Für Strom, Gas, Wärme und Wasser tragen die Kommunen die Verantwortung – sie müssen aber nicht alles selbst machen. Viele betreiben eigene Stadtwerke oder arbeiten in Zweckverbänden zusammen. Andere vergeben Netz und Vertrieb per Konzession an größere Energieversorger. Besonders die Wasserversorgung bleibt meist in kommunaler Hand, oft über regionale Kooperationen organisiert.
Aus für Gasvertrieb in Bönnigheim: Lage für Stadtwerke „ist herausfordernd“
Nach dem Rückzug des Stadtwerks Bönnigheim aus dem Gasgeschäft stellt sich die Frage: Wie gehen andere Kommunen mit ähnlichen Herausforderungen um?
Es sind schwierige Zeiten für Energielieferanten. Seit dem Ausbruch des Ukraine-Kriegs 2022 und der damit verbundenen Gasknappheit stehen viele Energieversorger unter massivem Druck – verschärft durch gesetzliche Vorgaben und großer Konkurrenz durch Onlineanbieter. Auch die Stadtwerke Bönnigheim gehören nun zu den Betroffenen: Zum Jahreswechsel gibt man die Sparte Gasvertrieb vollständig auf.
„Es ist schade, dass wir zu diesem Schritt gezwungen sind“, sagte Bürgermeister Albrecht Dautel. Dennoch sei er unausweichlich. „Für uns als kleines Stadtwerk mit nur rund 700 Gaskunden ist die Beschaffung und der Vertrieb von Gas inzwischen beinahe zum Roulettespiel geworden“, erklärte er.
Nach dem Ausstieg in Bönnigheim geht der Blick in die Nachbarschaft. Wie ist die Lage bei den kommunalen Energieversorgern in der Region?
Nach Gasvertrieb-Aus in Bönnigheim: So steht es um die HNVG in Heilbronn
Die Heilbronner Versorgungs GmbH (HNVG) sieht sich trotz der weiterhin angespannten Lage wirtschaftlich stabil aufgestellt. „Unsere Position als regionaler Energieversorger ist gefestigt“, so Sprecherin Katrin Czemmel. Und das trotz anhaltender Herausforderungen wie gestiegene Gaspreise. Man befinde sich auf einer soliden finanziellen Basis. Das Jahresergebnis 2024 lag mit 4,9 Millionen Euro vor Steuern unter dem Vorkrisenniveau, habe jedoch der eigenen Wirtschaftsplanung entsprochen.
Die HNVG ist breit aufgestellt. „Unser Kerngeschäft, der Erdgasvertrieb, bildet nach wie vor das wirtschaftliche Rückgrat des Unternehmens“, so Czemmel. Ergänzend trage das Dienstleistungsgeschäft – insbesondere Betriebsführungen für Kommunen in der Gas-, Wasser- und Abwasserwirtschaft – wesentlich zur Stabilität bei. Darüber hinaus investiere man gezielt in den Ausbau der Wärmeversorgung und anderer Dienstleistungen, um die nachhaltige Transformation des Unternehmens voranzutreiben.
Eine Abgabe einzelner Sparten, wie sie in Bönnigheim beschlossen wurde, ist in Heilbronn kein Thema. „Aktuell sind keine Abgaben einzelner Geschäftsbereiche vorgesehen“, so Czemmel. Vielmehr verfolge man das Ziel, das Leistungsportfolio zu erweitern, um unabhängiger vom Erdgasgeschäft zu werden. Die HNVG versorgt derzeit rund 21.000 Kundinnen und Kunden mit Erdgas und 270 mit Wärme.
Stadtwerke Lauffen: „Wirtschaftliche Lage ist derzeit herausfordernd“
Auch in Lauffen ist die Situation anspruchsvoll. „Die wirtschaftliche Lage ist derzeit herausfordernd“, so Geschäftsführer Frieder Schuh. Steigende Kosten und nötige Investitionen stellt das Stadtwerk vor Probleme.
Hinzu kommt die Konkurrenz: „Über Online-Vergleichsportale hat der Wettbewerbsdruck deutlich zugenommen – vor allem durch Anbieter mit kurzfristigen Preisstrategien“, so Schuh. Eine Aufgabe einzelner Sparten sei bislang nicht vorgesehen. Da die HNVG die Betriebsführung der Stadtwerke Lauffen übernimmt, bestehe bereits eine enge Kooperation. „Es wird derzeit geprüft, welche Sparten den Betrieb ergänzen können.“
Für die kommenden Jahre seien Investitionen in der Sparte Wasser geplant. Unter anderem solle die Versorgungssicherheit gestärkt und Kooperationen mit Nachbarkommunen ausgebaut werden.
Nach Gasvertrieb-Aus in Bönnigheim: Bleibt das die Ausnahme?
Die Stadtwerke Öhringen möchten sich zur wirtschaftlichen Gesamtlage derzeit nicht äußern. Man habe die Stadtwerke erst vor vier Jahren gegründet, und die Energiekrise sei in die Anfangszeit gefallen. Ein Vergleich mit anderen Stadtwerken sei daher schwierig. Der Fokus liege aktuell auf dem Ausbau der Fernwärme, wirtschaftlich positiv werde man voraussichtlich erst in den kommenden Jahren werden.
In vielen kleineren Kommunen wie Güglingen betreiben die Stadtwerke ausschließlich die Wasserversorgung. „Gas selbst zu vertreiben war noch nie Thema bei uns“, sagt Uwe Kenngott, zuständig für die Wasserversorgung. „Dafür sind wir eine zu kleine Stadt, das würde sich wirtschaftlich nicht lohnen.“ Ein ähnlicher Schritt wie in Bönnigheim wäre hier also gar nicht nötig – die Stadtwerke haben sich nie auf das Gasgeschäft eingelassen.
„Die wirtschaftlichen Spielräume kleiner Versorger sind deutlich geschrumpft“, so Kenngott. Rückzüge aus einzelnen Sparten seien die Folge – ein Trend, der sich bei Stadtwerken kleinerer Kommunen in den kommenden Jahren fortsetzen wird, vermutet er.
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