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Nach verpasster Windkraft-Frist: So reagieren Bürgermeister und Verbände

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Der Regionalverband Heilbronn-Franken hat die Frist zur Ausweisung von Windkraftflächen am 30. September verpasst. Kommunen bewerten die Folgen unterschiedlich.


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Der Regionalverband Heilbronn-Franken hat die Frist zum 30. September bei der Verabschiedung des Regionalplans verpasst. 1,8 Prozent sollen als Vorrangflächen für Windkraft ausgewiesen werden. 

Für Thomas Vogel, Bürgermeister von Cleebronn, ist das Verpassen der Frist „sehr bedauerlich“. Die Schuld sieht er weder bei den Kommunen noch beim Land oder Regionalverband. „Die ganzen Stellungnahmen haben viel Zeit in Anspruch genommen. Das hat wohl niemand so erwartet.“

Einen Windkraft-Wildwuchs auf Cleebronner Flächenmarkierungen erwartet er nicht. „Klar, es wäre theoretisch möglich, aber jeder Standort wird geprüft. Wir haben hier viele Aspekte wie Tier- und Naturschutz – und einen Eigentümer, der da wohl nicht mitziehen würde. Daher gäbe es zahlreiche rechtliche Restriktionen“, so Vogel.

Regionalverband Heilbronn-Franken verpasst Frist zur Windkraftplanung: Kein Windrad auf dem Michaelsberg

„Da ist Bönnigheim auf dem Stromberg um einiges weiter“, verrät Thomas Vogel. Die Kommune verhandle bereits mit einem Investor. Bevor es jedoch zu einem Bau kommt, muss Cleebronn noch eine Stellungnahme abgeben.

Auf dem Michaelsberg wird es zudem kein Windrad geben. Vogel berichtet aus Erfahrung: „Wenn Tripsdrill wegen Kleinigkeiten wie einem Fahrgeschäft unzählige Vorlagen und Ausgleichsmaßnahmen erfüllen muss, würde es mich wundern, wenn es bei einer so großen Sache wie einem Windrad einfacher wäre.“

Die Gemeinde Obersulm erwartet durch die Fristverstreichung des Regionalverbands keine Veränderungen und Auswirkungen. „Die Flächen, die interessant waren, sind belegt“, sagt Bauamtsleiterin Fennja Kromer. Im Bürgerwindpark Bretzfeld-Obersulm soll 2027 die vierte Anlage gebaut werden. Der Bürgerwindpark Hohenlohe plant zudem zwei Windräder am Hirschberg. Den Grundsatzbeschluss hierfür hatte der Gemeinderat schon 2024 gefasst. Wenn jemand Interesse an einem Standort hätte, hätte dieser sich schon längst gemeldet, so Kromer weiter.

Bad Friedrichshall: Nur geeignete Standorte sind in der Auswahl

In Bad Friedrichshall wird kein Wildwuchs an Windkraftanlagen entstehen, ist sich Bürgermeister Timo Frey sicher. Zumindest seien in der aktuellen Flächenkulisse des Regionalverbandes zur Planungsoffensive II Teilfortschreibung Windkraft keine Flächen auf Bad Friedrichshaller Gemarkung zu finden. „Wir dürfen daher davon ausgehen, dass es nach dem heutigen Stand der Technik in der Region Heilbronn-Franken an anderen Stellen deutlich geeignetere und windhöffigere Flächen gibt.“ 

Im Jahre 2001 habe es in Untergriesheim jedoch den Gedanken gegeben, einen Windpark durch einen privaten Investor zu realisieren. Seinerzeit seien die Meinungen darüber recht differenziert gewesen. „Es gab zum Beispiel massiv Bedenken wegen der Hubschraubereinflugschneise auf Gemarkung Oedheim.“ Letzten Endes sei der Windpark nie realisiert worden. „Seither wurden uns keine konkreten Projektideen oder Anträge von mehr vorgetragen“, so Timo Frey.

Gemeinde Dörzbach: Planungen für bereits beantragte Windräder verzögern sich

Auch in der Gemeinde Dörzbach befürchtet man keine Auswirkungen in Sachen Windkraft: „Die relevanten WEA-Gebiete und Flächen stehen ja schon seit langem fest und wurden dementsprechend bei der Genehmigungsbehörde eingereicht“, sagt Bürgermeister Andy Kümmerle. Ob es jedoch vereinzelt zu Verzögerungen komme, müsse man abwarten. Dass die Planungen auch beim Regionalverband länger als erwartet dauern, sieht Kümmerle als „Spiegelbild unserer momentanen Lage in Deutschland“. Es dauere „wie bei allem in der Politik viel zu lange, bis Fakten geschaffen werden“. 

„Dass der Regionalverband die Frist versäumt hat, verwundert uns nicht“, kommentiert Klaus Jost vom Verein Weitblick Eppingen, der sich gegen Windräder im Hardhäuser Wald ausspricht. Schließlich sei die Bevölkerung im Kraichgau „alles andere als zustimmend, den „klimawichtigen Wald in unserer windschwachen Region für unwirtschaftliche und gesundheitsgefährdende Windkraftanlagen zu opfern“. Dass nun ein „Wildwuchs“ entstehen kann, hält Weitblick für unbegründet: „Das Baurecht gibt den Kommunen genügend Möglichkeiten, den für neue Windkraftanlagen notwendigen Straßen- und Trassenbau zu verhindern. Statt Windkraft solle im Kraichgau besser auf Solarenergie auf bereits versiegelten Flächen gesetzt werden, so die Weitblick-Position.

Regionalverband: Wildwuchs gab es schon vorher

Der Verband Region-Franken sieht keinen generellen „Wildwuchs“, beziehungsweise betont in einer Stellungnahme an die Bürgerinitiative „Pro Fürfeld“: „Faktisch haben wir bereits in weiten Teilen der Region einen Wildwuchs.“ De facto finde in den Kommunen und Verwaltungsräumen, die nicht über einen die Windkraft steuernden Flächennutzungsplan verfügen, diese ungeplante Entwicklung schon jetzt statt, so Verbandsdirektor Andreas Schumm. In der Region seien „mehrere Dutzend Projekte“ bekannt, die außerhalb der 8.577 Hektar Vorrangfläche geplant werden. 

„Veränderungen an unserer grundsätzlichen Strategie ergeben sich daraus nicht“, betont Heiko Willrett, Leiter Kommunikation der Zeag, zum Scheitern der Regionalplanung. „Derzeit betreiben wir im Auftrag verschiedener Bürgerenergie-Gesellschaften 45 Windenergieanlagen in der Region Heilbronn-Franken. Bis 2030 planen wir, diese Anzahl in der Region Heilbronn-Franken mehr als zu verdoppeln.“ Die Schwerpunkte liegen dabei im Landkreis Heilbronn sowie im Main-Tauber-Kreis.

Das Landratsamt Heilbronn stellt auf Nachfrage klar: Alle Anträge, die bis zum 30. Juni 2025 gestellt wurden und sich auf die Flächen des Regionalplans beziehen, bleiben im „vereinfachten Verfahren“ ohne Umweltverträglichkeitsprüfung und Öffentlichkeitsbeteiligung. Allerdings könne erst über die Anträge entschieden werden, sobald die Regionalplanung rechtskräftig ist. 

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