Beschwerden über Kfz-Zulassungsstellen nehmen kein Ende
Die Situation in der Zulassungsstelle am Heilbronner Landratsamt ist aufgrund von Problemen bei einer Umstellung des Computersystems noch immer angespannt. Zahlreiche Kunden machen ihrem Unmut Luft.

Eine Umstellung des Computersystems hat über Wochen die Kfz-Zulassungsstellen von Stadt- und Landkreis im Landratsamt lahmgelegt. Viele Menschen verbrachten Stunden in Warteschlangen, viele gingen und gehen noch immer unverrichteter Dinge nach Hause. Die Klagen von Kunden werden mehr und deutlicher.
Donnerstag um 10 Uhr sei er vom Sicherheitsdienst weggeschickt worden, sagt Thomas Bachmayer aus Weinsberg - obwohl kein Publikumsverkehr da gewesen sei. Der Mitarbeiter meinte, es seien noch Arbeiten vom Vortag zu erledigen, Bachmayer solle am Montag kommen. Er kam am Montag um 7.30 Uhr, mehr als 100 Menschen standen in der Warteschlange. Bachmayer ging erneut nach Hause, ohne den Halterwechsel eines Autos erledigen zu können.
Erst warten, dann doch wieder nach Hause
Manfred Scholl aus Neuenstadt berichtet ebenfalls, er sei mehrfach vor Ort gewesen. Einmal habe es geheißen, er könne seinen Ford Mustang heute nicht an der Landkreis-Zulassungsstelle abmelden, sondern nur bei der Stadt. Also sei er dort angestanden. Nach stundenlanger Wartezeit habe eine Mitarbeiterin gemeint, er solle morgen nochmal kommen - das müsse er beim Landkreis erledigen.
Der 81-jährige Scholl spricht von einer Teilschuld, die er trage. Der E-Mustang sei nach Dänemark verkauft, er komme aber nicht mehr an den Fahrzeugschein. Also wollte er eine eidesstattliche Versicherung über den Verlust aufgeben, um einen Ersatzschein zu bekommen. "Ich fühle mich wie ein Gladiator im Kolosseum. Ich muss mit Löwen kämpfen und komme nicht raus", sagt der Rentner.

Durch die Probleme bei der Systemumstellung hatten die Zulassungsstellen tagelang nicht oder nur sehr eingeschränkt arbeiten können. Dadurch habe man nun einen enorm hohen Kundenandrang, sagt Tamara Waidmann, Sprecherin des Heilbronner Landratsamts. "Wir müssen bereits morgens die Ausgabe von Wartemarken für den jeweiligen Tag einstellen, um die Kunden mit Wartemarken noch bedienen zu können." Wer keine Wartemarke mehr erhalte, dem biete man an, seine Unterlagen abzugeben und nach der Erledigung wieder abzuholen. Die Bearbeitung könne jedoch bis zu fünf Werktage dauern.
Seitens der Zulassungsstelle der Stadt hieß es, die Meldungen über Systemfehler seien weniger geworden. Ganz störungsfrei laufe das Programm aber noch nicht, so Stadtsprecherin Suse Bucher-Pinell. Monika Baumann, Leiterin des Bürgeramts: "Die Mitarbeiter arbeiten im Akkord, mehr geht derzeit nicht."
Kunden fühlen sich unverschämt behandelt
Einige Kunden kritisieren den Umgang mit ihnen. Eine Frau schreibt an die Redaktion: "Ich glaube, ich spreche für sehr viele, dass das sehr befremdlich und anmaßend von Mitarbeitern einer Behörde ist, wie sie mit den Bürgern umspringen." Fynn Hofrichter, Mitarbeiter einer Kfz-Werkstatt, wollte zwei Mal Autos für Kunden anmelden, ohne Erfolg. Die Stimmung der Wartenden werde zunehmend gereizter, beobachtet er. Ein Wohnwagen-Besitzer aus Heilbronn sagt: "Ich finde es unverschämt, was sich die Zulassungsstelle erlaubt." Er sei ein drittes Mal da gewesen, vor der Öffnungszeit, und erneut weggeschickt worden. Er wolle diese Woche in Urlaub fahren - ob das klappt, ist unter diesen Umständen fraglich.