Heilbronn bekommt KI-Graduiertenzentrum – doch eine Hochschule fehlt
In Heilbronn entsteht ein Landesgraduiertenzentrum für Angewandte Künstliche Intelligenz. Auf KI setzen Wissenschaftler der Hochschule Heilbronn schon lange, doch die sind nicht involviert.
Heilbronn bekommt ein Landesgraduiertenzentrum für Angewandte Künstliche Intelligenz. Das Land stellt für die Top-Nachwuchsforscher im Endausbau jährlich 30 Millionen Euro zur Verfügung, die Kosten der Gebäude übernimmt die Dieter-Schwarz-Stiftung aus Heilbronn. Bei der Vorstellung der Details in Stuttgart fiel auch das Stichwort Autonomes Fahren. Angewandte KI, autonomes Fahren: Das sind Punkte, die die Hochschule Heilbronn schon lange auf der Agenda hat und trotzdem beim Zentrum außen vor ist. Dazu beantworten wir einige Fragen.
Worum geht es beim Landesgraduiertenzentrum für Angewandte Künstliche Intelligenz (KI)?
In Stuttgart haben Wissenschaftsministerin Petra Olschowski und Professor Oliver Kraft, Vizepräsident Forschung des KIT, die Details des Zentrums vorgestellt. Was unter Angewandter KI zu verstehen ist, führten sie aus: Sichtworte waren unter anderem Robotic sowie Autonomes Fahren. Mit KI sowie Autonomem Fahren befassen sich auch Wissenschaftler am Techcampus Sontheim der Hochschule Heilbronn (HHN).
Landesgraduiertenzentrum für KI: Hochschule Heilbronn fehlt
Drei Universitäten kommen nach Heilbronn, warum ist die etablierte Hochschule Heilbronn (HHN) nicht dabei?
Auf Anfrage der Heilbronner Stimme äußerten sich Petra Olschowski und Oliver Kraft zur fehlenden Hochschule Heilbronn (HHN), die eine Hochschule für Angewandte Wissenschaften ist. Die Ministerin lobte die HHN, die eine wichtige Rolle spiele. Sehr stark kooperiere sie mit Unternehmen, es werde praxisnah ausgebildet. Positiv äußerte sie sich auch zur Dualen Hochschule Baden-Württemberg, die ebenfalls in Heilbronn vertreten ist. Dennoch zeigte die Ministerin die Unterschiede auf: Universitäten seien stärker in der Forschung ausgerichtet, sie hätten eine andere Zielgruppe als die HHN.
Wie äußern sich die Universitäten dazu, dass sie die HHN ignorieren?
Interessant war die Aussage von Oliver Kraft: Er sieht das Zentrum nicht in Konkurrenz zur HHN stehen. Bei KI müsse man zusammenarbeiten, sonst verliere man den Wettbewerb. Nur: Mit der HHN selbst hat er nach eigenen Angaben noch nicht gesprochen. In Karlsruhe, sagte er, sei die Zusammenarbeit mit der dort ansässigen Hochschule gut. Zudem sagte die Ministerin, dass man bisher relevante Studiengänge wie den Maschinenbau weiterentwickeln möchte. Außerdem sollen mit dem Landesgraduiertenzentrum die Nachwuchswissenschaftler schneller in die Praxis kommen. Laut der Ministerin sollen sie „früher ins System gebracht werden“.
Landesgraduiertenzentrum will Spitzennachwuchsforscher nach Heilbronn bringen
Was ist eigentlich das Graduiertenzentrum?
Das Landesgraduiertenzentrum will Spitzennachwuchsforscher nach Heilbronn bringen. Die Verantwortlichen hoffen, dass sie nach ihrer Promotion hier eigene Firmen gründen oder bei den etablierten anfangen. Es solle sich durch ein innovatives, flexibles und multidisziplinäres Promotionsprogramm auszeichnen, so jedenfalls die Ankündigung aus dem Wissenschaftsministerium. Es werde strukturiert und individuell auf die jeweils spezifischen Bedarfe der Promovierenden zugeschnitten. KIT-Professor Kraft sprach sogar von einem Leuchtturmprojekt, das entstehen soll. Da die Dieter-Schwarz-Stiftung die Gebäude finanziert, können 30 Millionen Euro „in die wissenschaftliche Leistung“ gesteckt werden, so Petra Olschowski.
Ich will promovieren, wie komme ich ins Landesgraduiertenzentrum?
Details zur Aufnahme gibt es noch nicht. In einem ersten Schritt sollen in den nächsten Monaten drei Gründungsdirektoren berufen werden. „Wir wollen zum Jahreswechsel starten“, kündigt Petra Olschowski an. Im Endausbau sollen in Heilbronn zehn Professoren sowie 57 Promovierende sowie 19 Postdoktoranden beschäftigt sein. Die drei Universitäten haben den ganzen wissenschaftlichen Nachwuchs im Blick, die Guten sollen sehr früh gefördert werden. Laut Ministerium werden die Unis „integrierte Fast-Track-Optionen für ausgewählte nationale und internationale Graduierte zur Promotion nach dem Bachelor anbieten“. Ein eigenes Masterprogramm sowie ein integriertes „Fast-Track to PhD“-Programm werden perspektivisch aufgebaut.