Ärger über Kneipenlärm, Falschparker und "dreckigen Verkehr" in Heilbronn
In der Bürgerversammlung zur Heilbronner Kernstadt bringen Bürger einige Kritikpunkte an. Die Rathausspitze verweist auf komplexe Lösungen, die oft etwas länger dauern. Bei der Qualität der Innenstadt verteidigen sie mit Nachdruck die positive Entwicklung.
Diese Aussagen einer Anwohnerin forderten die Rathausspitze heraus. "Die Fußgängerzonen in Heilbronn sind keine tollen Vorzeigeprojekte. Es fehlen mehr Grün, mehr schattige Bäume, mehr Plätze zum Hinsetzen. Die Metallstühle am Kiliansplatz sind nicht sehr attraktiv. Wie kann man die Bereiche attraktiver gestalten, damit man gern in die Innenstadt geht?", wollte die Bürgerin am Mittwochabend in der Bürgerversammlung zur Heilbronner Kernstadt wissen.
Hajek: Es gibt wenige Städte, die so eine grüne Innenstadt haben wie Heilbronn

Finanzbürgermeister Martin Diepgen verwies auf das viele Grün in der Innenstadt gerade in diesem Jahr, auf ein begeisterndes Kulturprogramm. Ein Konzept für die kleinen Gassen werde erarbeitet. Auch Oberbürgermeister Harry Mergel ließ die Aussage so nicht stehen, sprach von tollen Plätzen am Neckarufer, "um die uns andere Städte beneiden". Man sei schon sehr fortschrittlich in der Innenstadt, da sollte man die Stärken "etwas selbstbewusster nach außen tragen". Baubürgermeister Wilfried Hajek sprach von vielen Ansprüchen in einer Innenstadt. Auf dem Kiliansplatz fänden auch große Veranstaltungen oder Demonstrationen statt. Den Platz könne man nicht mit Bäumen bepflanzen, mobile Grüneinsätze seien die richtige Lösung. Und: Es gebe wenige Städte, "die so eine grüne Innenstadt haben wie Heilbronn".
Bürgerbeteiligung für Verbesserung in nördlicher Innenstadt startet im Dezember

Das Problem, dass eine Stadt unterschiedliche Interessen ausbalancieren muss, stellt sich auch im Viertel nördliche Innenstadt. Der Verkehr in der Gerberstraße sei "laut und dreckig", sagte Anwohnerin Irene Schnabel, das Viertel ächze unter den Belastungen. "Wer kann, zieht weg." Wann dort endlich eine Lösung gefunden werde? OB Harry Mergel verwies auch auf die Interessen von Einzelhändlern und Gastronomen. Man sei "intensiv dabei", eine Lösung zu finden, um die Straße zu entlasten. Da die Gerberstraße eine Durchgangsstraße sei, müsse die Lösung großräumiger angelegt werden. Jens Boysen vom Amt für Straßenwesen ergänzte, dass die Bürgerbeteiligung zur nördlichen Innenstadt im Dezember starte. Im Frühjahr wolle man Maßnahmen erarbeiten.
Die Nachtruhe ab 22 Uhr sieht ein Anwohner der Bahnhofsvorstadt sträflich missachtet, weil Stadt und Gemeinderat den Gastronomen längere Öffnungszeiten auf Terrassen erlaubt hätten. "Man kann nicht in Ruhe schlafen", kritisierte er. Bürgermeisterin Agnes Christner verwies auf die Abwägung verschiedener Interessen, die der Anwohner, aber auch jene der von der Pandemie stark getroffenen Gastwirte. Man sei dabei, die Regelung klären zu lassen.
Schonzeit für Falschparker? Stadt verweist auf 80.000 Knöllchen im Jahr

Noch ein Ärgernis: Müll und Falschparker im Viertel. Teilweise würden Bürger große Mülltüten ablegen, die dann einige Tage im Straßenraum stehen. "Dann kommt immer mehr Müll dazu", sagte Bernd Saxenberger. Dass Falschparker manchmal tagelang ungeahndet im Halteverbot stehen könnten, versteht er auch nicht. Ohne Kontrollen "braucht man auch kein Halteverbot". Man kontrolliere intensiv, "wir können aber nicht überall gleichzeitig sein", antwortete Agnes Christner. In solchen Fällen könne man das Ordnungsamt informieren. Die derzeitige Leiterin Kristine Pohlmann sprach von 80 000 Knöllchen für Falschparker in der Stadt pro Jahr. "Wir sind unterwegs, aber nicht jeden Tag in jeder Straße".
Mehr Sanierungsarbeiten an Radwegen jenseits von Radrouten und Fahrradstraßen wünscht sich ein Bürger. Zum Beispiel an der Stuttgarter Straße "haut es einen fast aus dem Sattel". Baubürgermeister Wilfried Hajek bat um Geduld, man könne in einer gewachsenen Stadt nicht mit einem Fingerschnippen das Radnetz erneuern. Man investiere viel, habe einen Preis vom ADFC als Aufsteigerstadt Radverkehr erhalten. "Wir sind auf einem guten Weg." Zu einer neuen Radroute über die alte Bottwarbahntrasse und den Lerchenbergtunnel in die Innenstadt äußerte sich Hajek vorsichtig. Es gehe bei dem Projekt auch um Standsicherheit und Haftungsfragen. "Das klären wir vorher." Ein Fachbüro sei beauftragt worden.



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