Halloween-Umtriebe am Reformationstag: Ganz schön hohl und geschmacklos
Feiern ist okay, von mir aus auch schrill. Aber warum ausgerechnet am Reformationstag und am Vorabend von Allerheiligen?, fragt sich unser Autor und fällt ein klares Urteil.
Nichts gegen verkleidete Nachbarskinder, die um Süßigkeiten betteln. Nichts gegen Partys mit witzigen Mixgetränken und Hexen. Aber um Gottes Willen, warum ausgerechnet am Reformationstag und am Vorabend von Allerheiligen?
Grusel-Spaß ausgerechnet am Reformationstag und vor Allerheiligen
Ausgerechnet an dem Tag, an dem Martin Luther vor gut 500 Jahren zur Rückbesinnung auf den Kern der christlichen Botschaft aufruft und allerhand Auswüchse über Bord wirft, die wie Halloween anmuten. Ausgerechnet am Vorabend eines gesetzlich geschützten stillen Feiertages, an dem Katholiken ihrer Toten gedenken.
Ganz schön geschmacklos. Ganz schön hohl, diese Kürbis-Unkultur mit lauter Meistern der Äußerlichkeit. Aber bitte, wo bleibt der Inhalt, der Sinn? Kann mir das jemand plausibel erklären, liebe Eltern und Kinder unserer Spaßgesellschaft?
Das oberflächliche Halligalli schwappte vom Trump-Land Amerika herüber
Die Wurzeln dieses postmodernen Halloween bei den Kelten zu suchen oder sie gar mit Allerheiligen und Allerseelen in Verbindung zu bringen, ist geradezu lächerlich. Das oberflächliche Halligalli schwappte doch erst vor ein paar Jahren von Amerika herüber, wo es von Evangelikalen sogar als satanistisch gegeißelt wird. Typisch Trump-Land, alles wird dort maßlos übertrieben.

In unserer jüdisch-christlichen Kultur gibt es genug Feste
Bleiben wir lieber auf dem Boden des Alten Europa. In unserer über Jahrhunderte gewachsenen jüdisch-christlichen Kultur gibt es genug Feste. Zum Beispiel Fasching. Oder Dreikönig, wo Kinder für andere sammeln und nebenbei auch was abbekommen. Das macht Sinn. Ebenso Luthers Namenspatron Sankt Martin, dieser Bischof von Tours, der seinen Mantel mit einem Bettler teilt. Daran erinnern am 11.11. kleine Menschen und ziehen mit Laternen durch die Gassen, obwohl es aus der Mode gekommen zu sein scheint. Doch Martin ist aktueller denn je, wie uns die Flüchtlinge aus Gaza, der Ukraine und anderen Krisenherden zeigen. Nicht Kürbisköpfe sind heute gefragt, sondern Helfer. Die sollte man hochhalten oder zumindest die, die uns den Sinn fürs Wesentliche schärfen: Martin Luther zum Beispiel, aber auch tote Verwandte und Freunde.

 
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