Steigende Kosten belasten Tierheim Heilbronn – „Tierschutz hat keine Lobby“
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Viele Auffangstationen stoßen an ihre Kapazitätsgrenzen. Allein das Tierheim in Heilbronn hat 2024 rund 1100 Katzen aufgenommen. Tierschützer fordern mehr finanzielle Unterstützung und eine Katzenschutzverordnung.
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„Wir weisen nie Tiere ab“, sagt Ursula Gericke. „Wir haben noch nie einen Hund aus Platzgründen nicht aufnehmen können“, fügt die Leiterin des Tierheims Ludwigsburg hinzu. Viele Tierheime leiden unter Platzmangel. Im Vergleich zu Pfingsten oder zu den Sommerferien sei die Einrichtung im Januar hingegen nicht so massiv überbelegt. Woran es den Auffangstationen mangelt? „Immer am Geld“, antwortet Gericke.
Tierheim Ludwigsburg sucht Kurzzeitpflegestellen für Igel
Aktuell bekommt das Tierheim Ludwigsburg die Vierbeiner gut unter. 106 Hunde, etwa 90 Katzen, mindestens 30 Kaninchen, 40 Vögel, zwei Schlangen und etwa 50 Igel haben hier erst einmal ein Zuhause gefunden.
Für die Igel, die krank und unterernährt abgegeben wurden, sucht Gericke dringend Kurzzeitpflegestellen. Im Frühjahr könnten die stacheligen Tiere wieder in die Natur entlassen werden.
Sie sind ganz scheu und ziehen sich lieber zurück, als sich dem Fotografen zu zeigen. Im vergangenen Jahr hat das Tierheim Heilbronn rund 1100 Katzen aufgenommen.
Foto: Seidel, Ralf
Erste „Weihnachtstiere" kommen vor Oster- oder Pfingstferien ins Tierheim Ludwigsburg
„Die ersten Weihnachtstiere kommen vor den Oster- oder vor Pfingstferien“, berichtet Gericke aus Erfahrung. Die Leute wollten in Urlaub, die Tiere seien ihnen langweilig geworden, sie merkten, dass sie Kosten verursachten, Pflege bräuchten und Arbeit machten. Übrigens: Das Tierheim Ludwigsburg würde nie „Weihnachtsüberraschungen“ vermitteln. „Tiere, die zu Weihnachten verschenkt werden, sind nicht aus dem Tierschutz“, macht Gericke deutlich. Statt Eltern einen Vierbeiner für den Nachwuchs aussuchen zu lassen, gebe es Beratung, Tipps und Infomaterial. Gericke und ihre Mitarbeiter wollen die gesamte Familie sehen, um ein passendes Tier vorschlagen zu können.
Etwa 150 Hunde sowie mindestens 300 bis 400 Katzen gelangen als Fundtiere jährlich ins Tierheim Ludwigsburg. „Es werden viel weniger abgegeben, als gefunden“, macht die Leiterin deutlich. Und deshalb fordert sie eine Katzenschutzverordnung mit Kastrations- und Kennzeichnungspflicht. Das wäre ein großer Fortschritt, um die Population einzudämmen, damit auch das Leid und die Ausbreitung von Krankheiten.
Weinsberg und Möckmühl haben schon eine Katzenschutzverordnung
Auch Anja Fischer, Vize-Vorsitzende des Tierschutzvereins Heilbronn und Umgebung, wünscht sich, dass Kommunen eine Katzenschutzverordnung erlassen und damit dem Beispiel Möckmühl und Weinsberg im Landkreis folgen – in Heilbronn ist man auf diesem Weg. Rund 1100 Katzen hat das Tierheim Heilbronn im vergangenen Jahr aufgenommen. „Wir schaffen das auf Dauer nicht“, beschreibt Fischer die brisante Lage. Die Kapazitäten seien am Limit. Stundenlang, teilweise über Tage, würden Tierschützer neben Lebendfallen sitzen, um streunende wilde Katzen einzusammeln. „Damit das Elend eingedämmt wird“, damit die Tiere kastriert und medizinisch versorgt würden.
Den Hundeführerschein einzuführen, steht ebenso auf der Forderungsliste von Ursula Gericke wie Regelungen für Züchter, dass nicht jeder Hunde „produzieren“ dürfe. Der Online-Handel mit Tieren gehört für sie verboten.
Hunde, die während der Corona-Zeit unüberlegt angeschafft wurden oder übers Internet schon oft den Besitzer gewechselt haben, landen allzu oft im Tierheim.
Foto: Seidel, Ralf
Unüberlegt angeschaffte Hunde bereiten dem Tierschutzverein Heilbronn Probleme
„Probleme machen uns unüberlegt angeschaffte Tiere“, berichtet Fischer. Tiere, die während der Corona-Zeit angeschafft wurden oder übers Internet schon mehrfach den Besitzer gewechselt hätten. Aus ganz Deutschland erreichen das Tierheim Heilbronn Anfragen von Haltern schwieriger Hunde. „Die Leute stellen sich das einfach vor: Ihr müsst den Hund nehmen. Müssen wir nicht, nur Fundhunde“, stellt Fischer klar.
Bei „Beißhunden“ schaue man sich jeden Fall an. „Wir müssen bedenken, dass unsere Mitarbeiter zu ihnen rein müssen.“ Durch die Abgabe hätten die Halter ihr Problem gelöst, „aber wir bleiben bis an das Lebensende auf dem Hund sitzen“, verdeutlicht Fischer.
Tierheim Heilbronn auf Spenden, Patenschaften und Erbschaften angewiesen
Gericke wünscht sich mehr Geld von den Kommunen, denn die Einnahmen aus den Kooperationsverträgen deckten maximal 30 Prozent der Kosten. Fischer rechnet für das Heilbronner Tierheim vor: Der jährliche Betrieb koste 1,1 Millionen Euro, davon entfallen rund 500.000 Euro aufs Personal. 150.000 Euro decke die Stadt Heilbronn ab, 150.000 Euro bezahlten die 46 Landkreis-Kommunen zusammen für die Fundtiere. „Das Delta müssen wir durch Spenden, Patenschaften und Erbschaften decken.“
Die Verträge stammten von 2014. Fischer würde diese gerne neu verhandeln, schließlich seien Fundtiere eine hoheitliche Aufgabe der Kommunen, aber sie wartet immer noch auf eine Einladung zu einer Bürgermeister-Vollversammlung. „Tierschutz hat keine Lobby“, merkt sie an.
Eine schwerverletzte Katze, die als Fundtier abgegeben werde, verursache etwa 2500 Euro Klinikkosten, nennt Gericke ein Beispiel. Sie weiß, dass viele Kommunen auch klamm sind. Aber ein Tierheim sei zu artgerechter Haltung verpflichtet und müsse ausreichend Platz bieten. „Es muss viel mehr Geld fließen“ – zum Beispiel aus der kommunalen Hundesteuer.
Tierheime: Steigende Kosten bei Energie, Personal, Futter und Medikamenten
Gericke und Fischer weisen auf steigende Kosten bei Energie, Personal, Futter und Medikamenten hin. Das Tierheim Ludwigsburg könnte es sich nicht leisten, die ihnen anvertrauten Tiere in einer freien Praxis behandeln zu lassen, sagt Gericke. Deshalb gehört ein Tierarzt zu den Mitarbeitern. In Heilbronn ist das genauso. Im Ludwigsburger Tierheim gebe es viele alte Gebäude, die dringend saniert werden müssten.
Von Privatleuten, die ihr Haustier abgeben, eine Aufnahmegebühr zu verlangen, fände sie zwar fair. Aber Gericke weist darauf hin, dass viele Leute ihr Tier nicht behalten können, weil sie kein Geld hätten. Angesichts gestiegener Tierarzthonorare, die Fischer für richtig hält, werde Tierhaltung zum Luxus.
Etwas 1100 Katzen, 1000 Kleintiere und mehrere hundert Hunde landen jährlich im Tierheim Heilbronn. „Der größte Teil sind Fundtiere“, sagt die Vize-Vorsitzende des Tierschutzvereins Heilbronn und Umgebung, Anja Fischer. Aktuell sind rund 180 Katzen untergebracht, 50 bis 60 Hunde sowie 30 bis 40 Kleintiere.
Unter den rund 30 Mitarbeitern sind sechs Vollzeit-Tierpfleger, eine Tierärztin in Teilzeit, ein Auszubildender, drei Leute im freiwilligen ökologischen Jahr, ein Handvoll Beschäftigter in der Verwaltung sowie zahlreiche Aushilfen. Der Verein hat rund 1300 Mitglieder.
Im Ludwigsburger Tierheim sind acht Vollzeit-Tierpfleger tätig, drei Auszubildende, zwei Leute in der Verwaltung, zwei Hausmeister und 15 Teilzeitkräfte für Sonntags- und Fahrdienste. Sehr viele Ehrenamtliche, so Leiterin Ursula Gericke gingen mit Hunden Gassi, schenkten den Tieren Streicheleinheiten oder machen Besuche bei potenziellen Haltern, um zu schauen, wohin ein Tier vermittelt würde.
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