Mut statt Wegsehen: 17 Personen für Zivilcourage ausgezeichnet
Sie griffen ein, als andere nur zuschauten: 17 Frauen und Männer wurden jetzt in Bad Rappenau für ihr couragiertes Handeln geehrt. Ihre Geschichten zeigen, dass Zivilcourage in jedem Alter möglich ist – und im Zweifel Leben retten kann.
Eingreifen, auch wenn es unangenehm oder sogar bedrohlich werden kann: Das macht alle Preisträger der Aktion „Mut – Tu was. Zeig Zivilcourage“ aus. Die Feierstunde fand diesmal im Forum der Bad Rappenauer Verbundschule statt. 17 Personen wurden für ihr Engagement geehrt und mit Preisgeldern bedacht.
Die Bandbreite der ausgezeichneten Leistungen zeigt, dass Zivilcourage in den unterschiedlichsten Momenten gefragt sein kann: auf dem Schulhof, an der Bushaltestelle, im Straßenverkehr. Immer geht es darum, nicht zu zögern, wenn jemand Hilfe braucht.
Kleine Gesten, große Wirkung: Wenn Menschen Verantwortung übernehmen
Dass selbstloses Eingreifen kein Alter kennt, zeigt Amelia Bordt. Die damals Zehnjährige half im vergangenen Jahr ihrer verletzten Freundin, während andere sich über ihre Verletzungen lustig machten. Courage zeigte auch Ulrich Felsch aus Bad Iburg, als er im Juli 2024 eine junge Frau vor weiteren Verletzungen durch ihren Ex-Freund beschützte und gemeinsam mit ihr zur Polizeiwache fuhr. Zwei Beispiele von vielen, wie man im Alltag und oft durch Zufall Menschen vor weiterem Schaden bewahren kann – wenn man sich ein Herz fasst und eingreift.
„Wir sind hier, um Menschen zu ehren, die nicht einfach wegsehen, sondern sich für andere einsetzen“, sagt Heilbronns Polizeipräsident Frank Spitzmüller. Leider sei dieses Verhalten nicht immer selbstverständlich in unserer Gesellschaft. Um Menschen zu sensibilisieren, wurde 2011 die Aktion „Tu was“ ins Leben gerufen. Die Polizei hat in ihrer Initiative sechs Regeln für den Ernstfall aufgestellt. Besonders wichtig: Helfen, aber sich nicht selbst in Gefahr bringen. Außerdem sollten der Notruf gewählt und andere um Mithilfe gebeten werden.
Wegschauen ist leichter, als ein Zeichen zu setzen
„Sie alle“, so Frank Spitzmüller an die Preisträger, „haben Mut gezeigt, wo andere weggesehen haben.“ Es sei oft leichter, sich abzuwenden, anstatt ein starkes Zeichen in Form von Zivilcourage zu zeigen.
Dass es dafür viel Mut braucht, unterstreicht auch Bad Rappenaus Oberbürgermeister Sebastian Frei. Der Jurist hat selbst als Staatsanwalt und Richter gearbeitet, weiß also, wovon er spricht: „Mut beginnt bereits damit, als Zeuge auszusagen.“ Die Preisträger seien gute Beispiele und ein Ansporn für andere.
Für Zivilcourage braucht man keine spezielle Ausbildung
Dabei hat keiner der 17 Geehrten im ersten Moment daran gedacht, welche Konsequenzen ihr Tun hat. Im Mittelpunkt, da sind sich in den anschließenden Gesprächen mit dem Chefredakteur der Heilbronner Stimme, Uwe Ralf Heer, alle einig, stand nur die Hilfe in einer Extremsituation. Eine spezielle Ausbildung hat fast keiner von ihnen. Und die brauche man auch nicht, sagt Frank Spitzmüller: „Stattdessen sind Herz, gesunder Menschenverstand und Haltung wichtig“, so der Polizeichef. Auch große Worte brauche man nicht, wenn im richtigen Moment gehandelt werde.
So wie zwei Frauen und zwei Männer, die im vergangenen September einen Mann aus einem Transporter zogen, obwohl des Fahrzeug bereits brannte. Ähnlich lief es im Oktober 2024, als zwei Männer einen Autofahrer aus seinem verunglückten Mercedes zogen. Schnelles Handeln entscheidet in diesen Fällen im Zweifel über Leben und Tod. Auf diese – meist spontane – Zivilcourage sei die Polizei angewiesen, betont Frank Spitzmüller.
4700 Euro Preisgeld gehen an 17 Helfer und drei Schulklassen
Insgesamt erhalten die 17 Helferinnen und Helfer sowie drei Schulen neben Urkunden ein Preisgeld in Höhe von 4700 Euro. Die Fälle seien „herausragend“ sagt Uwe Ralf Heer, der Preis ein „erfolgreicher Fortsetzungsroman“, der bereits seit 2011 von der Heilbronner Stimme, der Heilbronner Bürgerstiftung, dem Verein Sicher im Heilbronner Land und dem Polizeipräsidium in Stadt- und Landkreis vergeben wird.
Rund 7400 Euro umfasst der diesjährige Fördertopf – damit werden nicht nur die Preisträgerinnen und Preisträger geehrt, sondern auch Schülerinnen und Schüler, deren kreative Ideen zum Thema Zivilcourage ebenfalls zweimal im Jahr gewürdigt werden.
Vorschläge für den Zivilcouragepreis können jederzeit unter www.stimme.de/zivilcouragepreis gemacht werden. Die Auszeichnung wird in den Kategorien Schulpreis, Gruppenpreis und Einzelpreis für spontanes Einschreiten verliehen.