Stimme+
Heilbronn
Lesezeichen setzen Merken

Buga-Macher verzichten nun doch auf Abschuss von Nilgänsen

   | 
Lesezeit  1 Min
Erfolgreich kopiert!

Es ist eine Kehrtwende um 180 Grad: Nach Protesten von Naturschützern gegen geplante Abschüsse von aggressiven Nilgänsen, die sich in relativ großer Zahl auf dem Buga-Areal angesiedelt hatten, hat die Buga-Leitung das Projekt nun gestoppt.

Von Carsten Friese
Nilgänse im Sommer 2018 auf dem Buga-Areal. Foto: Seidel
Nilgänse im Sommer 2018 auf dem Buga-Areal. Foto: Seidel  Foto: Seidel, Ralf

„Wir verzichten auf das Bejagen von Nilgänsen“, sagte Buga-Chef Hanspeter Faas am Donnerstag im Stimme-Gespräch. Man sei durch die Diskussion „klüger geworden“.

Warum viele Wasservögel verschwanden, ist nicht bekannt

Vor zwei Wochen hatte Faas den geplanten Abschuss damit begründet, dass die Nilgänse auch gegen Menschen aggressiv auftraten, viel Kot hinterließen, der auch Krankheiten übertragen könne, und heimische Arten vertrieben. Man habe Alternativen geprüft, aber mit Blick auf den baldigen Buga-Start keine effektive andere Maßnahme gesehen.

Weiterlesen: Vogelkundler hatte sich kritisch zum geplanten Vorgehen geäußert

Jäger sollten die Aufgabe übernehmen, den Bestand von 20 bis 30 Nilgänsen auf den Buga-Wiesen und am Neckar zu verringern. Die Stadt hatte eine Sondergenehmigung für die Buga-Fläche ausgestellt. Nur in freier Natur darf die Nilgans derzeit bis Mitte Januar bejagt werden; in Städten oder Gemeinden ist das nur mit Genehmigung möglich.

Bestand hat sich im Herbst verringert

Jetzt lässt die Buga GmbH die Waffen schweigen. Zwei entscheidende Gründe führt Faas an. Zum einen habe sich der Bestand der Nilgänse auf dem Areal im Herbst nun deutlich verringert. „Fünf oder sechs Nilgänse“ hielten sich derzeit noch auf dem Areal auf. Warum viele wegflogen, weiß er nicht. Vielleicht habe das Baustellenfest mit 25.000 Besuchern eine Rolle gespielt.

Aufgrund der geringen Zahl bestehe nun keine Notwendigkeit mehr zum Bejagen, hieß es. Zum anderen erfuhr die Buga GmbH im Zuge der Debatte von einem Beringungsprojekt von Nilgänsen in der Region Heilbronn, das Verhalten und Entwicklung von Nilgänsen in Siedlungen genauer untersucht. „Dieses Vorhaben wollen wir im Sinne des Artenschutzes unterstützen“, fügt Faas an.

Tiere durch Geräusche vertreiben

Falls sich die Situation auf dem Gelände wieder verschärfen sollte, wollen die Buga-Macher auf andere Maßnahmen der Vergrämung zurückgreifen. Das Stören der Tiere, das Vertreiben durch Geräusche oder Kontrolle von Brutgelegen führt Faas an. Den Naturschutzverbänden macht er ein Angebot, an einer wirksamen Alternative mitzuwirken.

„Wir sind offen in der Kommunikation.“ Bis 15. Januar läuft die Sondergenehmigung zum Abschuss von Nilgänsen. „Wir werden davon keinen Gebrauch machen“, stellt der Buga-Chef klar.

Damit dürfte eine Internet-Petition hinfällig sein, die der Pfaffenhofener Naturpädagoge Peter Kochert initiiert hat. „Erschießung von Nilgänsen auf dem Buga-Gelände verhindern“ lautet der Titel der Petition. Bis Donnerstagnachmittag, 17 Uhr, hatten 217 Befürworter unterschrieben.

 

 

Kommentar hinzufügen

Kommentare

Neueste zuerst | Älteste zuerst | Beste Bewertung

Gerd Hofmann am 19.10.2018 17:29 Uhr

... sollte ein Zitat von Prof. Dr. Theodor Heuss dazugehören: "Jagd ist eine Nebenform menschlicher Geisteskrankheit". Quelle: Tagebuchbriefe 1955-1963

Antworten
lädt ... Gefällt Nutzern Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()

am 18.10.2018 23:09 Uhr

sobald Wildtiere in den Lebens- und Kulturraum der Menschen eindringen, der ihnen von diesen vorher weggenommen wurde, werden diese Kreaturen als Störenfriede wahrgenommen. Nun sind seit neustem unsere wild lebenden Tiere, durch höchsten Landesbeschluss, einem Wildtiermanagement unterstellt. Das Management befindet es für in Ordnung, dass Tiere, die in den Lebensraum von uns Menschen eindringen und dort Dinge tun, die in freier Wildbahn niemanden stören, durch die geschulte Hand eines Jägers tierschutzgerecht ins Jenseits befördert werden dürfen. Die Jägerschaft wird in unserer Gesellschaft immer wieder gerne als schießwütig und mysteriöse Vereinigung dargestellt, die am liebsten ihr Unwesen bei Dunkelheit betreibt. Solche Aktionen wäre Wasser auf den Mühlen von Jagdgegnern. Ich als Jäger lehne es ab Tiere zu töten, nur weil manche diese als Schädlinge betrachten und die Jäger als deren Erfüllungsgehilfen sehen. Das betrifft Nilgänse ebenso wie Füchse, Rehe und Wildschweine und auch Wölfe. Ich stehe mit dieser Meinung in der Jägerschaft nicht alleine da.

Was macht eine Zauneidechse wertvoller als eine Nilgans, oder ein Juchtenkäfer besser als eine Stechmücke. Es ist der Mensch, der sich anmasst Tiere in wertvoll oder unnütz einzuteilen. Dabei ist jede Kreatur ein kleines Rädchen in unserem Ökosystem. Der letzte Anwalt unseres Wildes ist und bleibt der Jäger, auch wenn es manchem Zeitgenossen nicht gefällt. Bravo zu der Entscheidung die Nilgänse Ihrem eigenen Schicksal zu überlassen.

Das ist des Jägers Ehrenschild,
daß er beschützt und hegt sein Wild,
waidmännisch jagt, wie sich’s gehört,
den Schöpfer im Geschöpfe ehrt.

Das Kriegsgeschoß der Haß regiert,
Die Lieb’ zum Wild den Stutzen führt:
Drum denk’ bei Deinem täglich Brot
Ob auch Dein Wild nicht leidet Noth?

Behüt’s vor Mensch und Thier zumal!
Verkürze ihm die Todesqual!
Sei außen rauh, doch innen mild,
Dann bleibet blank Dein Ehrenschild!

Oskar von Riesenthal

Jürgen Mosthaf

Antworten
lädt ... Gefällt Nutzern Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
  Nach oben