Streitpunkt Kastration: Wunsch nach Katzenschutzverordnung für Heilbronn
Mannheim hat die bestehenden Regelungen bei der städtischen Katzenschutzverordnung verschärft – auch hinsichtlich einer Kastrationspflicht. Dies wünscht man sich auch in Heilbronn – um Leid zu verhindern.

Als der Mannheimer Gemeinderat Ende 2022 für eine Katzenschutzverordnung stimmte, war die Freude bei Tierschützern verhalten. Lediglich eine Kennzeichnungs- und Registrierungspflicht für Freigänger wurde verabschiedet.
Jetzt haben die Stadträte nachjustiert und die Verordnung um den Passus Kastrationspflicht erweitert. Die Lage habe sich geändert, heißt es aus dem Rathaus. "Die alleinige Verpflichtung zur Kennzeichnung und Registrierung sowie Appelle zur Kastration haben nicht ausgereicht. Kontrollen erfolgen anlassbezogen", teilt Pressereferentin Désirée Leisner auf Stimme-Anfrage mit. Beispielsweise dann, wenn eine Katze als Fundtier aufgegriffen wird.
Tierschutzverein wünscht sich Katzenschutzverordnung auch in Heilbronn
Eine solch umfassende Verordnung wie in Mannheim wünscht man sich auch in Heilbronn und dem Landkreis. Dort gibt es mit Möckmühl und Weinsberg bisher zwei Kommunen, deren Gemeinderäte einer solchen Verordnung zugestimmt haben.
Ute Krenn-Gronostay, stellvertretende Vorsitzende des Tierschutzvereins Heilbronn und Umgebung, und ihre Kollegen setzen sich schon lange dafür ein. Denn bisher fehlt die rechtliche Handhabe, Fundkatzen kastrieren zu lassen. "Eigentlich müssten wir sie sechs Monate bei uns separieren", erklärt Krenn-Gronostay. So lange hat ein Besitzer Zeit, sich zu melden. Das funktioniere in der Praxis allerdings nicht.
Trotzdem: Mit einer Verordnung wären die Tierschützer auf der sicheren Seite. Und könnten so viel Leid verhindern. Denn unkastrierte Katzen und Kater vermehren sich nicht nur wahllos. Sie können Tumore entwickeln, ihr Bewegungsradius ist unter Umständen sehr groß. Das erhöht wiederum das Risiko für Unfälle.
Katzenschutzverordnung in Bad Mergentheim: Katzenbesitzer erhalten Zuschuss für Kastration
Als gelungenes Beispiel für die Umsetzung einer Verordnung nennt Ute Krenn-Gronostay die Stadt Bad Mergentheim. Dort erhalten Besitzer einen Zuschuss von 50 Euro, um Anreize zur Kastration zu schaffen. Das sei sehr geschickt, so die Tierschützerin. Dass sich in Heilbronn etwas in dieser Richtung bewegt, mache sie sehr glücklich.
Dr. Gudrun Vollrath, Abteilungsleiterin Veterinärwesen beim städtischen Ordnungsamt, verrät, dass es Anfragen von Mitgliedern des Gemeinderats gibt, die aktuell bearbeitet werden: "Der Erlass einer Katzenschutzverordnung wird derzeit auf Basis neuer Erhebungen geprüft."
Dafür müssten in einem bestimmten Gebiet an den freilebenden Katzen erhebliche Schmerzen, Leiden oder Schäden festgestellt werden, die auf die hohe Anzahl dieser Tiere [...] zurückzuführen sind. "Und es müssen durch eine Verminderung der Anzahl dieser Katzen innerhalb des jeweiligen Gebietes deren Schmerzen, Leiden oder Schäden verringert werden können", so die Medizinerin. Ob das auch auf bestimmte Orte in Heilbronn zutrifft, muss geprüft werden.
Paarungsbereitschaft nimmt bei Katzen mit steigenden Temperaturen zu
Ginge es nach dem Tierschutzverein, sollte das lieber früher als später geschehen. Denn mit den steigenden Temperaturen nimmt auch die Paarungsbereitschaft zu. "Wir haben schon die ersten Katzenbabys bei uns, die eine Streunerin auf dem Gelände der EnBW geboren hat", erzählt Ute Krenn-Gronostay.
Rund 1000 Katzen gehen im Laufe eines Jahres durch die Hände des Heilbronner Tierheims, im vergangenen Jahr waren es stellenweise über 200 Tiere, die gleichzeitig in den Räumen lebten. Ohne private Pflegestellen, die sich besonders um die Kitten kümmern, sowie befreundete Vereine wäre die Arbeit nicht zu stemmen, sagt die stellvertretende Vorsitzende.
Leider gebe es bei vielen Besitzern Vorurteile gegenüber einer Kastration. Doch an dem Argument, die Tiere würden träger werden, sei nichts dran. Auf lange Sicht sei eine Verordnung auch ein finanzieller Vorteil für die Kommunen, die das Tierheim mitfinanzieren: "Wenn wir nur halb so voll sind, wird es günstiger für alle." Ganz abgesehen vom ethischen Faktor, Tiere nicht leiden zu lassen.


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