262 Katzen hat der Tierschutzverein Heilbronn und Umgebung 2021 beurteilt, 178 waren es 2022 und 208 im Jahr 2023. Die Fundorte erstreckten sich über das gesamte Stadtgebiet, wie es in der Sitzungsvorlage des Gemeinderats hieß. Der amtstierärztliche Dienst der Stadt hat die Daten zum Allgemein-, Ernährungs und Pflegezustand ausgewertet. Das Ergebnis: Rund die Hälfte der Katzen hatte Krankheitsanzeichen, 30 Prozent befanden sich in einem schlechten allgemeinen Zustand, 20 Prozent hatten erheblich und teils länger anhaltende Schmerzen, Leiden oder Schäden. Der Grund liegt größtenteils in Revierkämpfen und der unkontrollierten Ausbreitung von Krankheiten.
Katzenschutzverordnung in Heilbronn: Mehr Arbeit und Kosten für Tierschützer
Population und Krankheiten durch Kastrationspflicht sollen bei Katzen eingedämmt werden. Auf den Tierschutzverein Heilbronn und Umgebung kommen mehr Arbeit und Kosten zu.
„Das ist das richtige Signal“, zeigt sich Anja Fischer zufrieden, dass „nach so langem Bitten“ der Heilbronner Gemeinderat im März eine Katzenschutzverordnung erlassen hat, die in einem halben Jahr in Kraft tritt. Die stellvertretende Vorsitzende des Tierschutzvereins Heilbronn und Umgebung hofft damit auf einen Wendepunkt für die vielen herrenlosen Katzen auf der Straße. Aber: Die neue Regelung für Kastration, Kennzeichnung und Registrierung für Katzenhalter bedeutet für den Verein und das Tierheim mehr Arbeit und Kosten.
Langfristig ist das Wort, das Fischer bei der Wirkung der Verordnung immer wieder verwendet. Weniger herrenlose Katzen, weniger große Populationen, die sich unkontrolliert vermehren und weniger Inzucht: Das verspricht sich der Tierschutzverein von der Regelung. Und: Dass das Tierheim – „wahrscheinlich erst in ein paar Jahren“ – keine 1100 Katzen, wie 2024 geschehen, mehr aufnehmen muss und damit eine Erleichterung spürt.

Tierschutzverein Heilbronn und Umgebung: Einfangen von Streunern sehr zeitintensiv
„Ja, sicher!“, lautet Fischers Antwort auf die Frage, ob nun mehr Arbeit auf den Verein und das Tierheim zukomme. Aber: „Wir können jedoch nur schwer mehr Zeit aufbringen, da das Einfangen sehr zeitintensiv ist und von Ehrenamtlichen abgedeckt wird.“
Fischer beschreibt das Prozedere: Werde ein Streuner gemeldet, werde die Stelle angeschaut, der Kommune gemeldet und eine Futterstelle eingerichtet. Dann heißt es Geduld haben und Warten für die Ehrenamtlichen an den Lebendfallen, bis alle Tiere gesichert sind. Im Nachgang wird mit einer Wildtierkamera geprüft, ob alle Katzen gefangen wurden. Für diese müssen Kastrationstermine ausgemacht und die Vierbeiner zum Tierarzt gefahren werden. Im Tierheim müssen die Katzen versorgt und behandelt werden, die Mitarbeiter müssen sie zahm bekommen und vermitteln. „Wir müssen und können nur step by step alles abarbeiten und sind auf die Hilfe von Ehrenamtlichen angewiesen“, macht Fischer deutlich.
Tierschutzverordnung in Heilbronn: Nicht nur für die Kastration fallen Kosten an
Auch im Büro wird es mehr Arbeit geben, da noch mehr dokumentiert und erfasst werden müsse, um gegenüber der Stadt die entsprechenden Nachweise vorlegen zu können.
Die Tierschutzverordnung bringt für den Verein mehr Kosten mit sich. Fischer schätzt, dass von den 1100 Fundtieren und solchen, die Halter im vergangenen Jahr abgaben, drei Viertel kastriert werden mussten. Die Kosten bis zur Vermittlung beziffert sie auf rund 400 Euro pro Tier. Denn zu der Kastration, die sich bei einem Kater auf 175 Euro, bei einer Kätzin auf 250 Euro beläuft, kommen noch Kosten für die Kotproben-Analyse, die Entwurmung, die Chip-Kennzeichnung, zwei Impfungen sowie Bluttests auf Virusinfektionen hinzu.
Arztkosten für die Kastration: Stadt Heilbronn gewährt finanzielle Unterstützung
Der Tierschutzverein setzt auf die Stadt Heilbronn, die versprochen habe, die Arztkosten für die Kastration zu übernehmen. Sozialleistungsberechtigten Haltern greift Heilbronn in den kommenden beiden Jahren mit 100 Euro für Freigängerkätzinnen und mit 50 Euro für Freigängerkater unter die Arme. 2025 und 2026 sind dafür jeweils 54.000 Euro im Haushaltsplan veranschlagt. Vom Regierungspräsidium Stuttgart liegt bereits ein Zuwendungsbescheid von 32.700 Euro bis Ende 2026 vor.
Für Equipment und Personalkosten im Zuge der Katzenschutzverordnung bekommt der Tierschutzverein 14.700 Euro beziehungsweise 17.400 Euro. Damit müssten diese Bereiche nicht allein durch Spenden bestritten werden, ist Fischer froh.
Mit Blick auf die Halter von Katzen, die Freigang haben, wünscht sie sich mit der Regelung eine Sensibilisierung, „zu welchem Katzenleid sie mit ihrem Handeln beitragen und die Kastration umgehend nachholen“.