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Ipai Besucherzentrum in Heilbronn zeigt, wie KI unser Leben verändert

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Mit seinem Art Space als Herzstück der Ausstellung setzt das Besucherzentrum im Ipai Heilbronn bewusst auf einen emotionalen Zugang zu Künstlicher Intelligenz.


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Die analytischen Fähigkeiten von Luna sind faszinierend, wenngleich auch sie ihren Meister gefunden hat. Einem historischen Dokument von Oktober 1884, auf dem trotz feinster Schreibschrift kaum ein Wort zu entziffern ist, hat der intelligente Assistent für Informationsbeschaffung in Sekunden den Sinn entnommen. Aber an einer Seite mit Notizen für diesen Artikel scheitert die Dokumentenanalyse von Bechtle und Planet AI dann doch.

„Die Seite enthält eine unstrukturierte Ansammlung von Wörtern und Zeichen, die nicht lesbar oder verständlich sind“, lässt Luna nach eingehender Analyse wissen. Bei rasch in den Block geschmierten Buchstaben mag Künstliche Intelligenz eher noch kapitulieren, ansonsten aber kann Luna händisch ausgefüllte Formulare lesen und effektiv auf Vollständigkeit und Richtigkeit prüfen – sprich: Anträge beschleunigen.

Unter anderem mit täglichen Führungen durch das Besucherzentrum bringt die Ipai-Foundation den Menschen das Thema KI näher und will Barrieren abbauen. Auf dem Foto zeigt Projektmanagerin Anna Nevobova einer Gruppe gerade den Bereich der Demonstratoren.
Unter anderem mit täglichen Führungen durch das Besucherzentrum bringt die Ipai-Foundation den Menschen das Thema KI näher und will Barrieren abbauen. Auf dem Foto zeigt Projektmanagerin Anna Nevobova einer Gruppe gerade den Bereich der Demonstratoren.  Foto: Seidel, Ralf

Ipai Besucherzentrum Heilbronn: Auf 1000 Quadratmetern öffnet sich Besuchern ein Fenster in eine neue Welt

Das macht den Assistenten für Behörden interessant, die mithilfe von Luna entlastet werden können. Noch ist Luna ein Demonstrator und steht zum Ausprobieren im Besucherzentrum des Innovationsparks für Künstliche Intelligenz im Heilbronner Wohlgelegen. Auf rund 1000 Quadratmetern öffnet sich Interessierten dort ein Fenster in eine nahende Welt, in der Künstliche Intelligenz das Leben von Grund auf verändert.

Constanze Zawadsky kuratiert die wechselnden Ausstellungen im Besucherzentrum im Wohlgelegen und rückt im Art Space Kunst und KI ins Zentrum. Menschen emotional abzuholen ist das Ziel dahinter.
Constanze Zawadsky kuratiert die wechselnden Ausstellungen im Besucherzentrum im Wohlgelegen und rückt im Art Space Kunst und KI ins Zentrum. Menschen emotional abzuholen ist das Ziel dahinter.  Foto: Seidel, Ralf

Begegnen, begreifen, begeistern: In gemütlicher Wohnzimmeratmosphäre wollen die Verantwortlichen der Ipai-Foundation ihren Gästen Berührungsängste nehmen. „Wir wollen nicht nur Wissen vermitteln, sondern zeigen, wo KI im Alltag vorkommt und wie sie uns von Nutzen sein kann“, erklärt Constanze Zawadzky, die die Ausstellungen im sogenannten Living Room, dem Wohnzimmer, kuratiert.

Zusammen mit einer eigens trainierten KI lässt Künstlerin Unerwartetes entstehen 

Herzstück des offenen Besucherzentrums ist der Art Space, in dem im Wechsel Werke von international bekannten Künstlern zu sehen sind, deren Arbeiten im Zusammenwirken mit Künstlicher Intelligenz entstehen. Aktuell sind das Skulpturen und Videoinstallationen von Sougwen Chung, einer chinesisch-kanadischen Künstlerin, die in New York und in London lebt, und die eine KI trainiert hat. Anfangs hat die KI nur ihre Striche nachgeahmt.

Inzwischen reagiert die KI auf jede Aktion der Künstlerin, Mensch und Maschine werden gemeinsam kreativ. „So entsteht etwas Unerwartetes“, sagt Projektmanagerin Anna Nerobova bei einer Führung durch das Besucherzentrum. Die Kunst ins Zentrum der kostenfreien Ausstellung zu rücken, ist ein bewusster Ansatz der Verantwortlichen. „Auf diese Weise holen wir Menschen auf einer emotionalen Ebene ab“, erklärt Constanze Zawadzky. Kunst und Kreativität als Zugang in eine Welt voller Codes und Algorithmen.

Gefragtes Angebot: Allein im Oktober kamen 1000 Besucher in den Ipai 

Die ausstellenden Künstler haben vom Innovationspark für Künstliche Intelligenz zuvor meistens nichts gehört, „wir mussten ihnen Ipai erst einmal erläutern“, sagt die Kuratorin. Sie stoße aber auf Neugierde, bei einem Besuch in den Räumen im Wohlgelegen ließen sich auch Künstler begeistern. „Wenn die Künstler erst hier waren, spüren sie auch den Spirit“, sagt Constanze Zawadzky. So wie bei Sougwen Chung, die auf Einladung der Foundation vergangenes Jahr für einen Vortag nach Heilbronn gekommen war.     

Um die 15 Events dieser Art organisieren die Verantwortlichen jeden Monat. „Dazu gehören Formate wie unser KI-Salon, aber auch Workshops zur Wissensvermittlung“, sagt Sprecher Patrick Pickhan. Hinzu kommen täglich bis zu fünf geführte Touren durch das Besucherzentrum – alles kostenfrei und niederschwellig. Das Angebot wird angenommen: Im Oktober kamen nach Angaben der Foundation beispielsweise 1000 Besucher.

Im Studio für angewandte KI können Besucher ihre Vitalzeichen messen lassen. Ein solches System kann Krankenhäusern bei der Erfassung von Patienten helfen.
Im Studio für angewandte KI können Besucher ihre Vitalzeichen messen lassen. Ein solches System kann Krankenhäusern bei der Erfassung von Patienten helfen.  Foto: Seidel, Ralf

Kuratoren bieten verschiedenen Zugänge zum Thema Künstliche Intelligenz

Jeden Besucher wollen die Verantwortlichen abholen. „Einer braucht einen rationalen Zugang, andere eher einen spielerischen oder sinnlichen“, nennt Nerobova einige Beispiele. Beim Spieleklassiker „Vier gewinnt“ im Education Space, dem Bildungsraum, verlieren auch Erwachsene immer wieder gegen die Maschine. Wie die KI beispielsweise in Krankenhäusern helfen kann, zeigt die Vitalzeichenmessung im Studio für angewandte KI. 

Mittels Kamera werden Vitalzeichen wie Puls, Blutdruck und Sauerstoffsättigung erfasst. Bei der Aufnahme könnte die Maschine eine erste Orientierung bieten. „Sobald ein Wert im roten Bereich ist, wird schneller reagiert und der Patient umgehend behandelt“, sagt Anna Nerobova bei der Führung. Im Falle unseres Autors ist aber alles im grünen Bereich. Geht es nach Luna, müsste er nur sauberer schreiben.


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