Bierflasche vor Heilbronner Kneipe auf Kopf zertrümmert: Opfer spricht über Folgen
Mit einer Bierflasche soll ein 38 Jahre alter Deutscher am 1. November 2024 vor einer Kneipe beim Heilbronner Bahnhof einen Mann auf den Kopf geschlagen haben. Die Staatsanwaltschaft wirft dem Angeklagten nun versuchten Totschlag vor.
Die rund acht Zentimeter lange Narbe auf der linken Wange zeichnet das Opfer auch noch rund viereinhalb Monate nach der mutmaßlichen Tat. Das linke Augenlid kann der Geschädigte seit dem Angriff auf ihn nicht mehr vollständig öffnen. Die linke Gesichtshälfte ist teilweise taub. „Wenn ich mich beim Rasieren schneide, spüre ich das nicht“, sagte er beim Prozessauftakt vor der Schwurgerichtskammer des Heilbronner Landgerichts am Donnerstag, 20. März.
Streit vor Heilbronner Kneipe – Anklage: Tod des Opfers billigend in Kauf genommen
Angetan haben soll ihm das der Angeklagte, der sich zunächst weder zu seinen persönlichen Verhältnissen noch zum Vorwurf der Anklage äußern wollte. Staatsanwältin Melanie Stahlmann wirft ihm vor, in der Halloween-Nacht auf den 1. November gegen 2.34 Uhr dem mutmaßlichen Opfer vor der Kneipe eine Bierflasche auf dem Kopf zertrümmert zu haben. Dabei habe er den Tod des Opfers billigend in Kauf genommen, so die Staatsanwältin. Die Anklage lautet deshalb versuchter Totschlag und gefährliche Körperverletzung.

Vorausgegangen ist offenbar ein Streit zwischen dem Angeklagten und der Kneipenwirtin. Der Beschuldigte habe dort zwar seit sechs bis sieben Jahren Hausverbot. „Weil er seine Rechnungen nicht bezahlt, klaut, sich bei Gästen einmischt und uns beleidigt“, sagt die Wirtin im Zeugenstand. In dieser Nacht tauchte er aber trotzdem wieder auf. Weil er wollte, dass die Kellnerin ihm ein Taxi bestellt, was diese aber vehement ablehnte.
Angeklagter hatte Hausverbot in Heilbronner Kneipe – Wirtin übelst beschimpft
Darauf verließ der Beschuldigte schimpfend das Lokal. Auf dem Film der Überwachungskamera in der Gaststätte ist zu hören, wie der Angeklagte die Wirtin unter anderem als „Hure“ titulierte. Wenige Sekunden später schlug er außerdem offenbar von draußen auf die Fensterscheibe der Gaststätte.
Daraufhin stand der Geschädigte, der zu diesem Zeitpunkt Gast in dem Lokal war, von seinem Stuhl auf und ging gegen den ausdrücklichen Rat der Wirtin auf die Straße. „Ich wollte behilflich sein“, sagte das mutmaßliche Opfer. Außerdem habe er Angst gehabt, „dass etwas passieren könnte“.
Vor Kneipe in Heilbronn: Beschuldigter soll auch mit Füßen getreten haben
Draußen habe er den Angeklagten gefragt, warum er die Frau beleidigt habe. Darauf sei der Angesprochene auf ihn zu gerannt und habe eine Bierflasche auf seinen Kopf geschlagen. Ob es davor ein Gerangel gab, konnte die Kammer nicht klären. Die Wirtin will gesehen haben, dass der Angeklagte vor dem Schlag mit der Bierflasche auch mit den Füßen nach ihrem Gast getreten haben soll.
Das Opfer sei jedenfalls gestürzt und habe eine blutende Wunde im Gesicht gehabt. „Es ist heruntergelaufen wie Wasser“, sagte der Geschädigte, der in diesem Prozess auch als Nebenkläger auftritt.
An eine ganze Reihe von Einzelheiten konnte sich das mutmaßliche Opfer im Zeugenstand nicht mehr erinnern. Aussagen über seinen eigenen Alkoholkonsum in dieser Nacht wichen von den Angaben der Wirtin ab. Auch Videosequenzen der Überwachungskamera standen teilweise mit seinen Schilderungen nicht im Einklang. So hat er sichtlich erst gar nicht gemerkt, dass er blutete.
Nach Angriff in Heilbronn: Schnittverletzung im Gesicht reichte bis auf den Knochen
Dabei hat der Geschädigte eine acht Zentimeter lange Schnittwunde an der Wange davongetragen, die laut Anklage bis auf den Knochen reichte. Die Schnittverletzung habe den linken Kaumuskel und die Ohrspeicheldrüse durchtrennt. Die Lähmung der Gesichtsnerven der linken Seite dauere bis heute an.
Der Beschuldigte befindet sich seit 1. November in Untersuchungshaft. Die Schwurgerichtskammer hat für den Prozess sieben Verhandlungstage angesetzt und insgesamt 16 Zeugen sowie zwei Sachverständige geladen.
Die Entschuldigung des Angeklagten, der derzeit in der Justizvollzugsanstalt Heilbronn in Untersuchungshaft sitzt, wollte die Wirtin im Gerichtssaal nicht annehmen. „Ich schaue ihn nicht an. Ich habe Angst vor ihm. Und das akzeptiere ich auch nicht.“
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