Stimme+
In Südtirol
Hinzugefügt. Zur Merkliste Lesezeichen setzen

Wiederaufbau der Alten Heilbronner Hütte: „Davon spricht man noch in 100 Jahren“

   | 
Lesezeit  2 Min
audioAnhören
Erfolgreich kopiert!

Viele hielten es für eine fixe Idee, doch Florian Haller aus Naturns (Südtirol) glaubte stets an sein Projekt: In den Ötztaler Alpen lässt er die legendäre Alte Heilbronner Hütte wieder aufbauen – ein Gespräch über Heimat, Glück und mutige Entscheidungen.


Externer Inhalt

Dieser externe Inhalt wird von einem Drittanbieter bereit gestellt. Aufgrund einer möglichen Datenübermittlung wird dieser Inhalt nicht dargestellt. Mehr Informationen finden Sie hierzu in der Datenschutzerklärung.

Das Richtfest ist absolviert, die Alte Heilbronner Hütte am Taschljöchl oberhalb des Südtiroler Schnalstals erhebt sich wie nach einer Zeitreise vor der Gebirgskulisse. Jahrzehntelang standen hier nur verkohlte Mauerreste des Vorgängerbaus, bald sollen hier wieder Wanderer einkehren.   

Auf den Bildern sieht die Hütte fast fertig aus. Warum geht das so flott?

Florian Haller: Wir haben die Holzteile bereits im März und April bauen lassen. Dann wird oben jeder Stock an einem Tag montiert. Wenn der Rohbau steht, wird später die Fassade mit Natursteinen verblendet.

Richtfest: Über 90 Jahre lang stand hier eine Ruine, jetzt erhebt sich die Alte Heilbronner Hütte wieder vor Südtiroler Bergkulisse.
Richtfest: Über 90 Jahre lang stand hier eine Ruine, jetzt erhebt sich die Alte Heilbronner Hütte wieder vor Südtiroler Bergkulisse.  Foto: privat

Wann ist die Eröffnung geplant?

Haller: Im Sommer 2027 sollen die ersten Gäste kommen, im Juli oder August. Es wäre natürlich charmant, wenn wir am 19. Juli eröffnen könnten, das ist der Tag, an dem ursprünglich die alte Hütte eingeweiht wurde.

Wer die Baustelle sieht, denkt, dass es schneller losgehen könnte.

Haller: Das kommende Jahr brauchen wir noch, weil wir nur viereinhalb Monate bauen können. Außerdem sind noch ein paar Verwaltungsdinge zu regeln. Für den Hüttenbau selbst gibt es keine öffentlichen Zuschüsse, aber für die Infrastruktur, das Wasser, die Wege, den Strom und die Seilbahn, mit der wir das Material nach oben bringen.

Heilbronner Hütte kommt zurück: „Das ist schon ein großes Glück“ 

Unternehmer Florian Haller vor dem Rohbau: Die wiederaufgebaute Alte Heilbronner Hütte wird voraussichtlich 2027 eröffnet.
Unternehmer Florian Haller vor dem Rohbau: Die wiederaufgebaute Alte Heilbronner Hütte wird voraussichtlich 2027 eröffnet.  Foto: privat

Was gibt es sonst noch zu tun?

Haller: Wir haben unter anderem noch 270 Quadratmeter Steinmauern zu machen, da sind vier Leute gut zwei Monate beschäftigt. Die Steine sind bereits da. 

Die Hütte ist ein Millionenprojekt. Haben Sie schon einmal bereut, sich darauf eingelassen zu haben?

Haller: Nein, Geld ist für mich nicht das Wichtigste. Ob ich das in zehn oder 15 Jahren abbezahle, ist nicht so entscheidend. Für mich überwiegt die Freude und die persönliche Befriedigung, das geschafft zu haben. Es ist schön, etwas für die Heimat zu tun und etwas zu machen, das einen selbst überdauert. Da sprechen die Leute noch in 100 Jahren davon. 

Heilbronn bald dreifach Namenspate in den Alpen

Heilbronn ist bald dreifach in den Alpen vertreten. Ein Besuchermagnet ist die Neue Heilbronner Hütte im österreichischen Vorarlberg. Viele Heilbronner haben eine enge Verbindung zur Hütte, die Oberbürgermeister Harry Mergel einmal als „zehnten Heilbronner Stadtteil“ gewürdigt hat. Im Sommer führte die zehnte Leserreise der Stimme zur Hütte. Schließlich gibt es noch den Heilbronner Weg bei Oberstdorf, der nichts mit den Hütten zu tun hat. 

Für die Investition hätten Sie auch eine Finca auf Mallorca oder ein Ferienhaus am Gardasee bauen können.

Haller: Das höre ich immer wieder. Aber das wäre nicht meins. Dieses Grundstück zu haben, die Mittel und den Willen, das wieder aufzubauen, das ist schon ein großes Glück.

Wie stehen die Menschen im Schnalstal zu dem Projekt?

Haller: Da sind alle dafür. Es war schon in den 80er-Jahren ein großes Thema, die Hütte wieder aufzubauen. Aber es hat sich nie jemand rangetraut. Vielleicht war es eine Fügung, dass ich zufällig den Grund mit der Ruine gekauft habe.

Da wussten Sie noch nichts von der Geschichte.

Haller: Nein. Gerhard Knöller vom Heilbronner Alpenverein, der viele über das Thema geforscht hat, rief mich damals an und sagte: Glückwunsch, Sie sind jetzt Hüttenbesitzer. Erst danach habe ich mich damit beschäftigt, es standen ja nur noch wenige Mauerreste. Und seit 2018 laufen die Planungen. Die Genehmigungen mussten wir besorgen. Das ging, weil es ein Wiederaufbau ist. Ein Neubau wäre nicht möglich gewesen.

Der Rohbau aus der Vogelperspektive: Der Wiederaufbau der Alten Heilbronner Hütte schreitet schnell voran.
Der Rohbau aus der Vogelperspektive: Der Wiederaufbau der Alten Heilbronner Hütte schreitet schnell voran.  Foto: privat

Wie viel alte Hütte steckt in dem Bau?

Haller: Das entspricht dem historischen Vorbild von außen exakt, nur innen unterscheidet es sich. Die Räume sind ein bisschen höher. Es gibt eine Fußbodenheizung und sogar eine Außensauna. Im ersten Stock liegen Doppel- und Einzelzimmer, unter dem Dach Achterzimmer mit Stockbetten und noch ein Matratzenlager.

Wer ist die Zielgruppe? Immerhin liegt die Hütte im Hochgebirge. Da kommt man nicht eben mal vorbei.

Haller: Wir haben heute schon viele Tagesgäste, unsere Berglalm liegt etwas unterhalb. Das Projekt ist seit Monaten in der Presse, und wir sind zuversichtlich, dass viele sich das anschauen wollen, wenn es fertig ist. Man kann über die Hütte auch Etappenwanderungen zu mehreren Dreitausendern in der Gegend unternehmen. Bislang zielen wir nur auf die Sommersaison ab, Winterbetrieb ist nicht geplant.


Kommentar hinzufügen

Kommentare

Neueste zuerst | Älteste zuerst | Beste Bewertung
Keine Kommentare gefunden
Nach oben  Nach oben