Stimme+
Gesundheitliche Probleme drohen
Lesezeichen setzen Merken

Nicht mehr joggen? Schlechte Luft in Deutschland – hoher Feinstaubwert in Heilbronn

   | 
Lesezeit  3 Min
Erfolgreich kopiert!

Laut Umweltbundesamt ist die Luftqualität aktuell außergewöhnlich schlecht. So sehr, dass manchen Personen von Aktivitäten im Freien abgeraten wird. Auch in Heilbronn gibt es auffällige Werte. 


Externer Inhalt

Dieser externe Inhalt wird von einem Drittanbieter bereit gestellt. Aufgrund einer möglichen Datenübermittlung wird dieser Inhalt nicht dargestellt. Mehr Informationen finden Sie hierzu in der Datenschutzerklärung.

Bereits seit mehreren Tagen ist die Luftqualität in vielen Teilen Deutschlands schlecht. Das liegt unter anderem an der hohen Feinstaub-Belastung und einer besonderen Wetterlage. Das Umweltbundesamt sprach am Mittwochmorgen von einer „außergewöhnlich schlechten Luftqualität“. Die Deutschland-Warnkarte ist nahezu vollflächig rot eingefärbt.

Als Ursache gibt die Behörde einen verstärkte Feinstaubbelastung an. Diese nehme im Winter generell zu, da mehr Energie verbraucht wird, häufiger mit Biomasse und Holz geheizt wird und Emissionen von Industrieanlagen und Kraftwerken sowie aus aus dem Straßenverkehr steigen. Auch das Wetter spiele eine Rolle: Sogenannte Inversionswetterlagen und östliche Winde, die Schadstoffe aus Osteuropa nach Deutschland transportieren, verstärken das Problem.

Umweltbundesamt zur Feinstaub-Situation: Schlechte Luftqualität an Messstelle in Heilbronn

Am Mittwochmittag ist der Punkt in Heilbronn beim Luftqualitätsindex rot eingefärbt. Der Index errechnet sich aus den gemessenen Konzentrationen dreier Schadstoffe Stickstoffdioxid, Feinstaub (PM10 und PM2,5) und Ozon, wobei die gesundheitlich kritischste der drei gemessenen Konzentrationen das Gesamtergebnis bestimmt. An der Messstelle in der Heilbronner Hans-Rießer-Straße im Industriegebiet ist vor allem der Feinstaubwert PM2,5 erhöht. Am Dienstag betrug das Tagesmittel 34 µg/m³. 

Feinstaub (PM10) umfasst Staubpartikel mit einer Größe von weniger als zehn Mikrometern (also zehn Millionstel Meter). Eine noch feinere Fraktion (PM2,5) besteht aus Partikeln unter 2,5 Mikrometern und trägt maßgeblich zu gesundheitlichen Belastungen bei. Für diese Feinstaubfraktion gilt europaweit ein Grenzwert von 25 Mikrogramm pro Kubikmeter im Jahresmittel. Die Weltgesundheitsorganisation WHO hat einen Richtwert von 10 µg/m³ festgelegt. 

Für die Gesundheit sind besonders auch die in PM2,5 enthaltenen Substanzen wie Schwermetalle, polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe und Ruß bedeutend, heißt es auf der Webseite des Deutschen Wetterdienstes (DWD).

Deutsche Umwelthilfe: Tausende Todesfälle durch Feinstaub

Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) veröffentlichte am Dienstag erstmals konkrete Zahlen zu den Folgen von Luftverschmutzung für alle deutschen Landkreise und kreisfreien Städte. Die Daten aus dem Jahr 2022 stammen von der Europäischen Umweltagentur (EEA). Demnach starben allein in Berlin 3.527 Menschen aufgrund der hohen Feinstaubbelastung (PM2,5), heißt es in der Mitteilung der DUH. Mit 150 Todesfällen je 100.000 Einwohnern verzeichnen Bottrop und der Landkreis Görlitz die meisten Toten durch Feinstaub (PM2,5) gemessen an der Bevölkerungszahl. Laut den EEA-Daten starben in der Stadt Heilbronn 101, im Landkreis Heilbronn 267 und im Hohenlohekreis 85 Menschen aufgrund der Luftschadstoffbelastung mit Feinstaub. 

Schlechte Luft durch Feinstaub: Je kleiner die Partikel, desto gefährlicher

Je kleiner die Feinstaubpartikel, desto tiefer können sie in den Körper eindringen. Während größere Partikel meist in den oberen Atemwegen verbleiben, können kleinere bis in die Lungenbläschen und von dort in den Blutkreislauf gelangen und sich im gesamten Körper verteilen. Hohe Feinstaubkonzentrationen stehen nachweislich in Zusammenhang mit Gesundheitsproblemen wie Atemwegserkrankungen sowie Herz-Kreislauf-Beschwerden, heißt es vom Umweltbundesministerium. 

Demnach sind besonders Kleinkinder, ältere Menschen, Personen mit geschwächtem Immunsystem, Asthmatiker sowie Menschen mit bestehenden Herz- und Atemwegserkrankungen. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat bereits im Juni 2012 solche Feinstaubpartikel aus Dieselverbrennung als „sicher krebserregend“ eingestuft. 

Aktuell liegt die gefährliche Feinstaubbelastung (PM2,5) in weiten Teilen Deutschlands über dem Grenzwert.
Aktuell liegt die gefährliche Feinstaubbelastung (PM2,5) in weiten Teilen Deutschlands über dem Grenzwert.  Foto: Bundesumweltamt (Karte), Archiv/Petersen (Foto), Montage: stimme.de

Umweltbundesamt zur Feinstaub-Belastung: Anstrengende Aktivitäten im Freien vermeiden

Das Umweltbundesamt informiert per App und auf seiner Webseite über die aktuelle Luftqualität. Der Luftqualitätsindex, der von sehr gut (türkis) bis sehr schlecht (dunkelrot) reicht, ist mit Gesundheits- und Verhaltenstipps verknüpft. Aktuell ist der Luftqualitätsindex vielerorts schlecht und die Deutschlandkarte bis auf wenige Gebiete rot eingefärbt.

Menschen mit Vorerkrankungen müssen bereits ab der gelben Stufe („moderat“) mit gesundheitlichen Problemen rechnen. Dieser Gruppe wird in der aktuellen Situation geraten, auf körperlich anstrengende Aktivitäten im Freien wie beispielsweise Joggen zu verzichten. Bei einem „sehr schlechten“ Indexwert (dunkelrot) wird dies allen Personengruppen geraten. Wer sich dennoch im Freien bewegen möchte, dem bietet sich als Alternative ein Spaziergang an. In Kombination mit weiteren Luftschadstoffen können momentan aber auch weniger empfindliche Menschen auf die Luftbelastung reagieren, teilt das Umweltbundesamt mit.

Umweltbundesamt mit Feinstaub-Prognose für die kommenden Tage

Die Tagesmittelwerte der Feinstaubkonzentration (PM2,5) sind laut der Kartendaten in Heilbronn bereits seit Samstag, 8. Februar, erhöht. Und auch in den kommenden Tagen dürfte sich laut der Prognose des Umweltbundesamts an dieser Lage wenig ändern: Bis Freitag, 14. Februar, ist in Heilbronn und der näheren Umgebung nicht mit einem Rückgang der Feinstaubwerte zu rechnen. Eine ähnlich schlechte Prognose gibt es auf den Vorhersagekarten „Atmo-BW“ der Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg. 

Auch das Wetter hat einen großen Einfluss auf die Luftqualität. Es bestimmt, ob sich die Schadstoffe verteilen oder über Tage hinweg ansammeln können. Das ist häufig bei sogenannten Inversionswetterlagen der Fall. Bei Hochdrucklagen mit wenig Wind und trockener Luft  können sich Schadstoffe in den unteren Luftschichten stauen. Ohne ausreichenden Luftaustausch bleiben sie dort quasi „gefangen“.

DWD-Meteorologe: Inversionswetterlage am Wochenende in der Region Heilbronn

In der Region Heilbronn herrsche aktuell keine Inversionswetterlage, wie Thomas Schuster vom Deutschen Wetterdienst auf Stimme-Anfrage mitteilte. „Heute und in der Nacht sorgt Niederschlag dafür, Feinstaub auszuwaschen und die Luft zu säubern“, sagt der Meterorologe. Ab dem Wochenende sei mit Hochdruckeinfluss zu rechnen – und ab Samstag oder Sonntag mit einer Inversionswetterlage. Keine guten Vorzeichen in Sachen bessere Luftqualität.

Kommentar hinzufügen

Kommentare

Neueste zuerst | Älteste zuerst | Beste Bewertung
Keine Kommentare gefunden
  Nach oben