Neues Müllsystem in Heilbronn: Eigentümer müssen sich jetzt beeilen
Heilbronn krempelt 2026 das Abfall-System um. Alle Grundstückseigentümer müssen neue Behälter für Rest- und Biomüll bestellen. Die Frist läuft Ende August ab.
„Wir sind sehr zufrieden“, sagt Susanne Koch, Sachgebietsleiterin bei den Entsorgungsbetrieben der Stadt Heilbronn. Mehr als 80 Prozent der Grundstückseigentümer haben demnach auf dem Online-Kundenportal unter abfallwirtschaft.heilbronn.de ihren Bedarf angemeldet und neue Abfallbehälter in der gewünschten Größe bestellt.
Bei 23.000 Wohngrundstücken, die es in der Stadt gibt, fehlen immer noch mehrere Tausend Rückmeldungen, die Frist läuft Ende August ab. Dann hoffen die Entsorgungsbetriebe, den weitaus größten Teil der umfangreichen Datensammlung abgeschlossen haben, betonen aber: Auch danach werden schriftliche Bestellungen noch angenommen.

Neues Müllsystem in Heilbronn: Grundstücke jetzt maßgeblich, nicht Haushalte
Hintergrund der Aktion ist, dass Heilbronn beim Abfallsystem einen Kurswechsel vollzieht. Von 2026 ergeben sich einige Änderungen. Adressat des Gebührenbescheids ist künftig nicht mehr der einzelne Haushalt, sondern der Grundstückseigentümer oder Betriebsinhaber. Ein Vorgehen, das in anderen Stadt- und Landkreisen schon üblich ist.
Das heißt auch: Für Grundstücke mit mehreren Haushalten müssen der Eigentümer oder die Hausverwaltung die Bedarfsanmeldung übernehmen. Mieter in Mehrfamilienhäusern können sich auf Antrag zu sogenannten „Behältergemeinschaften“ zusammentun, sich also Mülltonnen teilen. „Das wird sehr gut angenommen“, berichtet Sachgebietsleiterin Susanne Koch.
Systemwechsel in Heilbronn betrifft Rest- und Biomüll
Der Systemwechsel betrifft den Rest- und Biomüll. Bei Verpackungen und Papier, den gelben und blauen Behältern, ändert sich nichts. Alle braunen und grauen Tonnen – mit Ausnahme der 660- und 1100-Liter Großbehälter – werden eingesammelt und gegen neue Behälter ausgetauscht, die mit einem Chip ausgestattet sind. Müllmarken gibt es dann nicht mehr.
Was öffentlich die größte Kritik hervorruft: Mit dem Behältertausch geht ein neues Gebührensystem einher. Kleinbehälter für Restmüll gibt es in den Größen 60, 120 und 240 Liter, die 40- und 80-Liter-Tonnen fallen weg. Die Müllabfuhr kommt weiter alle zwei Wochen, in der Grundgebühr inklusive sind künftig aber zwölf Leerungen. Jede Leerung darüber hinaus kostet extra.
Ziel: Anreize zu Müllvermeidung und Abfalltrennung
Beispiel: Wer seine 60-Liter-Restmülltonne ab 2026 zwölfmal zur Leerung rausstellt, bezahlt 116,40 Euro. Für die Biotonne, die 36 Mal im Jahr geleert wird, kommen 34,80 Euro jährlich dazu, macht zusammen 151,20 Euro. Im laufenden Jahr sind es 150 Euro, allerdings ist da die Leerung alle zwei Wochen schon mit drin.
Viele spontane Reaktionen sind: Dann zahle ich künftig das Doppelte. Das mag ungefähr hinkommen, wenn sich jeder Haushalt genau so verhält wie bisher. Die Stadt entgegnet, dass ein wichtiges Ziel des neuen Systems ja gerade sei, Anreize zur Müllvermeidung zu schaffen. Spielraum gibt es. Laut Naturschutzbund Nabu gehören zwei Drittel des Abfalls, der im Restmüll landet, dort nicht hin – Recyclingmaterial und Bioabfälle.
Die Heilbronner Entsorgungsbetriebe sind zurückhaltender und beziffern das ungenutzte Sortierpotenzial auf 50 Prozent – wer also sorgfältiger trennt, spart die Hälfte des Restmülls und fährt mit dem neuen Modell ungefähr gleich teuer, so das Argument. Ohnehin sind die Abfallbetriebe, nicht nur in Heilbronn, gezwungen, auf einen hohen Kostendruck zu reagieren. Sie profitierten häufig von Langzeitverträgen mit Entsorgern, die zu so günstigen Konditionen bei weitem nicht mehr abzuschließen sind.
Warum werden die alten Tonnen nicht aufgerüstet?
Hinzu kommt, dass das Verbrennen von Abfällen durch den steigenden CO2-Preis immer teuer wird. Betreiber von Müllverbrennungsanlagen müssen Zertifikate erwerben, deren Preis immer weiter steigt. Die Kosten geben sie an die Anlieferer weiter, dadurch steigen die Abfallgebühren. Das ist im Sinne des Klimaschutzes, wenn es tatsächlich dazu führt, dass Müll vermieden wird.
Verbreitetes Unverständnis gibt es auch für einen weiteren Aspekt: Damit das System funktioniert, brauchen die Behälter einen Chip, der durch Funkkontakt mit dem Müllauto jede Leerung automatisch erfasst. Rund 70.000 Tonnen werden ausgewechselt. Warum kann man nicht die alten Eimer mit moderner Technik nachrüsten? Das, so die Stadt, sei schlicht unwirtschaftlich.
Die Mülltonnen, die in Heilbronn im Umlauf sind, seine größtenteils über 20 Jahre alt und ohnehin reif für einen Austausch. Immer wieder fielen Räder oder Deckel ab, das Material ermüde und werde brüchig. Die alten Tonnen sollen soweit möglich geschreddert und recycelt werden. Wenn sie noch taugen, kommen sie in Gegenden zum Einsatz, wo es noch kein System mit gechippten Mülltonen gibt.
Problem: Wochenlang Tonnen-Flut im Haus
Ein Problem, das viele Heilbronner umtreibt: Die neuen Tonnen werden ab Oktober nach und nach ausgeliefert, die alten werden aber bis Jahresende gebraucht. Ausgediente Behälter lassen die Entsorgungsbetriebe erst ab Jahresanfang 2026 schrittweise abholen. Haushalte haben also über Wochen, vielleicht Monate einen doppelten Satz Restmüll- und Biotonne zu Hause. Vor allem in Mehrfamilienhäusern dürfte es da eng werden mit dem Stauraum.

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