Augärtle im sogenannten Heilbronner Hawaii wird zum Quartierszentrum
Stadt Heilbronn und Caritas wollen die Angebote des Jugend- und Familienzentrums Augärtle im Schulterschluss mit Bürgern erweitern: Daraus erwächst wohl im Frühling das fünfte Quartierszentrum im Stadtgebiet. Was es damit auf sich hat.

Das im sogenannten Multi-Kulti-Viertel Hawaii angesiedelte Jugend- und Familienzentrums Augärtle wird zum Quartierszentrum (QZ) weiterentwickelt, dem fünften in Heilbronn, ab April 2024 in einer Trägergemeinschaft von Stadt und der dort schon schwer aktiven Caritas Heilbronn-Hohenlohe. Neben den bereits genutzten Räumen in der Ellwanger Straße 15/1 sollen "perspektivisch" die benachbarte Goppeltstraße 5 und 5/1 hinzukommen, aber auch wieder die dortige Sporthalle, die derzeit mit Flüchtlingen belegt ist. Nicht zuletzt soll das Umfeld aufgewertet werden.
Quartierszentrum in Heilbronn: 918 Einwohner aus über 90 Nationen in 870 Haushalten
Auf der Basis einer Sozialraumanalyse für das Quartier, in dem 1918 Einwohner aus über 90 Nationen in 870 Haushalten leben, wurden dem Gemeinderat jetzt die wichtigsten Handlungsfelder und Schwerpunktthemen vorgelegt.
Zunächst geht es um Vernetzung und Kooperation, das heißt: um den Auf- und Ausbau von Kooperationen im Quartier und die Abstimmung auf Angebote im Quartier. Dabei setzt man nicht nur auf Hauptamtliche mit knapp vier festen Stellen, sondern stark auf ehrenamtlich aktive Anwohner, auch um das bürgerschaftliche Engagement und die Identifikation zu stärken.
Für Quartierszentrum werden Freizeit- und Hilfsangebote entwickelt
Konkret werden kostengünstige Sport- und Freizeitangebote entwickelt, besonders für Kinder, Jugendliche und Senioren, auch Spachkurse, niedrigschwellige, barrierefreie Angebote für Familien mit Kleinkindern bis hin zu präventiver Arbeit bezüglich Kinderarmut, Familienleben, Gesundheit und Sozialer Medien.
Dazu sollen auch "vielfältige Informationsplattformen" aufgebaut werden, inklusive Öffentlichkeitsarbeit, um die Quartiersarbeit bekannt zu machen. Zweimal im Jahr gibt es eine Quartierskonferenz, um das Angebot dem Bedarf anzupassen. Bestehende Angebote des Jugend- und Familienzentrums sollen erhalten, erweitert und laufend an den Bedarf angepasst werden: also etwa die Unterstützung der Bewohner bei "jeglichen Anliegen" durch Fachkräfte mit deren "Lotsenfunktion" zu Hilfsangeboten, ein Offener Treff mit Ansprechpartnern für Kinder und Jugendliche, Koch- und Bastelangebote, Frauenfrühstück bis zum Mädchentreff.
Was an Angeboten Neues geplant ist
Neu hinzukommen könnten laut Studie ein besseres Sportangebot, etwa mit einem gewünschten Box-Kurs, Sportnachmittagen mit Geräten, Fußballnachmittage, auch für Erwachsene, Yoga, Fitness für Frauen, wobei hierfür zunächst die noch von Flüchtlingen belegte Halle frei werden müsste.
Wichtig seien auch frei zugängliche Sprachkurse mit Kinderbetreuung und verstärkt kulturelle Angebote für Familien: Ausflüge in den Zoo, interkulturelles Kochen, Lesungen, Musikabende oder etwa Waldwanderungen, die den Zusammenhalt stärken.
Fast alle Heilbronner Stadträte stimmen für neues Quartierszentrum
Außer der AfD, die das QZ laut Franziska Gminder zwar im Grundsatz begrüße, aber noch gegen eine neue halbe Stelle fürs QZ-Management ist, stimmten alle Stadträte für das Vorhaben. Susanne Schnepf (CDU) sprach von einer sinnvollen Anlaufstelle für "alle Generationen, Kulturen und sozialen Schichten", die den "Teamgeist" im ganzen Quartier stärke. Den Aspekt der Integration hob Alfred Dagenbach (Pro) hervor, "damit Probleme erst gar nicht entstehen".
Nun sei es wichtig, auf Basis des Konzepts "die Räumlichkeiten mit Leben zu erfüllen", sagte Steven Häusinger (Grüne), was gewiss nicht einfach sei, wie etwa die derzeitige Hallennutzung zeige. Ähnlich Tanja Sagasser-Beil (SPD) und Marion Rathgeber-Roth (UfHN), die unter anderem den Schulterschluss von Haupt- und Ehrenamtlichen würdigten. Die Weichen für einen "Magneten für alle" seien gestellt, lobte Sylvia Dörr (FDP). So werde das Quartierszentrum den Ruf des vielfältigen Viertels insgesamt verbessern.
Fünf Quartierszentren in Heilbronn
Der Prozess der Heilbronner Quartiersentwicklung nahm seinen Anfang bereits im Jahr 2017. Damals beschloss der Gemeinderat einen Teil der bestehenden Jugend- und Familienzentren zu sogenannten Quartierszentren auszubauen und beauftragte in diesem Zuge die Verwaltung, eine Rahmenkonzeption mit den jeweiligen Trägern zu erstellen.
Den Anfang machte schließlich das Quartierszentrum Böckingen, das aus dem Familienzentrum Bürgerhaus Böckingen entstand und zum 1. Januar 2020 eingerichtet wurde. Gemeinsame Träger sind der AWO Kreisverband Heilbronn e.V. und das Diakonische Werk für den Stadt- und Landkreis Heilbronn. Zur gleichen Zeit wurde das Familienzentrum ARKUS gGmbH in der Südstadt zum Quartierszentrum Heilbronner Süden weiterentwickelt, welches von der PSD gGmbH getragen wird. Aufgrund des großen Einzugsgebiets und Bedarfs eröffneten beide Quartierszentren mittlerweile jeweils einen zweiten Standort im Kreuzgrund und in der Herbert-Hoover-Siedlung.
Im Juni 2020 wurde aus dem Mehrgenerationenhaus in der Heilbronner Nordstadt das Quartierszentrum Nordstadt-Mehrgenerationenhaus. Träger ist auch hier das Diakonische Werk für den Stadt- und Landkreis Heilbronn. Der jüngste Standort ist das städtische OLGA Jugend- und Familienzentrum, welches im Oktober 2021 zum Quartierszentrum Bahnhofsvorstadt weiterentwickelt wurde. Es befindet sich in städtischer Trägerschaft und hat seinen Sitz im Wilhelm-Waiblinger-Haus.
Im Jahr 2024 wird der bisherige Quartiersentwicklungsprozess ausgewertet. Auf Grundlage der Erkenntnisse aus der bisherigen Quartiersarbeit wird die Stadtverwaltung Vorschläge zur Weiterentwicklung in der Stadt Heilbronn unterbreiten.