Stimme+
Regionalverkehr
Lesezeichen setzen Merken

Wegen Preisdebatte: Sorge um Zugkraft des Deutschlandtickets

   | 
Lesezeit  2 Min
Erfolgreich kopiert!

Wird das Deutschlandticket teurer? Die Debatte ist in vollem Gang. Martin Mäule vom regionalen Tarifverbund HNV fürchtet, dass der positive Image-Effekt durch einen Preissprung ins Gegenteil umschlagen könnte.

von Alexander Hettich und dpa

"Das Deutschlandticket hat ein positives Image für den ÖPNV gebracht", sagt Martin Mäule, Geschäftsführer des Verbunds Heilbronner-Hohenloher-Haller Nahverkehr (HNV).  "Das könnte ins Gegenteil umschlagen." Hintergrund der Befürchtung sind Diskussionen um höhere Kosten und eine möglichen Preissprung des Tickets, das seit Mai für 49 Euro im Monat bundesweit freie Fahrt in Bussen und Bahnen des Regionalverkehrs ermöglicht. 

 


Mehr zum Thema

Der Verband Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) warnt vor einem Aus des Deutschlandtickets.
Stimme+
Meinung zur Preiserhöhung
Lesezeichen setzen

Deutschlandticket droht teurer zu werden: Ein Balanceakt


Bund und Länder subventionieren das Ticket im ersten Jahr je zur Hälfte mit drei Milliarden Euro. Die Finanzierung für 2024 ist nicht gesichert. Der Verband Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) prognostiziert für 2024 einen Bedarf von über einer Milliarde Euro mehr auf insgesamt 4,09 Milliarden. Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) hat eine höhere Bundesbeteiligung bereits ausgeschlossen. Nach einem Szenario des VDV ergäbe sich ein Preis von 59 Euro monatlich.

In der Region fast 15.000 Deutschlandtickets verkauft

"Uns fehlt die Zeit zu beobachten, wie die Kunden sich verhalten", kritisiert HNV-Chef Mäule. Keiner wisse, wie viele Kunden bei einer Preiserhöhung kündigten. Schon jetzt beobachtet der regionale Verbund eine hohe "Agilität". Etwa zehn Prozent der Nutzer kündigten ihr Ticket kurzfristig, wenn sie es nicht brauchen, und buchen es neu. Die monatliche Kündbarkeit war von der Politik ausdrücklich gewünscht, den Anbietern erschwert sie die Kalkulation.

Laut VDV-Papier befinden sich die Verkaufszahlen für das Ticket bei allen Verbünden und Unternehmen im „Hochlauf“. Der Verband geht für ein volles Jahr nach Einführung - also Ende April 2024 - von rund 13 Millionen regelmäßigen Nutzern aus. Im Heilbronner Verbund HNV wurden bislang 14.600 Deutschlandtickets verkauft, von Mai bis Juli gab es einen Anstieg um 43 Prozent.

 


Mehr zum Thema

Der Verband Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) warnt vor einem Aus des Deutschlandtickets.
Berlin
Lesezeichen setzen

Hohe Zusatzkosten erwartet: Wird Deutschlandticket teurer?


Vor allem Jobtickets laufen gut, fast 5000 sind im Umlauf, hier lag das Plus gegenüber dem Mai bei fast 50 Prozent. Arbeitgeber können ihren Mitarbeitern einen Zuschuss zum Jobticket zahlen. Sie müssen mindestens 25 Prozent beisteuern, es geht aber auch mehr. Dann gibt es nochmal fünf Prozent Rabatt  auf den Ticketpreis. Besonders großzügig zeigen sich hierbei die Kommunen. Mitarbeiter der Stadt Heilbronn zahlen etwa nur einen Eigenanteil von fünf Euro, den Rest übernimmt die Stadtkasse. Neckarsulm ermöglicht seinen Beschäftigten die Fahrt zum Nulltarif. 

Verkehrsbranche prognostiziert vier Milliarden Zuschussbedarf

Durch das Deutschlandtickets haben sich die Finanzierungsanteile verschoben. Nach Stimme-Informationen kommen 36 Prozent der Einnahmen von den Beiträgen der Fahrgäste, also fast zwei Drittel von der öffentlichen Hand. Zuvor war das Verhältnis umgekehrt. 

Der Prognose zufolge ergibt sich für 2023 angesichts des verkürzten Geltungszeitraums von Mai bis Dezember ein Zuschussbedarf von rund 2,3 Milliarden Euro - das zugesagte Geld von Bund und Ländern reicht also aus. Vom Zuschussbedarf von 4,09 Milliarden im kommenden Jahr sind 3 Milliarden von Bund und Ländern fest zugesagt. Eine "Nachschusspflicht" im Falle von Mehrkosten gibt es ab 2024 nicht.

Als Kerntreiber für den höheren Bedarf nennt der VDV die zunehmende Zahl der Fahrgäste, die von anderen Tickets umsteigen. Das führt aber dazu, dass die Einnahmen aus bisherigen Abos und dem Verkauf von Einzelfahrscheinen oder Monatskarten sinken. Das kann durch die Einnahmen aus dem Deutschlandticket nicht ausgeglichen werden.

Kommentar hinzufügen

Kommentare

Neueste zuerst | Älteste zuerst | Beste Bewertung
Keine Kommentare gefunden
  Nach oben