Zeckensaison: FSME-Risikogebiet Landkreis Heilbronn im Fokus
Das Land Baden-Württemberg ist FSME-Risikogebiet. Doch es gibt eine Ausnahme: die Stadt Heilbronn. Wie man sich im Zecken-Risikogebiet richtig schützt.

Zum Auftakt der Zeckensaison wandern die Blicke erneut auf das Stadtgebiet Heilbronn, Baden-Württembergs hellem Fleck. Das gesamte Bundesland ist bereits zum Risikogebiet bei Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) erklärt worden. Einzige Ausnahme bildet die Stadt Heilbronn. Die Krankheitsverursacher: Zecken. Die Spinnentierartigen Blutsauger können gefährliche Krankheiten wie FSME übertragen. Warum über dem Stadtgebiet auch im Jahr 2023 ein heller Fleck kursiert? Eine Spurensuche.
Das sagt Parasitologin Ute Mackenstedt
Das Robert-Koch-Institut (RKI) gibt jährlich eine Karte der gemeldeten Fälle von FSME heraus. Um diese richtig lesen zu können, sei es zunächst wichtig, ein Verständnis über die Inzidenzen zu gewinnen, arbeitet Professorin Ute Mackenstedt, Leiterin der Parasitologie der Universität Hohenheim heraus. "Die weißen Gebiete haben unter 1 FSME-Fällen pro 100.000 Einwohnern. Die blauen über 1 pro 100.000 Einwohnern." In Hohenheim beschäftigt man sich vornehmlich mit der Ausbreitung exotischer Zeckenarten, wie der Hyalomma-Zecke, einer eher seltenen Gattung, die aus Afrika auf den Schwingen der Vögel ihren Weg in unsere nördlicheren Breitenkreise findet.
Heilbronn ist nicht als Risikogebiet eingestuft
"Warum Heilbronn außen vor liegt, kann niemand sagen", sagt Parasitologin Mackenstedt. In Heilbronn erklärt Rathaussprecherin Claudia Küpper: "Die Fälle sind statistisch gesehen so niedrig, dass wir, wie bereits im Vorjahr, nicht als Risikogebiet eingestuft werden." Anders verhält sich die Situation im Landkreis. Hier betont Sprecherin Lea Mosthaf, dass dem Gesundheitsamt aktuell keine Meldungen oder themenbezogenen Fragen bekannt seien. "Da der Landkreis Heilbronn bereits seit einiger Zeit als FSME-Risikogebiet gelistet und bekannt ist, verweist das Gesundheitsamt auf bestehende und geltende Empfehlungen der Ständigen Impfkommission (Stiko) zur FSME-Impfung." Zudem sei es ratsam, sich nach dem Aufenthalt im Freien während der Zeckensaison gründlich auf Zecken zu untersuchen.
Auch auf Anfrage beim Robert-Koch-Institut weiß man laut Biologin und Sprecherin Susanne Glasmacher auf die Verteilung der Zecken keine Antwort: "Warum FSME in erster Linie im Süden Deutschlands und nicht im Norden vorkommt, bleibt weiterhin ein Rätsel." Wichtig sei es, zu verstehen, dass es bei FSME keine ursächlichen Therapeutika gibt, "generell bei Viren nicht oft". Das Risiko für einen schweren Verlauf steigt im Alter.
Glasmacher wartet mit einer Faustregel auf: "Wenn die Rente in Sicht ist, ist es hilfreich, sich auf der Webseite der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung über Impfungen zu informieren." Auch das Thema Borreliose ist in Berlin ein Anliegen: "Hier gibt es keine Impfung", sagt Glasmacher, "entsprechende Schutzmaßnahmen sollten daher unbedingt getroffen werden." Borreliose-Erreger befinden sich im Zeckendarm. Wer die kleinen Blutsauger rasch entfernt, habe gute Chancen, einer oftmals folgenschweren Erkrankung zu entkommen.
"Jede Zeckenart kommt mit einem Portfolio an Krankheitserregern daher", sagt Parasitologin Ute Mackenstedt. Die Hyalomma-Zecken könnten hämorrhagisches Fieber verursachen. Doch sie gibt zugleich Entwarnung: "Wir haben diesen Erreger bisher zum Glück noch nicht nachweisen können." Was hingegen sicher sei: "Zecken lassen sich nicht von Landkreis-Grenzen aufhalten."
FSME-Herde so groß wie ein halbes Fußballfeld
Überall in Deutschland gibt es FSME-Herde, "kleinräumige Gebiete von der Größe eines halben Fußballfeldes etwa, in denen sich FSME-positive Zecken befinden". Woran das liegt, weiß man in Hohenheim noch nicht. "Die Zecken infizieren sich an Nagetieren. Ein sogenannter Wildtier-Zyklus läuft komplett unabhängig von uns ab. Wenn wir in diesen FSME-Herd unbeabsichtigt hineingeraten, können die Zecken auch an uns Blut saugen", schildert die Zoologin den Verlauf.
Am Institut für Parasitologie ist man daran, exakt diese Naturherde zu identifizieren. "Immerhin ist die Durchseuchung der Zecken mit dem FSME-Erreger mit 0,5 bis zwei Prozent relativ gering", räumt Mackenstedt vorläufige Ängste aus dem Weg. "Eine Prognose für das Jahr 2023 ist kaum zu treffen."

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