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Messerangriff auf Polizisten in Rosengarten: Wegnahme zweier Kinder eskaliert

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Die Inobhutnahme zweier Kinder in Rosengarten im Landkreis Schwäbisch Hall ist völlig eskaliert. Unter anderem soll der Vater auf einen Polizisten eingestochen haben. Nun arbeitet das Landgericht Heilbronn die Tat auf. 


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„Ich denke jeden Tag an den 1. Juli“, sagte der mutmaßlich mit einem Messer angegriffene Polizeibeamte zum Prozessauftakt am Montag vor der Schwurgerichtskammer des Heilbronner Landgerichts. Von dem Einsatz in der Wohnung des Angeklagten habe er sich bis heute nicht erholt. Im Zeugenstand kämpfte der 34-Jährige mit den Tränen. Er sei jetzt in psychologischer Behandlung.

Zusammen mit drei weiteren Kollegen sollte der Beamte an diesem Tag einen Gerichtsvollzieher bei der Vollstreckung einer Inobhutnahme der beiden mutmaßlich verwahrlosten Kinder des Angeklagten und dessen Lebensgefährtin für das Jugendamt Schwäbisch Hall unterstützen. Die Eltern sollen vom ersten Augenblick an Widerstand geleistet haben. „Die Kinder bekommt ihr nicht“, hätten sie offenbar mehrfach geschrien. 

Messerangriff auf Polizisten in Rosengarten: Mann schlug Gerichtsvollzieher Tür vor der Nase zu

Nachdem der Angeklagte und seine Lebensgefährtin zunächst dem Gerichtsvollzieher die Türe vor der Nase zugeschlagen haben sollen, verschafften sich drei der Beamten offenbar mittels eines Dietrichs Zutritt zu der Wohnung. Ein weiterer Polizist postierte sich auf der Rückseite des Hauses, für den Fall, dass jemand über den Balkon flüchten würde.

Aggressiv sei die Situation gewesen. Immer wieder hätten sich die Eltern geweigert, die Kinder herauszugeben. Dabei hatte der Gerichtsvollzieher einen Beschluss des Amtsgerichts Schwäbisch Hall. „Die Situation war sehr aufgeheizt“, sagte der Gerichtsvollzieher zum Prozessauftakt.

Laut und hektisch sei es gewesen. Einer verbalen Auseinandersetzung folgte ein Gerangel. Schließlich sei der Angeklagte in ein anderes Zimmer verschwunden und postwendend zurückgekehrt. Dabei habe der Beschuldigte hinter einem Vorhang heraus unvermittelt mit einem Brotmesser auf Oberarm und Oberkörper des Polizisten eingestochen.

Angriff mit Brotmesser – Polizist durch Schutzweste vor Verletzungen geschützt

Der Beamte trug eine Schutzweste. Außer einem Hämatom am Arm blieb er physisch unverletzt. Auch an der Weste hat der Angriff offenbar keine Spuren hinterlassen.

Daraufhin hätten er und ein Kollege ihre Pistolen gezogen. Nachdem der Angeklagte daraufhin das Messer weggelegt habe, sprühte ihm offenbar der Kollege des mutmaßlich attackierten Polizisten Pfefferspray ins Gesicht. Der Rosengartener soll sich daraufhin über mehrere Stunden in einem hinteren Raum mit seinen Kindern verschanzt haben, worauf die Beamten Verstärkung gerufen haben.

„Die ganze Maschinerie kam in Gang“, sagte einer der Polizeibeamten im Zeugenstand. Sondereinsatzkräfte und eine Verhandlungsgruppe rückten an. Schließlich folgte der Zugriff. Die Kinder wurden dem Jugendamt übergeben.

Oberstaatsanwalt klagt unter anderem versuchten Totschlag an

Oberstaatsanwalt Harald Lustig wirft dem Angeklagten versuchten Totschlag, tätlichen Angriff auf einen Polizeibeamten in einem besonders schweren Fall sowie Freiheitsberaubung vor. Der beschuldigte deutsche Staatsbürger bestreitet die Tat.

Er habe nicht auf den Polizisten eingestochen. Er habe mit einer „gezielten Stichbewegung ins Leere“ nur versucht, den Polizisten Angst zu machen, sagte der gelernte Bäcker. Danach habe er deeskalieren wollen. Und um ein paar Minuten gebeten, um sich von den Kindern zu verabschieden. Das habe man ihm nicht gewährt, so dass er sich mit seinen Kindern ins Wohnzimmer zurückgezogen und mit ihnen gespielt habe.

Der mutmaßlich angegriffene Polizist ist bis heute krankgeschrieben und in psychotherapeutischer Behandlung. „Ich habe eine posttraumatische Belastungsstörung.“ Ein Wiedereingliederungsversuch in seinem Gaildorfer Polizeiposten ist gescheitert. Wie es mit ihm weitergehe, könne er nicht sagen.


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