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Zivilcouragepreis: Mutige Helfer aus der Region werden für ihren Einsatz belohnt

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Sie haben Diebe verfolgt, Telefonbetrüger entlarvt und Leben gerettet: Nun wurden zehn Preisträger und Preisträgerinnen für ihr mutiges und beherztes Eingreifen beim Zivilcouragepreis 2022 belohnt. Bei dem emotionalen Abend gab's auch eine Premiere.

Die Geehrten zwischen den Kooperationspartnern beim Zivilcouragepreis 2022: Insgesamt wurden sieben Fälle ausgezeichnet.
Die Geehrten zwischen den Kooperationspartnern beim Zivilcouragepreis 2022: Insgesamt wurden sieben Fälle ausgezeichnet.  Foto: Berger, Mario

Zehn Preisträger und Preisträgerinnen wurden für ihr mutiges und beherztes Eingreifen beim Zivilcouragepreis 2022 belohnt, den die Heibronner Bürgerstiftung, der Verein Sicher im Heilbronner Land, die Polizei und die Heilbronner Stimme im Druckhaus in der Austraße am Donnerstag (6. Juli) verliehen haben.

Die Fälle, die Chefredakteur Uwe Ralf Heer nacheinander vorstellte, gehen nahe. Das eine oder andere Mal fließen Tränen, als sich die Preisträger an brenzlige Situationen erinnern. "Eine innere Stimme hat gesagt, geh´ nochmal rein", schildert etwa die Lehrerin Julia Reif-Statler ihr Eingreifen, mit dem sie einem Schüler in einer brenzligen Situation das Leben rettete. Eigentlich war sie auf dem Weg in die große Pause, wegen eines mulmigen Gefühls drehte sie aber um und ging zurück ins Klassenzimmer. "Ich war zur rechten Zeit am rechten Ort."


Zivilcourage sichtbar machen: Nicht weggeschaut, sondern gehandelt

Das trifft auch auf Kim Markus Müller aus Erlenbach, Bernd Wohlbold aus Lehrensteinsfeld, Rainer Bucher aus Obersulm und Dennis Achenbach aus Löwenstein zu. Es war ein nebliger Tag mit viel Regen und spiegelglatten Straßen, als es im Oktober 2022 zu einem schweren Verkehrsunfall zwischen Lehrensteinsfeld und Willsbach kam.

Die vier Männer hielten unabhängig voneinander an und befreiten den eingeklemmten Mann, Jörg Weißflog, aus seinem Auto. Das Fahrzeug stand kurze Zeit später - noch vor dem Eintreffen der Rettungskräfte - "lichterloh in Flammen", erinnert sich Dennis Achenbach.

Eingeklemmten Mann gerettet, bevor Auto in Flammen stand

"Normalerweise fahre ich dort nie lang, es war reiner Zufall. Zusammen haben wir unvorstellbare Kräfte entwickelt." Mit Jörg Weißflog war zum ersten Mal bei der Feierstunde auch ein Verunfallter dabei. Seine Lebensretter hat er seit dem Unfall zum ersten Mal wieder gesehen. Um den Vorfall gemeinsam aufzuarbeiten, wollen sich die Männer bald treffen.

Mit der Veranstaltung soll Zivilcourage sichtbar gemacht werden, betont Polizeipräsident Frank Spitzmüller. "Alle Preisträger haben sich selbstlos eingesetzt, sie haben nicht weggeschaut, sondern gehandelt." Das sei keine Selbstverständlichkeit. "Leider kommt es immer wieder vor, dass nicht eingegriffen wird. Gleichgültigkeit ist für Opfer ein verehrendes Signal."

Hilfeleistung ist eigentlich gesetzlich vorgeschrieben

Frank Spitzmüller erinnert daran, dass unterlassene Hilfeleistung in Einzelfällen strafrechtlich belangt werden könne. Trotzdem gebe es Regeln - etwa, andere um Mithilfe zu bitten, später als Zeuge auszusagen oder sich selbst nicht in Gefahr zu bringen.

"Mehr gemacht, als man erwarten sollte" hat Delil Bekler, der einen vermeintlichen E-Scooter-Dieb auf dem Heilbronner Kiliansplatz festhielt, bis die Polizei eintraf. Dabei zog er sich selbst Verletzungen am Arm zu. "Es war ein Instinkt, nach dem ich gehandelt habe." Intuitiv das Richtige getan hat auch Janine Nunn, die eine Postbotin bemerkte, die merkwürdig in ihrem Fahrrad hing. Sie sprach die Frau an, erkannte eine Notlage und holte Hilfe. Die spätere Diagnose: Schlaganfall.

Sich Verfolgungsjagden geliefert und Betrugsmaschen aufgedeckt

Die Kassiererin Nancy Jaffuneh wurde aufmerksam, als ein Rentner bei ihr 500 Euro in Form einer Google-Play-Karte kaufen wollte. Wie sich herausstellte, war es nicht die erste. Betrüger versprachen dem gutgläubigem Mann einen Gewinn in Höhe von 30.000 Euro, wenn er zuvor Google-Play-Karten besorgt und die Nummern durchgibt.

Die Bankangestellte Monika Fühl aus Bad Friedrichshall verhinderte, dass ein 80-jähriges Pärchen mit der Masche eines Schockanrufs um ihr Geld gebracht wurde, und Moataz Mal aus Heilbronn filmte und verfolgte einen Mann, der zuvor die Schaufensterscheibe eines Juweliergeschäfts in der Kaiserstraße einschlug.

Video-AG der Wolf-von-Gemmingen-Schule ausgezeichnet

Neben den sieben Sachverhalten wurde auch ein Projekt der Video-AG der Wolf-von-Gemmingen-Schule ausgezeichnet. Die Schüler haben sich mit dem Thema Zivilcourage und dem richtigen beziehungsweise falschen Verhalten bei Mobbing von Schwächeren befasst.

Für das Jahr 2022 wurde ein Betrag von insgesamt 7918,82 Euro verteilt. In einer ersten Preisverleihung im März wurden bereits acht Preisträgerinnen und zwei Preisträger für "Spontanes Einschreiten" geehrt. Musikalisch umrahmt wurde die Feierstunde vom Saxofonquartett des Landespolizeiorchesters.

 


Fälle online einreichen

Tilmann Distelbarth, Verleger und Geschäftsführer der Stimme-Mediengruppe, Chefredakteur Uwe Ralf Heer, Roberto Monaci vom Präventionsverein Sicher im Heilbronner Land, Lisa Maria Klesse, Leiterin des Polizei-Referats Prävention, Polizeipräsident Frank Spitzmüller sowie Thomas Schick von der Heilbronner Bürgerstiftung überreichten die Auszeichnungen.

>>Hier können Fälle eingereicht werden.

 

 
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