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Autismus-Diagnosen nehmen zu

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Angebote für Betroffene sind bei der Autista in Heilbronn stark nachgefragt. Viele haben Probleme mit sozialer Interaktion, etwa beim Telefonieren.

Geschäftsführer Dany Kral und Autista-Leiterin Silvia Möller am Puzzle, das bei Klienten sehr beliebt ist.
Geschäftsführer Dany Kral und Autista-Leiterin Silvia Möller am Puzzle, das bei Klienten sehr beliebt ist.  Foto: Veigel, Andreas

"Die Nachfrage nach unseren Angeboten ist extrem gestiegen." Das stellt Dany Kral fest, Geschäftsführer der Autista Heilbronn GmbH. Sie ist Anlaufstelle für die Themen Wohnen, Jobcoaching und Tagesstruktur für Menschen mit Autismusspektrumsstörung. Ein Grund für die Zunahme sei die bessere Diagnostik im Vergleich zu früher, so Kral.

Die Bandbreite ist groß

Ähnliches stellt auch Dr. Claas van Aaken, Chefarzt Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie im Klinikum am Weissenhof in Weinsberg fest. "Die Sensitivität hat zugenommen, und es gibt mehr Fachleute, die diagnostizieren." Die Krankheit selbst tauche nicht häufiger auf als früher. Von Spektrumsstörung spreche man, weil die Bandbreite so groß sei. Sie könne vom etwas verschrobenen Uniprofessor bis hin zu Menschen reichen, die nicht sprechen können.

 


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Hauptziel ist häufig, den Alltag gut zu strukturieren

2016 gegründet, verfügt die Autista über vier Immobilien, die sie weitervermietet. Insgesamt 31 Menschen leben hier in WGs "vom 19-Jährigen bis zum Rentner", erklärt Silvia Möller, Autista-Leiterin. Hauptziel sei bei den meisten Betroffenen, den Alltag gut zu strukturieren, den Haushalt zu bewältigen oder Hilfe bei Behördengängen.

Ost sind Telefonate ein Problem

Dabei steckt der Teufel oft im Detail, sagt die 39-Jährige. Viele Klienten könnten kaum telefonieren. "Wir üben das dann gemeinsam oder schreiben einzelne Dinge auf. Generell dauere es bei Menschen mit Autismusspektrumsstörung deutlich länger, bis sie eine Beziehung zum Gegenüber aufbauen.

Ungewohnte Situationen machen Betroffenen Angst

Ungewohnte Situationen, wie etwa, dass der Bus Verspätung habe, machten Betroffenen Angst. "Manche beginnen zu wippen. Das bedeutet, derjenige hat Stress." Möglich sei auch herausforderndes Verhalten, wie Schreien oder gegen einen Mülleimer zu treten. "Das ist dann eine Maßnahme, sich selbst zu regulieren, und hat keinesfalls das Ziel, dem Gegenüber auf die Nerven zu gehen", sagt die Heilpädagogin.

Hilfreich wäre es in so einem Fall, demjenigen im Vorfeld eine Art "Werkzeug" an die Hand zu geben, zum Beispiel einen Zettel mit der Heimatadresse. Auch Einkäufe können Überforderung bedeuten, etwa wenn der Supermarkt die Ware umgestellt hat.

Manche Betroffene sind auch berufstätig

Gefühle zu regulieren, der Umgang mit Geld, Kochen oder die Einkaufsliste für die Woche zusammenstellen, das sind Themen bei der Wohnbegleitung, auf die die Menschen im ambulanten Wohnen Anspruch haben. Hauswirtschaftstraining gibt es auch direkt bei der Autista, weil die Mitarbeiter gemeinsam mit Klienten die Räume reinigen. Manche sind berufstätig, im IT-Bereich, als Tierpfleger oder Schreiner, andere arbeiten in der Lebenswerkstatt oder im Therapeutikum in Heilbronn-Sontheim.

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