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Nilgänse breiten sich in Heilbronn immer mehr aus

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Die Verbreitung der Nilgans wird in Parks und am Flussufer zunehmend zum Problem. Die Tiere verdrängen heimische Arten und verdrecken die Uferwege. Die Stadt denkt nun über Maßnahmen zur Eindämmung nach.

Sie ist aggressiv, anpassungsfähig und breitet sich sehr schnell aus: Die Nilgans wird in Heilbronn immer mehr zum Problem.
Sie ist aggressiv, anpassungsfähig und breitet sich sehr schnell aus: Die Nilgans wird in Heilbronn immer mehr zum Problem.  Foto: Kunz, Christiana

Sie sind unschön und halten sich hartnäckig: die zahlreichen grünen Flecken, die Nilgänse in Heilbronn vor allem im Stadtteil Neckarbogen und auf der Promenade entlang des Neckars in Richtung Wertwiesenpark hinterlassen.

Und die Flecken werden immer mehr, genauso wie ihre Verursacher. Manche Abschnitte auf dem ehemaligen Buga-Gelände sind zeitweise kaum noch passierbar, ohne das man in den Kot der Nilgänse tritt. Die Stadtreinigung müht sich zwar, kommt aber bei der Vielzahl der Tiere an manchen Stellen kaum noch hinterher.


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Nilgänse in Heilbronn: Regulierung notwendig


Wirksame Maßnahmen

"Im vergangenen Jahr war das Problem noch nicht so groß", bekennt Harald Wild. "Wir sind deshalb derzeit mit dem Grünflächenamt im Gespräch", so der Leiter der städtischen Jagdbehörde gegenüber der Stimme. Doch wirksame Maßnahmen, um gegen die invasive Tierart vorzugehen, die einst als Ziervogel von Nordafrika nach Europa kam, gibt es nur wenige, wenn man die Jagd ausschließt.

"Einzig zulässige Gegen-Maßnahme ist die Vergrämung durch Flatterbänder und lärmendes Klappern", erklärt Dr. Jürgen Hetzler vom Grünflächenamt Heilbronn. Auch hohes Gras meiden die Tiere. Doch beide Maßnahmen sind an den betroffenen Plätzen nicht praktikabel, ohne die Aufenthaltsqualität für die Menschen erheblich zu beeinträchtigen.

Jagd grundsätzlich erlaubt

Tatsächlich ist aber auch die Jagd auf die Tiere erlaubt, widerspricht das Stuttgarter Regierungspräsidium auf Anfrage. Und das nicht nur außerhalb der Stadt, wie es auch in der Region praktiziert wird, sondern sogar in sogenannten befriedeten Bezirken wie dem Neckarbogen oder am Neckarufer. "Beim Vorliegen erheblicher Schäden oder Wildtier-Mensch-Konflikte kann eine Bejagung von der Unteren Jagdbehörde genehmigt werden", stellt RP-Sprecherin Lisa Schmidt klar. Die Jagd innerhalb eines Stadtgebietes kann allerdings nur "ausnahmsweise mittels speziell geschulter Personen stattfinden", so die Sprecherin. Diese Ausnahme kann die Jagdbehörde in Heilbronn erlassen.

Probleme in vielen Städten

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Kein schöner Anblick im Stadtteil Neckarbogen: Zahlreiche Nilgänse hinterlassen ihr unschönes Geschäft auf Wegen, Plätzen und Anlagen. Fotos: Christiana Kunz  Foto: Kunz, Christiana

"Die Durchführung wäre nicht das Riesenproblem, aber man muss abwägen", sagt deren Leiter Harald Wild. Konkret denke man derzeit nicht über eine Jagdaktion nach, so Wild. In Heidelberg gab es solche Aktionen am Neckarufer und in einigen Freibädern bereits. Die Stadt Stuttgart denkt derzeit über ein Nilgans-Management mit verschiedenen Maßnahmen nach, um die Population der Tiere zu verringern. In Bayern gibt es solche Management-Pläne bereits. Dort werden auch Eier aus den Brutgelegen entnommen oder durch Attrappen ausgetauscht, um die Zahl der Nilgänse zu begrenzen.

Anpassungsfähige Vögel

Auch dieses Verfahren wäre in Heilbronn möglich. Zuvor müssten Stadt oder Besitzer von Flächen aber nach Angaben des Regierungspräsidiums eine Managementkonzeption erstellen, die von der städtischen Jagdbehörde zu genehmigen ist. "Mir ist auch bekannt, dass man Eier spritzen kann, um ein Ausbrüten zu verhindern", sagt Harald Wild. "Dazu muss man die Eier aber erst einmal finden", macht der Behördenleiter klar. Das ist bei Nilgänsen offenbar gar nicht so leicht. Denn die anpassungsfähigen Tiere suchten sich immer neue Plätze aus, um ihre Brut zu schützen.

"Manchmal legen sie einfach zwei Steine zusammen und platzieren die Eier darunter", hat Wild festgestellt. Inzwischen gingen die Tiere sogar schon dazu über, die Gelege in Nester von Falken oder anderen Vögeln abzulegen, die sie zuvor vertreiben. Überhaupt ist die weitere Verdrängung einheimischer Arten ein großes Problem. Schon heute sieht man am Neckar und in den Parks immer weniger Enten.

"Wir stecken nicht den Kopf in den Sand", versichert Harald Wild. Für ihn wäre der Abschuss allerdings die Ultima Ratio. "Ich bin dafür offen", sagt er. Aber dazu brauche er auch die politische Rückendeckung macht der 61-Jährige klar.

 

 
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