Burg Horkheim als Filmkulisse für Corona-Filmsatire
Studenten der Filmakademie Ludwigsburg drehen auf Burg Horkheim in Heilbronn eine mittelalterliche Corona-Satire. Stifter und Sponsoren unterstützen das Pojekt. Burgherr Bader öffnet gerne das Tor.
Fotografien und Gemälde, Konzerte und Führungen: Die gut 700 Jahre alte Burg Horkheim hat in der jüngeren Heilbronner Kulturgeschichte einiges erlebt, nicht zuletzt dank des Vereins Kulturtreff. Aber dies ist selbst für den Burgherrn Hermann Bader neu: Das mittelalterliche Gemäuer diente am Wochenende als Filmkulisse. Studenten der in Ludwigsburg angesiedelten Filmakademie Baden-Württemberg drehten dort mitten in der Nacht eine Schlüsselszene ihres Kurzfilms "Märtyrer der Strebsamkeit". Als die studentischen Produzenten vor Wochen bei Bader anklopften, zeigte er sich spontan aufgeschlossen: "aus Sympathie", so der Kunstfotograf. Schließlich sei er dem Gründer der Filmakademie, Albrecht Ade, aus seiner Zeit als Dozent an der Akademie der Bildenden Künste in Stuttgart verbunden gewesen.
Große Unterstützung von Heilbronnern
"Uns war die Verbindung bei der Auswahl zunächst gar nicht bewusst", gibt der aus München stammende Produzent Maximilian Sachße zu verstehen. Burg Horkheim habe man durch die Nähe zu Ludwigsburg ins Auge gefasst und dann - "obwohl Heilbronn ja nicht gerade als schönste Stadt Deutschlands bekannt ist" - bei einem Besuch als ideal empfunden, "weil die Burg noch Geschichte atmet". Außerdem freue sich das Team über die Unterstützung der Stadt Heilbronn, genauer: der Paul-und-Anna-Göbel-Stiftung, sowie der Verpflegungs-Stifter Nothwang, Hertner und Döner 21. Nach einem Aufruf in der Stimme hatte Lokalhistoriker Walter Hirschmann gar einen echten Esel als Nebendarsteller vermittelt.
Tiefsinniger Inhalt spielt auf Corona an
Der 15-minütige Kurzfilm spielt zur Mitte des 14. Jahrhunderts. Regisseur Alexander Fischer, spanisch angehauchter Künstlername: Peskador, Geburtsort: Wien, bringt die Handlung so auf den Punkt: Als der Tod die Pest in Europa verbreiten wollte, bekommt er es an der Grenze zur Grafschaft Württemberg mit den Wachsoldaten Volckel und Utz zu tun. Die können sich nicht einig werden, ob der mysteriöse Reisende passieren darf oder nicht. Während Volckel zur Burg des Grafen eilt, also nach Horkheim, in der Hoffnung, dort genaueres über die Einreisebestimmungen zu erfahren, fordert Utz den Tod bei einem Schachspiel heraus. Beides erweist sich als sinnlos. Das führt am Ende dazu, dass sich Volckel und Utz völlig zerstreiten - und die Pest ungehindert die Grenze passiert.
Pescador, der auch das Drehbuch geschrieben hat, spielt damit auf unterhaltsame Weise auf die Covid-19-Pandemie an. Das Mittelalter diene als Kulisse für eine Geschichte, "die die Kommunikations- und Empathieunfähigkeit unserer Zeit verhandelt". Zu Beginn der Pandemie 2020 sei von so manchem Zeitgenossen "mit optimistischem Überschwang eine neue Solidarität prognostiziert", worden, meint Pescador. So nach dem Motto: Wir sind zwar physisch voneinander getrennt, doch innerlich wachsen wir zusammen. Doch längst habe sich diese Hoffnung als Märchen entpuppt: Man habe mitunter den Eindruck, "wir bekämpfen nicht die Pandemie, sondern einander".
In ihrer Inszenierung nehmen die Ludwigsburger Film-Studenten beim Symbolismus von Ingmar Bergmans "Das siebte Siegel" Anleihen, aber auch bei der Absurdität des frühen Woody Allen und der sarkastisch-skurrilen britischen Monty-Python-Truppe.
Im August muss alles fertig sein
Insgesamt sind an der überwiegend ehrenamtlich getragenen Produktion zwei Dutzend Protagonisten beteiligt. Zum Kernteam zählen neben Regisseur Peskador die Produzenten Maximilian Sachße und Paul Hartmann, Robert Cecil Beerbohm als Tod sowie die Profi-Schauspieler Benedikt Paulun und Gunther Nickles. Für die Bildgestaltung ist Vincent Eckert verantwortlich, für den Schnitt Simon Schares. Seine Premiere feiert der Streifen wohl im August intern an der Filmakademie. Danach wollen ihn Sachße, Pescador & Co. bei Festivals zeigen und möglichst auch in Heilbronn.
Bewegte Geschichte von Burg Horkheim
Burg Horkheim wurde erstmals 1344 urkundlich erwähnt. Sie gehörte einst Eberhard II. von Württemberg und als Lehen mehreren Adligen. 1389 ging sie an die Heilbronner Komturei des Deutschordens, der sie an die Patrizierfamilie Lemlin verkaufte. Die Lemlins stellten die Burg 1461 unter die Oberlehensherrschaft der Kurpfalz, während das Dorf Horkheim 1504 an Württemberg ging. 1622 kam die Burg an Familie Seybold, danach an andere Lehensnehmer, die ab dem 17. Jahrhundert verstärkt Juden in die Burg aufnahmen. Bis ins 19. Jahrhundert gab es dort auch eine Synagoge. 1834 gelangte die Burg in Privatbesitz. Der östliche Bereich des Burggrabens wurde verfüllt, die Schlossgasse mit Wohngebäuden bebaut. Heute gehört die Burg zum Teil Familie Bader, zum Teil einer anderen Heilbronner Familie.