Ute Krenn-Gronostay appelliert an alle Tierbesitzer. Für den Fall, dass sie während des Urlaubs keine Betreuung finden, sollten die Halter ihr Tier nicht einfach irgendwo anbinden oder in Boxen abstellen. Auch nicht vor dem Tierheim. Stattdessen unbedingt beim Tierheim klingeln. „Wir reißen niemandem den Kopf ab“, sagt die stellvertretende Vorsitzende des Heilbronner Tierschutzvereins. Für Katzenbesitzer empfiehlt die Tierschützerin den Verein „Cat in a Flat“. Dort kann man Mitglied werden, Sitter in der Nähe finden und sich auch selbst als Sitter anbieten. Weitere Infos unter www.catinaflat.de.
Ab in den Urlaub – aber wohin mit Hund oder Katze?
Die schönsten Wochen im Jahr: In den Sommerferien locken Sonne, Strand und Meer. Aber wohin mit den eigenen Haustieren? Was Experten aus der Region Heilbronn raten.
Die Sommerferien gelten als die schönste Zeit im Jahr. Abschalten, andere Länder bereisen und einfach den Urlaub genießen. Für Haustiere gehören diese Wochen nicht selten zu den stressigsten im Jahr. Experten raten, sich frühzeitig um eine verantwortungsvolle Betreuung zu kümmern.
Wohin mit den Haustieren im Urlaub? „Das Tierheim ist nicht der richtige Ort“
„Es gibt Familien, die ihre Tiere nicht mit in den Urlaub nehmen können und deshalb im Tierheim abgeben“, sagt Ute Krenn-Gronostay. Dabei sei das Tierheim nicht der richtige Ort für eine Urlaubsbetreuung, so die stellvertretende Vorsitzende des Tierschutzvereins Heilbronn und Umgebung.
Die Einrichtung platze in der Regel aus allen Nähten und müsse darüber hinaus immer eine Reserve für Notfälle vorhalten. „Da kommen schon mal 70 beschlagnahmte Tiere auf einmal. Wenn in einem Haushalt die Tierhaltung aus dem Ruder gelaufen ist.“. Dazu komme: Wer sein Tier hier abgibt, hole es meist danach nicht mehr ab.
Tierschützer registrieren immer wieder Katzenschwemme zur Urlaubszeit
Gerade zur Urlaubszeit registrierten die Tierschützer eine regelrechte Katzenschwemme. Viele Stubentiger würden kurzerhand ausgesetzt und vermehrten sich auf der Straße unkontrolliert, zumal viele Katzen nicht kastriert sind, so Ute Krenn-Gronostay. Selbst das Tierheim sei dann auf Pensionen angewiesen.
Das Problem habe in den vergangenen Jahren zugenommen. Denn in der Corona-Zeit hätten sich viele Menschen Tiere neu angeschafft, so Martina Clausmann, wissenschaftliche Mitarbeiterin beim Landestierschutzverband Baden-Württemberg.
Urlaub ohne Tierleid: Frühzeitig planen schützt Tierheime und Vierbeiner
Auch private Tierhalter können ihre Vierbeiner während der Urlaubszeit in Pensionen unterbringen. Das, so Ute Krenn-Gronostay, sei aber nicht billig. „Und die Leute haben nicht mehr so viel Geld in der Tasche.“ Darüber hinaus seien während der Ferienzeit Plätze ein begehrtes Gut. Monika Radtke aus Neudenau etwa nimmt in ihrer Katzenpension mittlerweile nur noch Stammkunden auf.
Dr. Susanne Haberkern rät dazu, sich bereits gut im Vorfeld gut darüber zu informieren, welche Betreuungsmöglichkeiten es gibt. Und was für welches Tier infrage kommt. „Katzen sind ortsgebunden“, sagt die Neckarsulmer Tierärztin. So komme nicht für jede Katze eine Pension infrage. Am besten sei in der Regel, wenn eine Vertrauensperson aus der Nachbarschaft während der Urlaubszeit zweimal täglich nach den Tieren schaut, sie füttert und das Katzenklo sauber hält.
Tierärztin: Hunde rechtzeitig in die jeweilige Umgebung eingewöhnen
Auch Hunde sollte man eher zuhause lassen, je nachdem, wohin die Urlaubsreise gehe. Die Tiermedizinerin denkt dabei in erster Linie an mögliche Infektionskrankheiten, die in südlichen Ländern eher drohen als in heimischen Gefilden. Eine Hundepension könne eine Möglichkeit sein. Ideal sei es, wenn man Bekannte, Verwandte oder Kollegen hat, die die Tiere vorübergehend bei sich aufnehmen können, so Susanne Haberkern. Wichtig sei aber in jedem Fall, die Hunde frühzeitig in die jeweilige Umgebung einzugewöhnen.
Kleintiere wie Meerschweinchen oder Kaninchen könnten ebenfalls gut zuhause von Vertrauenspersonen betreut werden, so Martina Klausmann. Wie auch beim Füttern von Fischen oder bei der Pflege eines Terrariums gelte in jedem Fall. „Jeder Betreuer braucht eine Einweisung. Am besten mit einer Liste.“
Persönliche Erfahrungen zeigen Herausforderungen bei der Hundebetreuung
Nicole May hat sich vor dem Sommerurlaub vor zwei Jahren rechtzeitig Gedanken gemacht, wo die Familie während der dreieinhalb Wochen ihren Hund unterbringen kann. Im Bekanntenkreis und in der Nachbarschaft wurde die Familie nicht fündig. Eine ehemalige Kollegin habe sich zwar bereit erklärt, den Hund zu nehmen. Beim Probebesuch habe sich aber schnell gezeigt: „Deren Katze war beleidigt“, sagt Nicole May.
Eine junge Frau, die sich auch als Hundesitterin etwas dazu verdient, hatte die Familie ebenfalls im Blick. Die Kandidatin jobbte allerdings tagsüber bis zu acht Stunden in einem Supermarkt oder in einer Tankstelle. „Tammy hätte täglich neun Stunden alleine verbringen müssen. Das wollten wir nicht.“
Haustier-Betreuung während des Urlaubs:Suche nach geeignetem Platz dauerte ein halbes Jahr
„Aus Verzweiflung haben wir eine Hundepension gefragt“, sagt Nicole May. Auch dieser Versuch endete vergeblich. Die angefragten Pensionen nehmen nur größere Hunde. Kleine Hunde würden hier offenbar untergehen, habe die Erklärung gelautet. Tammy ist ein etwa zwei Kilogramm leichter Chihuahua.
Dennoch gab’s einen wertvollen Tipp für die Mays. Eine Pension hatte nämlich eine Reihe von Telefonnummern von Leuten an der Hand, die Hunde während der Urlaubszeit sitten. Beim zweiten Anruf hat es geklappt. Die inzwischen etwa ein halbes Jahr lang dauernde Suche fand ein Ende. Ein älteres Ehepaar aus Heilbronn hatte 40 Jahre lang selbst Hunde und nimmt Tammy auch heute noch gerne während der Urlaubszeit bei sich auf. „Das passt wunderbar“, sagt Nicole May.