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Der traurige Fall des alten Heilbronner Stadttheaters

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Bevor 1992 in Heilbronn die Denkmalschutzliste in Kraft trat, ließen es die Stadtväter bei der Stadterneuerung richtig krachen. Vom traurigen Fall des Jugendstiltheaters, das der Modernisierung zum Opfer fiel - und von zwei Beispielen, die gerettet und erhalten wurden.

Die Sprengung von Fischers Jugendstil-Stadttheater am Nordende der Allee machte in der autogerechten Stadt 1970 den Weg für eine Linksabbiegespur frei. Foto: Archiv
Die Sprengung von Fischers Jugendstil-Stadttheater am Nordende der Allee machte in der autogerechten Stadt 1970 den Weg für eine Linksabbiegespur frei. Foto: Archiv  Foto: Eisenmenger

Wie wichtig der gesetzlich verankerte Denkmalschutz ist und wie überfällig seine Einführung 1972 war: Das zeigt der Fall des Heilbronner Jugendstiltheaters, das im Krieg zwar teils ausgebrannt war, danach trotzdem weiter genutzt werden konnte, letztlich aber am 18. Juli 1970 dem Zeitgeist zum Opfer fiel.

Durch den kurzen Draht zu Theodor Heuss hatte die Stadt für den 1913 fertiggestellten Bau den renommierten Baumeister Theodor Fischer gewinnen können, einen Vertreter der Vormoderne, der etwa in München ganze Stadtteile konzipiert hatte. Sein Theater am Nordende der Allee markierte den Übergang vom Historismus zur Moderne.


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Am 22. Oktober 1892 war das Alte Heilbronner Stadtbad am Wollhausplatz eingeweiht worden. Nach dem Krieg wurde das klassizistische Gebäude in etwas abgespeckter Form wieder aufgebaut − um 1972 in die Luft gesprengt zu werden. Heute steht hier das Wollhauszentrum. Fotos: Herrmann Eisenmenger
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Am Sonntag wäre das Stadtbad 125 Jahre alt geworden


Heuss erkannte "im bildnerischen Schmuck der Fassade den Nachklang der Formgesinnung, die unseren wundervollen Kiliansturm geschaffen hat". Beim Bombenangriff 1944 brannten Innenausstattung, Zuschauerraum und technische Anlagen aus. Die Mauern blieben jedoch heil, das Gebäude diente bis Ende der 1960er als Bücherei, Polizeirevier und für städtische Ämter.

Doch gegen mahnende Stimmen, etwa von Stadtbaurat Heinrich Röhm, der zuvor das Schießhaus gerettet hatte, hielt der Gemeinderat an seinem 1961 gefassten Beschuss für den heutigen Neubau fest - der erst 1982 fertiggestellt werden sollte. Laut Denkmalpfleger Joachim Hennze wurden für den Abbruch "fadenscheinige" Gutachten zur Statik beigebracht. Wahrer Hintergrund sei jedoch "Heilbronns Großmannssucht im ersten Jahr als Großstadt" gewesen.

Zwei positive Beispiele für Köpfchen statt Abbruchbirnen

Dass es auch anders geht, zeigt etwa die Sicherer´sche Apotheke westlich der Kilianskirche an der Kaiserstraße 32. Sie wurde nach dem Krieg 1950 neu gebaut und steht als künstlerische Gesamtkomposition unter Denkmalschutz: wegen der Architektur des Hauses mit Glasfront und Galerie, aber auch wegen der Innenausstattung und der handwerklichen Apothekergefäße.

Dass sogar gegen alle Abbruchbirnen was zu retten ist: Dafür steht das 1931 gebaute Laubenganghaus in der Bahnhofsvorstadt, das einzige Heilbronner Gebäude im Stil der Bauhaus-Schule. Lokale Agenda, Schwäbischer Heimatbund und Heilbronner Stimme vermochten das zum Abriss freigegebene Denkmal zum Politikum zu machen. Hennze fand einen Investor. Nach der denkmalgerechten Sanierung birgt es heute ein Boarding House.

 

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