Cybersicherheit neuer Studienschwerpunkt an der DHBW Heilbronn
Angriffsziele von der Feuerwehr bis zum Frischwasser: An der DHBW gibt es den Studienschwerpunkt Cybersicherheit. Das Thema betrifft Unternehmen wie Verwaltungen.

Seit dem Jahr 2020 bietet die Duale Hochschule Heilbronn (DHBW) den Studiengang Wirtschaftsinformatik an. Über den Schwerpunkt Cybersicherheit haben wir uns mit Studiendekan Tobias Thomas unterhalten.
Welche Erfahrungen haben Sie bereits gesammelt?
Tobias Thomas: Das Thema betrifft alle Wertschöpfungsketten in Unternehmen, aber auch in kommunalen Einrichtungen. Im Themenfeld IT-Securitymanagement bündeln wir Expertenwissen auch aus der Praxis. Wir kooperieren mit der EnBW, dem Landeskriminalamt und der neuen Cyber-Sicherheitsagentur Baden-Württemberg. Die brauchen alle qualifiziertes Fach-Personal.
Die Cyber-Sicherheitsagentur ist so eine Art schnelle Eingreiftruppe, die Landesbehörden, Städte und Gemeinden unterstützt, wenn diese komplett lahm gelegt sind. Gibt es bei Ihnen Studierende, die sich in den Bereich öffentliche Verwaltung oder kritische Infrastruktur orientieren?
Thomas: Die gehen genau in den Bereich und sammeln schon viel Erfahrung während der Praxisphasen, daher bieten wir die Duale Ausbildung an. Die Studierenden bekommen ein Rundum-Bild.
Welche konkreten Gefahren gibt es? Ein Hacker-Angriff kann ja nicht nur einen Blackout in der Stromversorgung verursachen, sondern auch eine Kläranlage lahm legen.

Thomas: Städte und Gemeinden sorgen beispielsweise mit ihren Wasserwerken fürs Frischwasser. In einem Wasserwerk wird Kalk zugeführt. Wenn das auf einmal auf die zehnfache Menge steigt, weil sich jemand ins System gehackt hat, dann ist das natürlich problematisch. Krankenhäuser sind auch ein potentielles Ziel, im Gesundheitswesen gibt es für lebenserhaltende Systeme spezielle Vorgaben. Für Kritis-Bereiche wie Verkehr, Banken, Gesundheitswesen, Feuerwehren und Energieversorger, Wasser und Abwasser hat das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik spezielle Richtlinien erarbeitet.
Was bedeutet das für die Verwaltung?
Thomas: Im vergangenen Jahr gab es deutschlandweit pro Monat zwei erfolgreiche Ransomware-Angriffe auf Verwaltungen oder kommunale Betriebe. In Nordrhein-Westfalen gibt es gerade Bürgerämter, die geschlossen werden müssen. Da gehen kein Telefon und keine E-Mails mehr. Ausweise können nicht verlängert werden, Kfz-Anträge, Bauanträge können nicht bearbeitet werden. Wir wollen ja die Digitale Verwaltung. Aber das bedeutet, dass man auf Server und Datenbanken zugreifen muss. Wirklich problematisch wird es, wenn Sozialleistungen nicht mehr ausgezahlt werden können.