Diakonie zu Straßenstrich-Verbot in Heilbronn: "Erreichen die Frauen kaum noch"
Prostituierte können in Heilbronn Hilfe und Beratung bei der Mitternachtsmission bekommen, die zum Diakonischen Werk für den Stadt- und Landkreis Heilbronn gehört. So läuft gerade das Angebot.
Heilbronn geht den Weg von Karlsruhe und will den Straßenstrich in der gesamten Stadt verbieten. Einig waren sich Stadträte in der entscheidenden Sitzung des Gemeinderats dabei, dass betroffene Frauen auch weiterhin Hilfsangebote brauchen. In Heilbronn kümmert sich die Mitternachtsmission, die zum Diakonischen Werk gehört, um die Frauen.
Den Straßenstrich in der Hafenstraße und weiteren Bereichen des Industriegebiets hat die Stadt schon länger untersagt, nach brutaler Gewalt von mindestens zwei bulgarischen Großfamilien. Die Polizei hatte auch Anzeichen von Menschenhandel und Zwangsprostitution gesehen.
Prostitution in Heilbronn: Mitternachtsmission spricht von erschwertem Zugang zu Betroffenen
Mit dem Verbot ist Prostitution in Heilbronn nicht verschwunden. Prostitution finde unter anderem in „prekären Wohnverhältnissen“ statt, weiß Karl Friedrich Bretz, Geschäftsführer des Diakonischen Werks in der Region. „Wir erreichen die Frauen kaum noch.“
Der Zugang zu den Betroffenen sei erschwert, sagt auch Kathrin Geih von der Mitternachtsmission. Seit dem ersten Verbot in Teilen von Heilbronn ab dem Jahr 2022 versuche sie, die Betroffenen übers Internet zu kontaktieren und aufzusuchen. Beim Straßenstrich seien die Frauen sichtbar gewesen, jetzt arbeiteten sie in Wohnungen, Pensionen oder Appartements. Die Mitternachtsmission bekomme auch Hinweise von Bürgern, wo man Frauen antreffen könne. Nur: „Der Zugang zu den Betroffenen ist erschwert“, so Kathrin Geih.
Prostitution hinter verschlossenen Türen: Gefahr für Gewalt durch Freier
Hinzu kommt ein weiterer Punkt: Hinter verschlossenen Türen sei die Gefahr für Gewalt durch Freier oder Zwang zur Prostitution groß, sagt Kathrin Geih.
„Wir bieten Ausstiegsberatung an, wenn wir in Kontakt kommen“, sagt die Mitarbeiterin der Mitternachtsmission. Nur: Es sei ein komplexer Weg, die Prostitution hinter sich zu lassen – kein einfacher. Frauen kämen beispielsweise aus Ländern mit großer Armut. „Völlig aufzuhören, ist ein Prozess“, so Kathrin Geih. Karl Friedrich Bretz spricht davon, dass man den Frauen eine Zukunftsperspektive bieten müsse.
Mitternachtsmission setzt auf Beziehungsarbeit und will Unterstützung bieten
Die Mitternachtsmission setze auf langfristige Beziehungsarbeit zu den Betroffenen, um deren Vertrauen zu gewinnen, und eine Unterstützung. „Es ist wichtig, dass die Frauen wissen, dass es Beratung gibt“, sagt Kathrin Geih. So können Betroffene beispielsweise in einer Ausstiegswohnung leben, wo mit ihnen auch Perspektiven entwickelt würden.
Zu den Hilfen gehört auch eine gynäkologische Sprechstunde, die zwei Mal im Monat angeboten wird – unterstützt von der Stadt Heilbronn. Es gebe hier ein Netzwerk von Ärzten. „Das Angebot muss sich etablieren und bewähren“, sagt Kathrin Geih. Damit wolle man beispielsweise auch jene Frauen erreichen, die alle zwei Wochen von Stadt zu Stadt weiterziehen. Sie hätten es schwer, medizinische Unterstützung zu erhalten.

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