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Schemelsbergtunnel wird modernisiert: So kommen die Bauarbeiten bei Weinsberg voran

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Wo normalerweise 20.000 Fahrzeuge pro Tag unterwegs sind, haben  Baumaschinen das Sagen: Im Januar hat die Sanierung des Schemelsbergtunnels begonnen. Auch nebenan im Fluchtstollen geht es rund.


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Die heilige Barbara am Stolleneingang hat inzwischen einigen Baustaub angesetzt. Kein Wunder, rattern doch seit über einem Jahr Spezialfahrzeuge an der Schutzheiligen für Berg- und Tunnelbauleute in Gestalt einer Holzfigur vorbei. Längst hat der Fluchtstollen mit 431 Metern seine endgültige Länge erreicht. Derzeit werden Decke und Wände der Innenschale betoniert. Die Arbeiten liegen genauso im Zeitplan wie nebenan im Schemelsbergtunnel.

Die B39-Verkehrsröhre bei Weinsberg, durch die normalerweise 20.000 Fahrzeuge pro Tag rauschen, wird grundlegend instandgesetzt. Noch bis Dezember hat der normale Verkehr hier nichts zu suchen.

Arbeiten im Fluchtstollen des Schemelsbergtunnels: Platzangst darf man nicht haben

Wer Platzangst hat, ist fehl am Platz. Es ist eng im Fluchtstollen, der, wenn er voraussichtlich Ende Juli fertig ist, eine begehbare Breite von 2,25 Metern hat. Vorsicht ist daher bei den Bauarbeiten oberstes Gebot. Und eine exakte Logistik. Anders funktioniert es hier drin nicht, wo mangels Raumes oft Spezialfahrzeuge im Einsatz sind.


Ein normaler Betonmischer zum Beispiel würde niemals reinpassen. Deshalb fährt eine kleine, schlanke Version, die Zigarre, den zähen Brei in den Berg zur Pumpe. Von dort fließt die graue Masse in Schläuchen weiter an die zu betonierenden Stellen. Millimetergenaue Maßanfertigungen aus Holz speziell für diesen Stollen sind die Schalwagen, die zum Betonieren notwendig sind.

Bauarbeiten im Zeitplan: Zwei Querschläge verbinden den Schemelsbergtunnel mit dem Fluchtstollen

Derzeit werden Wände und Decke betoniert – das Gewölbe. Gerade laufen die Vorbereitungen in der zweiten Aufweitung tief im Inneren des Bergs. An dieser Stelle zweigt einer von zwei Querschlägen ab. Das sind die Verbindungsstücke zwischen Rettungsstollen und Straßentunnel. Ein Bauarbeiter steht im Korb des „Manitou“ und navigiert mit dem Daumen den Fahrer des Spezialgeräts. Der Teleskop-Arm fährt einige Zentimeter in die Höhe und ein paar Zentimeter nach hinten. Der Mann legt den Meterstab an die zweilagige Stahlbewehrung aus Drahtbögen und Gittermatten, dann schneidet er etwas zurecht.

„Je nachdem, wie die Betonage- und Ausschalschritte getaktet sind und ob auch am Sonntag eine Betonnachbehandlung stattfinden muss, arbeiten die Männer bis zu sieben Tage pro Woche im Stollen“, sagt Projektleiter Alexander Metz vom Regierungspräsidium (RP) Stuttgart. Das RP betreut Stollenbau und Tunnelinstandsetzung im Auftrag des Bundes. Drei Firmen schultern als Arbeitsgemeinschaft das Gesamtprojekt: Leonhard Weiss aus Crailsheim/Satteldorf, August Reiners aus München und Porr Verkehrstechnik aus Österreich.

Schemelsbergtunnel bis Jahresende gesperrt: 36,4 Millionen Euro kosten Fluchtstollenbau und Tunnelinstandsetzung

36,4 Millionen Euro kostet das Vorhaben. Zählt man die 5,3 Millionen Euro hinzu, die vor ein paar Jahren im 676 Meter langen Tunnel für Vorabmaßnahmen verbaut wurden, sind es sogar knapp 42 Millionen. Wenn alles fertig ist, ist der Tunnel laut RP sicherheits- und betriebstechnisch wieder auf dem neuesten Stand. Mit dem parallel verlaufenden Fluchtstollen hat er dann, was mittlerweile für einröhrige Straßentunnel mit über 400 Metern Länge Vorschrift ist: einen Rettungsweg für Verkehrsteilnehmer, wenn sie im Notfall ihr Fahrzeuge verlassen müssen.

 

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25 Meter liegen zwischen Stollen- und Tunnelmitte. In der 11,50 Meter breiten Verkehrsröhre haben die Arbeiter viel mehr Platz als die Kollegen im Stollen. Im Januar haben die Arbeiten im Schemelsbergtunnel begonnen. Die Betoninnenschale wurde gereinigt, die Wände wurden 3,60 Meter hoch mit Höchstwasserdruckstrahlen vorbereitet. Später kommt in mehreren Lagen eine neue Beschichtung drauf, erläutert Gregor Simon von Müller und Hereth, einem Fachbüro für Tunnel- und Felsbau. Das Büro ist vom RP mit der Bauüberwachung beauftragt, Simon ist deren Leiter.

Er und Projektleiter Metz können sowohl für den Straßentunnel und als auch für den Fußgängerstollen fast jedes technische Detail und jede Zahl herunterbeten. 14 Schächte sind im Tunnel gesetzt, 120 Kubikmeter Fassungsvermögen hat das Havariebecken, das vor dem Westportal, also auf der Heilbronner Seite, entsteht. Zurzeit wird der etwa fünf Meter tiefe Holz-Stahlträger-Verbau hergestellt. Im Brandfall oder wenn im Tunnel einmal Öl auslaufen sollte, kann hier verunreinigtes Wasser zurückgehalten werden.

Im Schemelsbergtunnel dröhnen die Rüttelplatten

Im 35 Jahre alten Tunnel, der die Ortsumgehung für Weinsberg ist, aber auf Gemarkung Erlenbach liegt, geht es zurzeit vor allem im östlichen Bereich rund: Rüttelplatten dröhnen, ein Radlader weicht einer mobilen Arbeitsbühne aus. Hier kommen die Lehrrohre in die Erde, die weiter westlich schon drin liegen: zehn Lehrrohre auf der einen Notgehwegseite, 20 auf der anderen. In ihnen werden später zigtausend Meter Kabel verlaufen. Sie sind für den Tunnelbetrieb notwendig: für Strom, Schrankenanlage, Verkehrsschilder und vieles andere. Es kommen auf jeden Fall mehr Kabel in die Erde, als früher drin waren. Alexander Metz: „Die technische Ausstattung wird erweitert und dadurch komplexer.“ Auch am Unterbau für die Schlitzrinne, in die das Straßenwasser abfließen wird, wird geschafft.

Bis jetzt läuft es gut, alle Arbeiten liegen voll im Zeitplan, sagt Bauingenieur Metz. „Spannend wird es gegen Ende: Wenn die Kabel gezogen werden und die Software programmiert wird.“ Die gesamte Technik muss umfassend getestet werden, bevor wieder Fahrzeuge durch die Röhre rollen. Deshalb lässt sich der Projektleiter auch nicht einen Buchstaben entlocken, der auf eine frühere Öffnung hindeuten könnte. Nach wie vor ist das Ende der Vollsperrung im Dezember 2025 angesetzt. Bis dahin gilt die überörtliche Umleitungsstrecke – auf die sich die Weinsberger dringend all diejenigen wünschen, die sich nicht dran halten und stattdessen durch ihre Stadt fahren. Sie ist aber aktuell zusätzlich mit innerörtlichen Baustellen belastet.

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