohtorstraße zwischen Hafenmarktturm und Neckarmeile vorschlug.
Kommentare öffnen


Stimme.de
Kommentare