Quantencomputing: Heilbronn will sich auch hier weltweit einen Namen machen
Wissenschaftler und Fachkräfte gewinnen, Unternehmen fortbilden, neue Geschäftsmodelle entwickeln: Beim Quantencomputing haben ein Fraunhofer-Institut und die Dieter-Schwarz-Stiftung in der Region Heilbronn-Franken viel vor. So profitieren Firmen davon.
Heilbronn macht mit dem Innovationspark Künstliche Intelligenz (Ipai) im Bereich KI auf sich aufmerksam. Auch bei der Quantentechnologie soll Heilbronn nun zur wichtigen Anlaufstelle werden – und das soll ebenfalls den Unternehmen zugutekommen.
Zwei Quantencomputer kommen vermutlich in den nächsten Jahren in die Stadt, die aufgrund der zugrunde liegenden Physik in manchen Bereichen komplexe Informationen schneller bearbeiten als klassische Rechner.
Quantencomputing: Darum geht es in der Region Heilbronn-Franken
Sogenanntes Quantencomputing kommt ohne diese Hochleistungsmaschinen aus, es funktioniert auf herkömmlichen Computern: Dabei simulieren entsprechende Algorithmen die physikalischen Effekte, und auch sie haben für bestimmte Aufgaben deutliche Vorteile gegenüber klassischen Computer-Programmen. Hier soll sich einiges in der Region Heilbronn tun, gefördert von der Dieter-Schwarz-Stiftung.
In Stuttgart hat das Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation (IAO) die sogenannte Roadmap für die Region vorgestellt. Das erklärte Ziel: „Quantencomputing hat das Potenzial, bestehende technologische Systeme weitreichend zu transformieren.“ In diesem Kontext soll sich die Region im globalen Quantencomputing-Ökosystem positionieren. „Auf Basis der regionalen Ressourcen und Kompetenzen wird ein einzigartiges Forschungsprofil geformt, das den Ausgangspunkt für den Aufbau eines international vernetzten Wissenshubs bildet.“
Quantencomputing, Künstliche Intelligenz, Cyber Security: Um diese drei Punkte geht es
Die Verantwortlichen möchten den Schwerpunkt auf Quanten-KI legen, Datensicherheit (Cyber Security) ist ebenfalls ein Anliegen. Immer gehe es darum, den Transfer zu Anwendungen zu erreichen, sagt Oliver Riedel von Fraunhofer IAO bei der Vorstellung.
Fachkräfte sollen akademisch ausgebildet werden, dafür möchte Fraunhofer mit der Technischen Universität München, die schon in Heilbronn vertreten ist, sowie der Eidgenössischen Technischen Hochschule (ETH) Zürich zusammenarbeiten. Die Universität Stuttgart ist über ein Fraunhofer-Lab für anwendungsorientiertes Quantencomputing genauso involviert.
Chancen für Heilbronn-Franken: So schätzen Wissenschaftler das Potenzial beim Quantencomputing ein
Man müsse zusammenarbeiten, sagt in Stuttgart Dominic O’Brien von der University of Oxford, der zum Beraterkreis des Quantencomputing Heilbronn gehört. Auf einem guten Weg sieht auch Achim Kempf von der University of Waterloo (Kanada) die Region. „Abzuwarten ist keine Option“, sagt der Professor, ebenfalls die Region berät und von der Dieter-Schwarz-Stiftung gefördert wird. Man müsse die erhofften Vorteile von Quantencomputern weit fassen, sagt er: Nicht nur Schnelligkeit könnte ein Vorteil sein, vielleicht lieferten diese Maschinen in bestimmten Bereichen teilweise bessere Ergebnisse und kämen mit weniger Energie aus.
Tilman Pfau von der Uni Stuttgart reizt die Verbindung von KI und Quantencomputing. Durch die Roadmap soll die Anwendung von Quantencomputing in Unternehmen vorangetrieben sowie neue Geschäftsmodelle entwickelt werden. Wohin die Reise mit Start-ups in der Region Heilbronn-Franken gehen könnte, ist für ihn derzeit offen. Anwendungen, um Quantencomputer zu steuern: Möglicherweise fänden hierauf spezialisierte neue Firmen aus der Region weitere Einsatzmöglichkeiten, sagt er.
Quantencomputing als ein Werkzeug: Deshalb sollten Firmen darauf setzen
Quantencomputing sei ein Werkzeug für Unternehmen wie klassisches Programmieren. Davon überzeugt ist Christian Tutschku, der bei Fraunhofer IAO das Team Quantencomputing leitet. Er blickt dabei auch auf KI, die in vielen Bereichen eingesetzt werde.
Um ihre Wettbewerbsfähigkeit zu erhalten, sollten Unternehmen auf Quantencomputing setzen, so Christian Tutschku. Mit der nun vorgestellten Roadmap soll es gelingen, Talente als Fachkräfte in die Region zu bekommen. Fraunhofer IAO werde auf Unternehmen zugehen, sie in einem ersten Schritt an einen runden Tisch holen. Firmen müssen aber nicht warten, aufs Quantencomputing angesprochen zu werden. „Jeder kann daran teilnehmen.“

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