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Heilbronn bekommt Jupitergigantensäule aus Stuttgart – Denkmal für den Deutschhof

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Im Heilbronner Deutschhof stoßen sich Passanten an einem leeren Sockel. Stand da nicht eine Skulptur, was ist passiert, wurde sie einfach vom Sockel gestoßen? Museumsdirektor Marc Gundel klärt auf.


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Es ist noch nicht lange her, da sorgte eine fehlende Stele am Haupteingang zum Stadtarchiv für Aufsehen, wobei das Rätsel inzwischen gelöst ist. Wie berichtet wurde sie Anfang Oktober aus feuerpolizeilichen und gestalterischen Gründen an die Ostflanke des Großen Deutschhofs versetzt. Doch keine 30 Schritte weiter ist aufmerksamen Passanten am Haupteingang zu den Städtischen Museen eine weitere Lücke aufgefallen. Allein der leere Sockel zeugt noch davon, dass hier einmal eine 3,30 Meter hohe römische Jupitergigantensäule stand, zumindest die Nachbildung des anno 1952 im Neckarkies bei Gundelsheim-Böttingen gefundenen Originals aus der Römerzeit.

Heilbronner Museumschef Marc Gundel kann Bürger beruhigen: Kein Vandalismus oder Diebstahl

Handelt es sich etwa um ein Opfer von Vandalismus oder gar Diebstahl? Der Direktor der Städtischen Museen, Dr. Marc Gundel, kann besorgte Bürger beruhigen. „Wir haben die Säule abbauen lassen, weil wir durch eine glückliche Fügung bald eine neue, 6,70 Meter hohe Dauerleihgabe aus Stuttgart bekommen. “


Die neue Säule stand in der Landeshauptstadt seit 1989 bis Dezember 2024 vor dem Römischen Lapidarium am Neuen Schloss. Sie ist eine Replik, also Kopie, der 1964 in Brackenheim-Hausen an der Zaber aufgetauchten Jupitergigantensäule eines ehemaligen römischen Gutshofes, erklärt die Archäologin und Referatsleiterin des Landesmuseums Württemberg, Astrid Fendt. „Wir mussten unsere Räumlichkeiten im Keller des Neuen Schlosses räumen und sind nun froh, dass die Säule in Heilbronn einen würdigen Standort gefunden hat.“ Einige Skulpturen stünden inzwischen unter den Arkaden des Alten Schlosses, andere wertvolle Teile lagern an Orten, die Fendt lieber nicht nennen will.

Weitere aus einer wie Sandstein anmutenden Spezialmasse produzierte Abgüsse der Säule stehen bereits in Hausen, Güglingen und Köngen. „In den 1970er Jahren waren solche Merkzeichen in der Nähe von Fundstätten  recht beliebt,“ weiß Fendt. Laut dem renommierten Mainzer Archäologieprofessor Hans Klumbach gilt das Hausener Exemplar als „eines der schönsten, größten und am vollständigsten erhaltenen seiner Art“, und „die Ornamentierung des Schaftes in so reicher Ausgestaltung ist einmalig“. 

Jupitergigantensäule aus Stuttgart: Kosten für das Heilbronner Projekt halten sich in Grenzen

Als die neue Leiterin der archäologischen Abteilung der Heilbronner Museen, Judith Wötzel, erfahren habe, dass die Stuttgarter Replik abgebaut werden muss, „haben wir gleich mal den Finger gehoben, alles sorgfältig prüfen lassen und prompt den Zuschlag bekommen“, freut sich Marc Gundel. Für relativ bescheidene Projektkosten von 20.000 Euro wieder aufgebaut und auf einen neuen Sockel gestellt werden soll das schlanke Teil noch in diesem November: und zwar von der Spezialfirma Weinreuter aus Freiberg am Neckar, die seit über 50 Jahren für Museen, Bildhauer und Kunstliebhaber tätig ist und auch die bisherige Säule demontiert, leicht restauriert und eingelagert habe.

Merkzeichen für neue Ärchäologische Abteilung der Städtischen Museen Heilbronn

Der offizielle Einweihungstermin steht schon fest: der 16./17. Januar 2026, also das Wochenende, an dem gleichzeitig auch die auf 250 Quadratmetern völlig neu konzipiert und gestaltet Dauerausstellung der archäologischen Abteilung im ersten Obergeschoss des Deutschhof-Westflügels eröffnet werden soll. „Wenn man da aus dem Fensters schaut, befindet man sich fast auf Augenhöhe mit Jupiter“, witzelt Gundel.

Jupitergigantensäulen sind so eine Art Bildstöckle am Straßenrand oder an Gebäuden, die einst von den Römern in den gallischen und germanischen Provinzen aufgestellt wurden. Meist zeigen sie im Sockel Juno, Minerva, Merkur und Herkules, also die Schutzgötter für Reisen, Handel und Gesundheit. Gekrönt wird eine solche Säule von Jupiter, dem Herrscher der damaligen Weltenordnung. Auf einem Pferd reitend wirft er mit Blitzen um sich und unterwirft sich die schlangenbeinigen Giganten. Sinnbildlich stand Jupiter also für Rom, das Germanien unterwirft – doch nicht lange. Schon im dritten Jahrhundert wurden die meisten Römersäulen durch die Alamannen vom Sockel gestoßen und verschwanden oft in der Versenkung.

Jupitergigantensäule: Das Original stammt aus Hausen an der Zaber

In Hausen an der Zaber, inzwischen Stadtteil von Brackenheim, wurde 1964 eine relativ gut erhaltene römische Jupitergigantensäule gefunden. Sie wurde wahrscheinlich um das Jahr 200 von einem römischen Bürger auf seinem Gutshof errichtet. Nachbildungen der 6,70 Meter hohen und reich verzierten Stele stehen heute in Hausen, Güglingen und Köngen. Die Stuttgarter Replik markierte das Römische Lapidarium im Keller des Neuen Schlosses. Sie wurde im Dezember 2024 abgebaut und wird demnächst im Heilbronner Deutschhof aufgebaut, während sich das Original nach wie vor im Besitz des Landesmuseums Württemberg befindet. 


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