Tempo 40 in Möckmühl: Gemeinderat diskutiert Geschwindigkeitsbremse
Der Gemeinderat Möckmühl fordert Tempo 40 im ganzen Stadtgebiet. Grund sind zu hohe Lärmwerte – und ein Gutachten, das Handlungsbedarf aufzeigt.
Ein lang gehegter Wunsch könnte nun in Erfüllung gehen: „Wir wollen Tempo 40 im gesamten Stadtgebiet“, sagte Regine Böhm (Grüne) in der Gemeinderatsitzung in Möckmühl am Dienstagabend. Bisher wurden alle Vorstöße abgelehnt, weil Temporeduzierungen nur aufgrund von Gefahrensituationen erlaubt wurden, erklärte Verkehrsplaner Carsten Dietz.
Nun könnte es doch noch klappen. Die EU-weit vorgeschriebenen Lärmaktionspläne haben auch für Möckmühl ergeben, dass die Grenzwerte überschritten sind. „Sie müssen als Kommune etwas tun, um die Anwohner zu schützen.“ Lärmwerte von 65 Dezibel tagsüber und 55 Dezibel nachts gelten als gesundheitsgefährdend bis krankmachend.
In Ruchsen wird gerast: Helfen würden schon mehr Blitzer
Dabei würde es schon helfen, wenn die jetzt vorgeschriebenen Geschwindigkeitsbeschränkungen eingehalten würden, erklärte Patrick Essig (FWV) und forderte mehr stationäre Blitzer vor allem an den Ortseingängen. Es werde in Möckmühl „wenig bis gar nicht geblitzt“, berichtete Angelika Eiermann (FWV). Martin Haußecker (Grüne) meinte dazu: „Das Gutachten geht davon aus, dass durch Ruchsen mit Tempo 50 gefahren wird – und nicht wie jetzt mit Tempo 50 plus x!“
Die Lärmwerte seien nur errechnet, nicht tatsächlich gemessen, informierte Dietz. Aufgrund der Verkehrszählungen wurden die erwartbaren Geräuschpegel ermittelt, erklärte der Fachingenieur. „Ob da vor dem Haus ein Schachtdeckel kleppert, das haben wir nicht berücksichtigt.“
Schall-Berechnungen sind gute Grundlage für Tempo 30 oder 40
Mit der Berechnung habe man nun eine gute Grundlage, um Tempolimits zu fordern. „Die Verkehrsbehörde muss aktiv werden“, sagte Dietz. Am besten sei es, wenn die Geschwindigkeitsreduzierungen durchgängig angeordnet werden. „Streckenweise 30, dann wieder 40 oder 50 Stundenkilometer, das verwirrt die Leute doch nur!“
Der Gemeinderat hat nun die „Hausaufgabe“ bekommen, sich zu überlegen, wo Tempolimits sinnvoll wären. „Ich rechne das dann für Sie durch, was im Hinblick auf die Lärmreduzierung am meisten bringt.“ Auch andere Maßnahmen kommen in Betracht, wie lärmmindernde Straßenbeläge, was Andreas Kraft (FWV) für Züttlingen fordert, wo gerade die Ortsdurchfahrt saniert wird, oder Lärmschutz-Fenster, was aber die Kommune bezahlen müsste.
Bürgermeister ist für Smileys: „Viele fahren dann langsamer!“
Stefan Vachaja (SPD) mutmaßte, dass die „Bevölkerung nicht verstehen würde, wenn in der Ortsdurchfahrt Tempo 30, aber in den anderen Straßen wieder Tempo 50 gilt“. Andreas Neubert, Ortsvorsteher von Bittelbronn, merkte an, dass man sich im Teilort auch Tempo 30 wünscht, wenn dort insgesamt auch weniger Fahrzeuge unterwegs sind als zum Beispiel in der Züttlinger Straße in Möckmühl.
Die Umsetzung würde dann erst nächstes Jahr erfolgen, wenn der Lärmaktionsplan fertig ist. Was man jetzt schon machen könnte, sagte Bürgermeister Simon Michler, wären „Smiley-Tafeln“, die zu schnellen Verkehrsteilnehmern ein trauriges Gesicht zeigen. „Studien zeigen, das wirkt, 85 Prozent gehen dann vom Gas.“

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