Wirbel um „Lumumba“: Ist es richtig, das Kakao-Getränk umzubenennen?
Auf Weihnachtsmärkten – darunter dem Heilbronner – wurde ein Kakaogetränk mit dem umstrittenen Namen "Lumumba" umbenannt. War das notwendig? Unsere Autorinnen haben unterschiedliche Meinungen.
Ein Becher dampfend heißer Kakao mit einem Schuss Rum, wahlweise mit oder ohne Schlagsahne – dieses Getränk, unter dem Namen „Lumumba“ auf vielen Weihnachtsmärkten bekannt, sorgt derzeit in Frankfurt am Main für Aufsehen. Wie zahlreiche Medien berichten, hat die Frankfurter Tourismus und Congress GmbH (TGF) den Standbetreibern auf dem Frankfurter Weihnachtsmarkt nahegelegt, den Begriff „Lumumba“ zu vermeiden. Stattdessen sollen sie das Getränk als „Heiße Schokolade mit Rum“ ausweisen.
Auch an Ständen auf dem Heilbronner Käthchen Weihnachtsmarkt ist der Name inzwischen verschwunden oder ersetzt worden.
Pro
Von Linda Möllers
Es kam, wie es immer kommt, wenn es im öffentlichen Diskurs um die Verwendung problematischer Begriffe geht: Die Frankfurter Tourismusgesellschaft empfiehlt den Standbetreibern des Weihnachtsmarkts, den umstrittenen Namen eines Kakao-Rum-Getränks zu ändern. Denn dass es rein zufällig denselben Namen trägt wie der erschossene, schwarze Freiheitskämpfer Patrice Lumumba, ist doch recht unwahrscheinlich. Die Frankfurter Standbetreiber kommen der Bitte also nach, tauschen den Namen aus. Problem gelöst, oder?
Warum aber löst eine kritische Auseinandersetzung mit der Herkunft und Wirkung von Begriffen bei Gegnern stets solche Reaktionen aus? Die einen stempeln es als aberwitzig ab, meinen, ein kongolesischer Freiheitskämpfer habe auf dem Weihnachtsmarkt nichts zu suchen – denn warum sollten sie sich für geschichtliche Ereignisse, Personen oder deren Schicksal interessieren, wenn es sie nicht direkt betrifft? Die anderen verklären den Getränkenamen, als würde ein Becher dunkler Schokolade mit Schuss Lumumba ein würdiges Denkmal setzen können.
Wem tut eine Umbenennung weh? Ein empathisches Miteinander ist nur dann möglich, wenn man sich in seine Mitmenschen hineinversetzt, und sich nicht nur für die eigene Wahrnehmung interessiert.

Contra
Von Susanne Schwarzbürger
„Lumumba“, das Wort zergeht auf der Zunge und weckt süße Erinnerungen. In den 80ern war das ein Kultgetränk. Etwa in Spanien: einem Land, das gerade dabei war, mit überbordender Lebensfreude die dunklen Jahre des Franco-Faschismus abzustreifen. Daher nicht von ungefähr benannt nach einem friedlichen Freiheitskämpfer. Da das Idol einer linken, eher nicht rassistischen Szene, schwarz war, passte das dunkle Schokoladengetränk dazu – die Konnotation war damals eine positive. Sein gewaltsamer Tod machte Patrice Lumumba dazu zu einem Helden, ähnlich seinem Zeitgenossen Che Guevara.
Dass er über Jahrzehnte wie das nach ihm benannte Getränk in Vergessenheit geriet, ist zu bedauern. Wenn es jetzt (mit Rum statt mit Weinbrand) auf Weihnachtsmärkten angeboten wird, könnte man die Gelegenheit nutzen, sich zu bilden: Wie war das noch mal mit dem Kolonialismus? Und beim Genuss würdigend auch 60 Jahre nach seinem Tod an den Kongolesen denken.
Aber nein: Antidiskriminierungswächter wittern heute bei jeder Verbindung von Hautfarbe mit einem Lebensmittel Rassismus. Paradigmenwechsel nannte man so etwas in den 90er Jahren. Was kommt noch? Dass Cola mit Rum nicht mehr Cuba Libre – freies Kuba – heißen darf, weil es im vom Che befreiten Kuba einige Schwarze gibt. Aber pscht. Das ist noch keinem aufgefallen.