Nach Gewalttat am Sonntag: Wie sicher fühlen sich die Heilbronner Badegäste?
Nach einem Angriff auf einen 18-Jährigen im Freibad Neckarhalde in Heilbronn ist die Stimmung unter Badegästen gemischt. Viele äußern sich differenziert und schildern, wie sie mit Stoßzeiten, Hitze und dem Sicherheitsgefühl umgehen.
Die Sonne brennt bereits am frühen Vormittag auf die Besucher im Freibad Neckarhalde herab. Schon um 11 Uhr sind es 30 Grad, trotzdem ist die Stimmung im Freibad entspannt. Zwei junge Männer duellieren sich an der Tischtennisplatte, und die Badegäste ziehen ihre Bahnen. Noch hat jeder Platz: Die Menschen liegen auf ihren Badetüchern verteilt auf der Wiese. Später am Tag dürfte es nicht mehr so viel Freiraum und Entspannung geben: Wenn die Schule endet oder der Feierabend beginnt, strömen die Menschen ins Freibad. Dann wird es voll, laut und manchmal auch hitzig.
Heilbronner Polizei sucht nach Hinweisen: Gewalttat im Freibad Neckarhalde
So geschehen am Sonntagabend. Laut Polizei griffen im Freibad Neckarhalde drei Unbekannte einen 18-Jährigen an. Sie schlugen auf ihn ein, stießen ihn eine Treppe hinunter und traten weiter auf ihn ein, als er schon am Boden lag. Erst als eine 33-jährige Zeugin eingriff, beendeten die Angreifer die Attacke. Die Polizei sucht weiter nach Hinweisen zu den Tätern. Wie sicher fühlen sich die Badegäste im Heilbronner Freibad?
Extreme Hitze und zu viele Menschen: Stimmen aus dem Freibad Neckarhalde
Einige Besucher sehen die Ursache für die Eskalation in der extremen Hitze und den Menschenmassen. Valir aus Böckingen, der seinen Nachnamen nicht nennen will, hat es sich im Schatten gemütlich gemacht. Von dem Vorfall hat er nicht gehört: „Ich werde trotzdem weiterhin ins Freibad gehen, aber ich denke, jeder sollte sein eigenes Verhalten hinterfragen, damit es nicht zu solchen Eskalationen kommt.“
Seine Begleitung, die ganz anonym bleiben möchte, vermutet, dass die hohe Besucherzahl und die Hitze zu Reibereien führen könnten. Ähnliches vermutet eine Heilbronnerin, die mit ihrem Kind den großen Ansturm im Freibad vermeiden möchte. „Vormittags sind hier nur Rentner und Familien, da fühle ich mich wohl. Aber natürlich eskaliert es, wenn es zu voll wird – nicht nur im Freibad, sondern überall.“
Stoßzeiten meiden und falsche Klischees – das sagen die Heilbronner Badegäste
Ljuljzim Hasandjer ist nachmittags ebenfalls nicht im Freibad anzutreffen: „Zum Glück habe ich bisher noch nie so einen Vorfall erlebt. Ich bin aber auch nur morgens hier, später ist es so voll, das kann man nicht ertragen“, erzählt der 56-Jährige. In die gleiche Kerbe schlägt auch Stefanie Sulzer: „Einen Vorfall wie den am Sonntag habe ich noch nie miterlebt, aber ich meide auch die Stoßzeiten. Ich finde es aber schade, davon zu hören, weil ich persönlich oft den Satz höre: ‚Die Neckarhalde ist so asozial‘, und das ist einfach ein Klischee, das so nicht stimmt.“
Auch Lisa Kohler, die gerade in ihr Buch vertieft ist, fühlt sich wohl in der Neckarhalde, weiß aber um die Gefahren im Freibad: „Freundinnen von mir wurden schon belästigt. Mir ist das aber zum Glück noch nie passiert, und ich komme gern hierher“, berichtet die 22-Jährige. Trotz des Vorfalls bleibt der Großteil der Badegäste gelassen. Viele von ihnen betonen, dass sie weiterhin gerne hierher kommen.