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Cleebronns Bürgermeister Vogl tritt nicht mehr an: "Gab zahlreiche Grenzverletzungen"
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Nach fast 24 Jahren als Bürgermeister von Cleebronn will Thomas Vogl das Amt hinter sich lassen und verzichtet auf eine erneute Kandidatur. Im Stimme-Interview spricht er über die Gründe für die Entscheidung.
Thomas Vogl vor der Kulisse von Schloss Magenheim und dem Michaelsberg und dem Gelände an der Strombergstraße, wo mal ein Netto-Discounter gebaut werden soll
Foto: Schwarzbürger, Susanne
Fast ein Vierteljahrhundert ist Thomas Vogl (55) Bürgermeister von Cleebronn. Nach seiner Wahl im Jahr 2002 wurde er 2010 und 2018 im Amt bestätigt. In der Gemeinderatssitzung vor der Sommerpause verkündete der Familienvater, dass er sich von seiner Position als Rathauschef zurückziehen und nicht erneut kandidieren wird. Im Stimme-Interview spricht er über die Gründe für die Entscheidung, Zerwürfnisse innerhalb der Gemeinde und seine Zukunftspläne.
Herr Vogl, warum wollen Sie nicht für eine vierte Amtszeit kandidieren?
Thomas Vogl: Es ist nicht völlig ungewöhnlich für einen Bürgermeister, nach 24 Jahren aufzuhören. Nach so langer Zeit ist es gut, wenn jemand mit neuen Ideen kommt. Ich habe auch das Gefühl, dass im Ort eine Wechselstimmung herrscht. Ich kann es nicht an etwas Konkretem festmachen, aber ich denke, jetzt ist der richtige Zeitpunkt.
Sie haben von Verwerfungen gesprochen. Können Sie das erklären?
Vogl: Ein großes Thema, das die Gemeinde nicht gut verkraftet hat, war der Streit um den Standort der Kita Michaelszwerge. Man darf ja durchaus unterschiedlicher Meinung sein, aber diese Diskussion wurde mit einer Vehemenz geführt, da hat man letztendlich den Ortsfrieden aufs Spiel gesetzt. Und das wirkt nach. Mir wurde gesagt, dass zum Teil Familien hinterher zerstritten waren. Auch bei mir hat das Verletzungen hinterlassen. Ich wurde stark angegangen, es gab zahlreiche Grenzverletzungen und – muss man sagen – es wurde eine rote Linie überschritten. Auch aus dem Blickwinkel heraus ist es gut, wenn eine neue Person dieses Amt übernimmt.
Hatte das damals auch mit der Initiative „Pro Cleebronn“ zu tun?
Vogl: Ja, die damalige Bürgerinitiative war sehr aktiv gegen den besagten Standort. Dadurch ist dieser Streit entstanden. In der Nachschau betrachtet, war es das eigentlich nicht wert. Es ging ja nur um eine Kindertagesstätte, eine relativ unverfängliche Einrichtung. Aber die Auseinandersetzung wurde mit so einer Verbitterung geführt, das war nicht gut.
Fühlen Sie sich im Ort noch wohl?
Vogl: Ich plane jetzt keinen Wegzug. Ich wohne hier seit mehr als 20 Jahren, und das wird auch weiterhin der Fall sein. Wie lange, weiß natürlich keiner. Ich denke auch, dass ich mein Amt gut hinter mir lassen kann. Das ist für mich ein eiserner Grundsatz. Was ich weiß, werde ich auf Nachfrage weitergeben, aber ich werde mich auf jeden Fall aus dem Tagesgeschäft heraushalten.
Sie wollen danach nirgendwo anders als Bürgermeister kandidieren?
Vogl: Nein, das habe ich nicht geplant. Für mich endet am 13. April meine Amtszeit, und was danach kommt, ist im Augenblick offen. Seit der Grundschulzeit ist das der erste Lebensabschnitt, der nicht schon verplant ist. Ich werde sicherlich die ersten freien Wochen meinem Hobby widmen – ich bin Hobbyeisenbahner – und werde da etwas mehr Zeit reinstecken. Aber als Bürgermeister plane ich, nicht mehr anzutreten.
Ihnen ist in der Vergangenheit mangelnde Volksnähe vorgeworfen worden. Spielt das auch eine Rolle?
Vogl: Es ist immer die Frage: Was versteht man unter Volksnähe? Ein ehemaliger Kollege hat es mal so gesagt: Er ist nicht der Knackwurst-Bürgermeister, der auf jedem Fest sitzt. Manche Leute erwarten das von ihrem Bürgermeister. Andere sagen: Mir ist lieber, dass der was arbeitet. Was mit der mangelnden Volksnähe gemeint war, habe ich nie ganz nachvollziehen können. Wenn ich mich vor dem Volk gefürchtet hätte, hätte ich als Bürgermeister gar nicht antreten dürfen.
Genießen Sie in der Bevölkerung noch den Rückhalt, dass Sie eine erneute Kandidatur gewonnen hätten?
Vogl: Das ist die berühmte Glaskugel. Ob es für eine Wiederwahl gereicht hätte, ist Spekulation. Aber für mich war immer wichtig, dass ich selbst bestimme, wann ich aufhöre und nicht – salopp gesagt – wie der Hund vom Hof gejagt werde.
Gibt es denn schon Interessenten auf eine Kandidatur?
Vogl: Ja, zwei haben sich schon entsprechend geäußert. Aber dazu müssen die Personen natürlich selbst etwas sagen.
Wie geht es nun weiter in Cleebronn?
Weitere Schritte für die Bürgermeisterwahl in Cleebronn 2026 will der Gemeinderat in der kommenden Sitzung am 19. September beschließen. Die Verwaltung wird nach Angabe von Amtsinhaber Thomas Vogl den 1. Februar als Wahltermin vorschlagen. Sollte es zu einer Stichwahl kommen, hat die Gemeindeverwaltung den 22. Februar ins Auge gefasst. Ausgeschrieben werden soll die Stelle am 14. November. Ab diesem Zeitpunkt bis zum 7. Januar 2026 können Bewerbungen eingereicht werden.
Auf den Nachfolger warten laufende Projekte wie das Wohngebiet Lindenhof und die Ansiedlung des geplanten Netto-Markts. Die Weichen dafür seien gestellt, aber die Umsetzung steht noch aus, sagt Vogl. Ein weiterer großer Punkt sei das Gemeindeentwicklungskonzept. Auch hier sei das Verfahren im Gange und wohl bis April nächsten Jahres abgeschlossen. Die Umsetzung obliegt dann dem neuen Bürgermeister. Langfristig, sagt Vogl, werden den Ort Themen wie die Ganztagsbetreuung an der Grundschule beschäftigen.
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