Initiative untersucht Gütertransport per Stadtbahn
Güterverkehr auf Stadtbahnschienen, eine Tram für Passagiere und Pakete: An diesem Projekt arbeitet eine regionale Initiative unter Beteiligung der Albtal-Verkehrsgesellschaft (AVG). Dank Millionen-Förderung könnte es jetzt schnell gehen: Ein Prototyp soll schon bald auf die Gleise kommen.

Die Initiative Regiokargo bringt Kommunen, Logistikunternehmen, Forschungseinrichtungen und eben die AVG zusammen. Ein Teilprojekt heißt Logiktram und wurde jetzt mit einer Millionenförderung im Rahmen des Regiowin-Programms bedacht. "Eine bestehende Stadtbahn soll so umgebaut werden, dass sie auch Güter transportieren kann", erklärt Michael Krauth, Sprecher der AGV und der Regiokargo-Initiative. Mehr Logistik auf die Schiene: Das ist die Grundidee. Das weitverzweigte AVG-Netz bietet dafür die Steilvorlage. Es funktioniert nach dem "Karlsruher Modell". Stadtbahnen fahren in den Zentren, so wie in Heilbronn, als Tram durch die Straßen, sie überwinden aber auch große Strecken über Land wie etwa von Heilbronn durch den Kraichgau nach Karlsruhe.
Passagieren wird nicht der Platz streitig gemacht
Bisher transportieren die Züge Passagiere, manche davon bald vielleicht auch Pakete oder Industriegüter. Einige Bahnen sollen so umgebaut werden, dass beides gleichzeitig möglich ist. Nur ein Teilbereich der so umgebauten Züge wird zum Güterlager. "Die Transportfahrten würden in den verkehrsarmen Zeiten stattfinden, wenn wenig Passagiere unterwegs sind", erklärt Krauth.
Noch ist das alles eine Vision. Ein Prototyp auf der Basis einer Stadtbahn soll aber schon bald gebaut und dann auf dem AVG-Betriebsgelände, später unter Realbedingungen erprobt werden. Unterwegs sind sogenannte Konsolidierungszentren geplant, Ladestationen an Bahnhöfen, die Verknüpfungspunkte zur Straße und zu Logistikern in anderen Orten sind. In den größeren Städten, so eine weitere Vision, könnten dann Pakete und andere Güter mit Lastenfahrrädern oder E-Mobilen ans Ziel kommen.
Experten sind angetan von dem Projekt
Karlsruhe ist der Knoten der Überlegungen. "Das könnte aber auch für andere Städte interessant sein", ist Krauth überzeugt. Etwa für Heilbronn, das ja ebenfalls vom Stadtbahnbetreiber AVG bedient wird. Eine interessante Überlegung, findet der Bahnexperte Gerhard Schnaitmann, der früher für die Nahverkehrsgesellschaft des Landes gearbeitet hat: "Heilbronn hat ja noch in großen Teilen Industriegleise, die ungenutzt sind." Perspektivisch ist Schnaitmann darüber hinaus für den Bau einer separaten Güterstrecke von Bad Friedrichshall über das Audi-Werk bis zum Heilbronner Hafen. Bisher laufen Gütertransporte auf denselben Gleisen wie Personenzüge und verengen das Schienen-Nadelöhr nördlich von Heilbronn noch weiter.
Viel Zukunftsmusik ist das, wohlklingend auch in den Ohren von Matthias Lieb, Landesvorsitzender im Verkehrsclub Deutschland VCD. "Das ist durchaus eine Möglichkeit, mehr Güterverkehr auf die Schiene zu bringen." Bislang funktioniere es nur im Fernverkehr zwischen zentralen Containerladestationen gut. Im Lkw-Verkehr gebe es "enormes Wachstum", betont Lieb. Deshalb würden Alternativen gebraucht.