Stimme+
Interview mit Hauptkommissar
Lesezeichen setzen Merken

Gewalt in Zügen, illegale Einreisen: Was die Bundespolizei im Raum Heilbronn beschäftigt

   | 
Lesezeit  2 Min
Erfolgreich kopiert!

Illegale Einreisen, Gewalt in Zügen und zunehmende Respektlosigkeit gegenüber Einsatzkräften beschäftigen die Bundespolizei im Raum Heilbronn. Polizeihauptkommissar Sven Zaharanski berichtet im Interview über aktuelle Entwicklungen im Revierbereich.


Externer Inhalt

Dieser externe Inhalt wird von einem Drittanbieter bereit gestellt. Aufgrund einer möglichen Datenübermittlung wird dieser Inhalt nicht dargestellt. Mehr Informationen finden Sie hierzu in der Datenschutzerklärung.

In der Region Heilbronn fielen in früheren Zeiten vermehrt Lkw auf, die Menschen nach Deutschland schleusten. Bei Kontrollen auf der A6 und A81 wurden sie auf den Ladeflächen der Lkw entdeckt. In einem anderen Fall fuhren sie bis auf den Hof einer Spedition. Polizeihauptkommissar Sven Zaharanski, Leiter des Bundespolizeireviers Heilbronn, berichtet, wie sich illegale Einreisen in der Region entwickelt haben, mit welchen Straftaten die Beamten sonst noch zu tun haben und was er von Messer- und Waffenverboten in Zügen hält.

Mussten Heilbronner Bundespolizisten schon bei Grenzkontrollen aushelfen?

Sven Zaharanski: Nein, bisher war Unterstützung aus Heilbronn nicht erforderlich.

Polizeihauptkommissar Sven Zaharanski vor dem Bundespolizeirevier am Heilbronner Hauptbahnhof.
Polizeihauptkommissar Sven Zaharanski vor dem Bundespolizeirevier am Heilbronner Hauptbahnhof.  Foto: Heike Kinkopf

Hätte es Sie überrascht, wenn doch?

Zaharanski: Der Grenzschutz ist ja eine dauerhafte Kernaufgabe der Bundespolizei. Entlang der Grenzen sind Beamtinnen und Beamte ständig im Einsatz. Wenn es einsatztaktisch erforderlich ist, werden diese Stammdienststellen personell insbesondere von der Bundesbereitschaftspolizei verstärkt. Von daher sind wir bei Grenzkontrollen – mit einer Ausnahme – außen vor.

Welche Ausnahme ist das?

Zaharanski: Im Zuständigkeitsbereich des Bundespolizeireviers Heilbronn liegen die Verkehrslandeplätze Schwäbisch Hall (Adolf Würth Airport, Anm. d. Red.) und Niederstetten. Dort müssen wir Ein- und Ausreisekontrollen bei Non-Schengen-Flügen durchführen.

Zur Person

Polizeihauptkommissar Sven Zaharanski (39) leitet seit 2021 das Revier Heilbronn der Bundespolizei. Er führt knapp 40 Mitarbeiter. Das Revier umfasst Bahnhöfe in fünf Landkreisen. Das Revier ist bis nachts um 1 Uhr besetzt, sonntags bis 18 Uhr. Bei besonderen Lagen wie dem Heilbronner Weindorf sind die Bundespolizisten auch länger im Einsatz. Zaharanski ist verheiratet und lebt in Bretzfeld. 

Illegale Einreisen kommen auch im Revier Heilbronn vor. Wie entwickeln sich diese Zahlen?

Zaharanski: Vergangenes Jahr zählten wir im Bundespolizeirevier Heilbronn 76 unerlaubte Einreisen und im Jahr davor 116. Im ersten Halbjahr 2025 waren es 20 Delikte. 

Das ist ein deutlicher Rückgang.

Zaharanski: Ich denke, dass die Maßnahmen an den Außengrenzen Wirkung zeigen. Das ist natürlich ein bundesweites Thema. Im Revierbereich Heilbronn fielen im Sommer und Herbst 2023 eine Zeit lang vermehrt Lkw auf der A6 und A81 auf, auf deren Ladeflächen Menschen illegal eingeschleust werden sollten. Dieses gefährliche Phänomen ging vergangenes Jahr gegen null.

Wo entdecken Sie denn noch illegal eingereiste Menschen?

Zaharanski: Es gibt Personen, die kommen aufs Revier, klingeln an der Tür und sagen, sie möchten einen Asylantrag stellen. Natürlich stellen wir auch bei Personenkontrollen und beim Überprüfen von Personalien fest, dass jemand illegal eingereist ist.

Illegale Einreisen sind rückläufig, gilt das für Straftaten allgemein?

Zaharanski: Die Straftaten sind von 817 im Jahr 2023 auf 716 Straftaten in 2024 zurückgegangen. Im ersten Halbjahr 2025 zählten wir 354 Taten. Die Körperverletzungsdelikte blieben dabei nahezu gleich. 70 waren es vergangenes Jahr und 72 im Jahr davor. Im ersten Halbjahr dieses Jahr gab es 38 Körperverletzungen.

Körperverletzungen in Zügen und Bahnhöfen im Raum Heilbronn – Eskalation wegen Kleinigkeiten

Was sind das für Fälle von Körperverletzungen?

Zaharanski: Wir stellen fahrlässige, einfache und gefährliche Körperverletzungen fest. Leider kommt es auch vor, dass mehrere Personen auf einen Einzelnen oder auf zahlenmäßig unterlegene Gruppen einwirken. Teilweise werden auch Gegenstände eingesetzt. Oftmals kennen sich Täter und Opfer nicht und Kleinigkeiten, wie der Hinweis auf ein Rauchverbot, reichen aus, dass eine Situation eskaliert. Dies war erst am vergangenen Samstag in einem Zug von Reutlingen nach Heilbronn auf Höhe Besigheim der Fall. In diesem Fall suchen wir noch Zeugen.

Immer wieder ein Thema ist Gewalt gegen Polizisten. Welche Erfahrungen machen Sie im Revierbereich Heilbronn?

Zaharanski: Die Respektlosigkeit uns gegenüber ist auf jeden Fall wahrnehmbar größer geworden. Wir sehen, dass das in den vergangenen Jahren immer mehr geworden ist. Widerstände gegen und tätliche Angriffe auf Polizeibeamtinnen und Beamte unseres Reviers stiegen 2024 im Vergleich zum Vorjahr von sieben auf neun. Das ist leider ein schleichender Prozess, der in die falsche Richtung geht. Zumal wir sehen, dass mehr Messer und gefährliche Gegenstände mitgeführt und nachweislich auch eingesetzt werden. Von daher läuft unser Gefahrenradar schon höher. Aber klar, wir gehen damit um. Wir vermuten jedoch nicht hinter jedem Passanten einen potenziellen Angreifer

In Baden-Württemberg gilt seit Sommer ein generelles Waffen- und Messerverbot im öffentlichen Personennahverkehr. Der richtige Schritt?

Zaharanski: Ich denke, Waffenverbote sind ein probates Mittel des Staates, um auf gewisse Situationen zu reagieren. Ich als Uniformträger muss eine Waffe mitführen. Für den Bürger sollte es aber nicht normal sein, dass er eine Waffe dabeihat.


Kommentar hinzufügen

Kommentare

Neueste zuerst | Älteste zuerst | Beste Bewertung
Keine Kommentare gefunden
  Nach oben