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Gedenkfeier zur Reichspogromnacht in Heilbronn – Zeichen im Kampf gegen Antisemitismus

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Heilbronn erinnert am Samstag den Opfern der Reichspogromnacht. Bei der Gedenkfeier auf dem Max-Beermann-Platz wird auch zum Kampf gegen Antisemitismus aufgefordert.

Von Stefanie Pfäffle

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In mehreren Reihen stehen die Menschen auf dem Max-Beermann-Platz in Heilbronn, dicht gedrängt bis in den Synagogenweg hinein. Sie sind gekommen, um an einen „Tag der Schande“, wie es Oberbürgermeister Harry Mergel formuliert, zu erinnern: Die Reichspogromnacht am 9. November 1938, als aus Diskriminierung Verfolgung und Vernichtung jüdischer Mitbürger wurde. Lange her, doch die „tiefschwarzen Dunkelstellen“ dieser Zeit sind zurück, stellt der evangelische Dekan Christoph Baisch fest.

Gedenkveranstaltung für Opfer der Reichspogromnacht in Heilbronn

Der Posaunenchor aus Horkheim und Heilbronn spielt „Wo Menschen sich vergessen“ mit der Zeile „dass Frieden werde unter uns“. Im Nahen Osten scheint dieser weiter weg als je zuvor, wobei Harry Mergel betont, dass alle unschuldigen Opfer betrauert werden.

Zum Abschluss der Gedenkfeier werden am Gedenkstein der Synagoge Kränze niedergelegt.
Zum Abschluss der Gedenkfeier werden am Gedenkstein der Synagoge Kränze niedergelegt.  Foto: Pfäffle, Stefanie

„Auch in Deutschland aber nehmen antisemitisch motivierte Straftaten wieder zu.“ Das dürfe und wolle man nicht dulden, deswegen setze man an diesem Tag ein Zeichen. „Ein Zeichen des Erinnerns, aber auch ein Zeichen der Verantwortung, dass so etwas wie damals nie wieder geschieht.“ Das ist die Verpflichtung, die aus dem Gedenken an den 9. November 1938 erwächst. Für die Gedenkveranstaltung in Heilbronn wurden im Vorfeld mehrere Sicherheitsmaßnahmen ergriffen.

Antisemitismus damals und heute: Heilbronn mit Gedenkfeier zur Reichspogromnacht 

Dekan Baisch hebt die „tiefschwarzen Dunkelstellen“ im Gestern und Heute hervor, verhärtete Dunkelheiten in den Köpfen. „Untaten mitten in der Alltagsgesellschaft, als gehöre sich das eben jetzt so“, kommentiert er die Reichspogromnacht.

Und auch heute, spätestens seit dem Angriff der Hamas auf Israel, fühlten sich Juden in Deutschland nicht mehr sicher. Das müsse man ernst nehmen. Im Rückblick müsse man eingestehen, dass der solidarische Schmerz und die Erschütterung zu wenig öffentlich gezeigt wurden, ein „ohrenbetäubendes Schweigen“, wie es eine jüdische Ärztin in Stuttgart formuliert.

Daher gelte es nun, die Stimme zu erheben, Akzeptanz, Respekt und Mitmenschlichkeit zu fordern. Die Verbundenheit schließe nicht aus, auch im Mitgefühl mit den leidenden Menschen in Gaza oder in Kritik an der israelischen Regierung, die Stimme zu erheben. Doch wenn dieser Protest zur Anfeindung von Juden führt und dazu, dass der Staat Israel in Frage gestellt wird, werde das Feld der politischen Debatte verlassen. „Dann ist der dunkle Sumpf des Antisemitismus betreten.“


Oft heiße es, die tiefschwarzen Dunkelstellen in unserem Land seien durch Migration verursacht und sicher müsse das beobachtet werden, doch der Antisemitismus finde sich genauso ganz rechts, ganz links und in der Mitte. „Es braucht den klaren und ehrlichen Blick und die Kraft zum Widerspruch.“ Gerade am 9. November. Das Gedenken ruft zum Handeln.“ Zum Abschluss wurden Kränze an dem Gedenkstein der abgebrannten Synagoge abgelegt.

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