Hochschule Heilbronn bekommt KI-Sprechstunde
Das Institut für Maschinelles Lernen an der Hochschule Heilbronn startet im März eine Sprechstunde zu künstlicher Intelligenz (KI). Dort können sich Unternehmen aus der Region beraten lassen, wenn sie intelligente Technik einsetzen wollen.

Künstliche Intelligenz (KI) ist begehrt. Jeder will schlaue Maschinen und Programme einsetzen, die Mitarbeitern die Arbeit erleichtern. Damit das in der Region gelingt, entsteht an der Hochschule Heilbronn am Campus Sontheim ein KI-Labor.
Ab März können sich Unternehmen dort kostenlos beraten lassen, wenn sie KI einsetzen wollen. "Es geht darum, Forschung und Wirtschaft zu verknüpfen", sagt Nicolaj Stache. Er hat zusammen mit zwei Kollegen das Zentrum für Maschinelles Lernen (ZML) gegründet, das das KI-Labor betreut.
KI-Labore entstehen im ganzen Land
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Das Land Baden-Württemberg bezuschusst das Projekt 15 Monate lang mit rund 100.000 Euro. Weitere KI-Labore entstehen unter anderem in Mosbach, Stuttgart und Mannheim. Von der Sprechstunde bis zu Forschungsprojekten im Auftrag von Unternehmen sei alles möglich, sagt Stache. "Wir wollen die Einstiegshürde so gering wie möglich halten."
Das Labor soll zudem zeigen, welche KI-Projekte Studierende gerade entwickeln. Nachwuchskräften einen Job zu vermitteln, ist durchaus gewollt. "Wir gönnen es jedem von Herzen, wenn er einen Job findet", sagt Stache. Viele würden sich für einen Job bei Google, Amazon oder Apple entscheiden.
Forschung und Wirtschaft sollen in Kontakt kommen
KI werde nicht zum Selbstzweck erforscht, betont Rektor Oliver Lenzen bei der Vorstellung des KI-Labors vor regionalen Unternehmensvertretern: "Wir wollen mit ihnen in Kontakt treten, den kleinen und mittelständischen Unternehmen, hier in der Region." Warum diese intelligente Technik einsetzen sollen, beschreibt Alexander Arnold, zuständig für weltweiten Vertrieb bei SAP. "Als intelligentes Unternehmen möchte ich dafür sorgen, dass meine Mitarbeiter nur noch wertschöpfende Tätigkeiten ausüben." Der Mitarbeiter im Callcenter solle sich nur um komplexe Probleme, nicht um häufig gestellte Fragen kümmern. "Chat-Roboter können inzwischen einen Großteil der Standardfragen von Kunden beantworten."
Durch KI sind ganze Berufsgruppen gefährdet
Auch Lieferscheine und Versandmarken könnten automatisch gedruckt werden, ohne dass ein Mitarbeiter die Kundenbestellung prüfen muss. "Mir ist bewusst, dass durch KI ganze Berufsgruppen gefährdet sind", sagt Arnold. "Aber im Kern soll es darum gehen, die Stärken des Menschen hervorzubringen: Interaktion und Innovation."
In Zeiten des Fachkräftemangels gehe es darum, vorhandene Mitarbeiter von unnötigen Tätigkeiten zu befreien. Für eigene Anwendungen hat SAP Ethik-Regeln aufgestellt. So soll sichergestellt sein, dass Datenschutz von Mitarbeitern und Kunden gewährleistet ist. "Der Standortvorteil in Deutschland ist, dass wir sauber mit den Daten umgehen."
Unternehmen wollen KI unterschiedlich nutzen
"Wir wollen schauen, was im Bereich der Mustererkennung noch möglich ist", erklärt Marco Wied, der beim Künzelsauer Ventilatorenhersteller Ziehl-Abegg im Data Warehouse Team arbeitet. Mithilfe von KI könnten etwa Preise analysiert und Lieferketten verbessert werden. "Interessant ist natürlich auch die Früherkennung von technischen Wartungsfällen." Dabei erkennt Software defekte Maschinenteile, noch bevor sie kaputtgehen.
Die Heilbronner Rechtsanwältin Iris-Beatrix Vollmar hat sich noch nicht mit künstlicher Intelligenz beschäftigt. "Ich will auf dem Laufenden bleiben. Und der Mensch muss mit der Technik umgehen können." Bisher arbeite sie noch mit Papierakten, auch wenn es eine digitale Akte gebe. "Die meisten Rechtsanwälte sind eher technikfeindlich", sagt Vollmar. Dass KI eine Anwältin ersetzt, kann sie sich nicht vorstellen. "Die Hauptaufgabe, nämlich die Zusammenarbeit mit den Mandanten, ist nicht zu ersetzen."
Bei der Schwarz-Gruppe soll künstliche Intelligenz etwa den Lidl-Onlineshop verbessern und Nutzern auf sie zugeschnittene Produkte empfehlen. "Wir arbeiten daran, das Nutzererlebnis immer weiter zu verbessern", sagt David Brandstädter, Analytics and Data Science bei Lidl Digital. Auch sogenanntes "Forecasting" sei ein Thema. Dabei wird durch Berechnungen abgeschätzt, wie oft Produkte gekauft werden. In der Schwarz-Gruppe sei eine dreistellige Zahl von Mitarbeitern mit KI befasst.