Schwerer Raub und Bedrohung in Heilbronn: Zeugen mit erheblichen Gedächtnislücken
Im Prozess gegen zwei Angeklagte wegen schweren Raubes, Körperverletzung und Bedrohung in Heilbronn brauchten die Richter viel Geduld. Eine Zeugin kam gar nicht, andere wiesen erhebliche Gedächtnislücken auf.
Dass er am 30. April 2025 kurz vor Mitternacht mit einem Cuttermesser auf dem Heilbronner Marktplatz bedroht worden sein soll, will der Geschädigte vergessen haben. Am zweiten Verhandlungstag vor dem Heilbronner Landgericht konnte sich der afghanische Staatsbürger zunächst an gar nichts mehr erinnern. Später fiel ihm ein, dass er an diesem Abend von sechs Männern auf dem Marktplatz zusammengeschlagen worden sei. Von einem Messer wisse er nichts.
Prozess in Heilbronn: Vorwurf des schweren Raubs nach Streit in Gaststätte
Seit Anfang Dezember müssen sich ein Marokkaner und ein Algerier vor der 13. Großen Strafkammer verantworten. Staatsanwältin Catrin Waldhier wirft dem Hauptangeklagten S. unter anderem schweren räuberischen Diebstahl und gefährliche Körperverletzung vor.
Den Angeklagten A. beschuldigt die Staatsanwältin der Beihilfe beim Raub eines Handys am 27. Mai 2025 in einer Gaststätte am Heilbronner Bahnhof. Dabei soll S. dem Geschädigten auch eine Bierflasche auf dem Kopf zertrümmert haben.

Video zeigt Schlag mit Flasche auf Kopf eines Gastes in Heilbronner Lokal
Aufnahmen der Überwachungskamera in der Gaststätte hatten den Schlag mit der Bierflasche bereits am ersten Verhandlungstag gezeigt. Bei der Verhandlung am Mittwoch bestätigte die Bedienung den Angriff auf den Gast, dem S. offenbar zuvor das Smartphone gestohlen hatte. Das Handy ist bis heute nicht mehr aufgetaucht. Auch der Geschädigte ist offenbar nicht mehr auffindbar.
Bereits knapp einen Monat davor soll der Marokkaner S. auf dem Heilbronner Marktplatz einen Afghanen mit einem Cuttermesser bedroht haben. Er selbst bestritt das. Auch der Geschädigte wollte kein Messer gesehen haben. Die Freundin des Bedrohten konnte sich dagegen daran erinnern, wie S. ihrem Freund das Messer an den Hals gehalten haben soll.
Unterschiedliche Aussagen gab es auch darüber, wie der Streit entstanden ist. Während S. behauptete, er habe vom Afghanen Drogen gewollt, ohne zu bezahlen, sagte der Bedrohte selbst, er wissen gar nicht was Cannabis ist. Vielmehr soll der Angeklagte seine Freundin bedrängt haben. Die 18-Jährige bestätigte diese Version
Streit auf Heilbronner Marktplatz: Zeugen machen unterschiedliche Aussagen
Erhebliche Gedächtnislücken wies auch ein weiterer Zeuge auf, der derzeit wegen eines anderen Verfahrens in einer Justizvollzugsanstalt sitzt und bei dem Streit auf dem Marktplatz eingegriffen haben soll. „Ich kann mich nicht erinnern“, sagte der 18-Jährige. Später sagte er, eine Schlägerei habe es nicht gegeben, nur ein Wortgefecht.
Geduld brauchten die Prozessbeteiligten auch bei einer weiteren Zeugin, die Ende April bei der Heilbronner Polizei Aussagen zum Vorfall auf dem Marktplatz gemacht hatte. Sie ist am Mittwoch gar nicht erst zur Verhandlung erschienen. Der Vorsitzende Richter Lutz Hils wollte sie darauf von der Polizei vorführen lassen. Die Beamten mussten allerdings passen. Die 16-Jährige, die sich in einer Einrichtung für schwer erziehbare Jugendliche befindet, sei nicht auffindbar.
Angeklagter soll Angestellten in Heilbronner Grillstube gedroht haben
Besser erinnerten sich zwei Zeugen, die zu einem weiteren Anklagepunkt der Staatsanwaltschaft gehört wurden. So soll S. am 12. April 2025 nach Mitternacht in einer Grillstube in der Heilbronner Kaiserstraße eine Glasflasche zerschlagen und damit einem Angestellten gedroht haben. Eine Bedrohung räumte der Beschuldigte zwar ein. Allerdings sei keine Flasche im Spiel gewesen. Der Angestellte konnte sich dagegen gut an die Flasche erinnern.
Richter Lutz Hils hat bereits für kommenden Freitag das Urteil angekündigt.
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