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Zahlen zur Corona-Krise – und was sie aussagen

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Täglich werden neue Zahlen zu Corona-Infektionen veröffentlicht. Zur richtigen Interpretation der Fallzahlen im jeweiligen Landkreis muss man wissen, welches Meldeprozedere dahinter steckt, denn Gesundheitsämter erfassen Daten auf unterschiedliche Weise.

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Im Landkreis Heilbronn gibt es die höchste absolute Zahl an Corona-Infizierten, Hohenlohe war Mitte März Infektions-Hotspot, inzwischen stagniert die Kurve, ähnlich wie in der Stadt Heilbronn. Diese und weitere Fakten lassen sich aus Zahlen und Grafiken ablesen, die wir zusammengestellt haben. Hier weitere Einordnungen:

 

Auf welchen Zahlen basieren die Grafiken?

Die Stimme-Redaktion greift zurück auf Daten aus dem täglichen Lagebericht des Sozialministeriums in Stuttgart (SM). Auch die Gesundheitsämter von Stadt und Landkreis Heilbronn und dem Hohenlohekreis haben auf Anfrage Zahlen zu den Genesenen für die jeweilige Region geliefert. Diese Zahlen sind nicht meldepflichtig, deshalb werden sie von den Ämtern unterschiedlich erfasst. In Künzelsau und im Landkreis Heilbronn werden die Genesenen tagesaktuell registriert, bei der Stadt Heilbronn war das vor unserer Anfrage nicht üblich. "Die Zahl der Genesenen wurde nicht mit hoher Priorität systematisch statistisch ausgewertet", teilt Sprecherin Suse Bucher-Pinell mit. Erst mit der Stimme-Recherche seien die Daten elektronisch erfasst worden. Der Sprung von 29. April auf 4. Mai sei dadurch zu erklären, dass Daten für mehrere Tage zu diesem Zeitpunkt nacherfasst worden seien.

 

Am Wochenende flachen die Kurven mit Infizierten teils ab, montags nehmen die Fallzahlen wieder stärker zu. Woran liegt das?

Dazu sagt Manfred Körner, Sprecher des Landratsamtes Heilbronn (LRA): "Nicht alle Labore arbeiten am Wochenende und melden Fälle", so könne es zu einer verzögerten Erfassung kommen. Auch ein Zeitverzug in der Meldekette durch die "sehr hohe Arbeitsbelastung bei den Gesundheitsämtern" könne ein Grund sein, teilt das Landesgesundheitsamt (LGA) mit. Der Meldeweg sieht vor, dass Labore an die Gesundheitsämter melden – und zwar häufig per Fax. Die Ämter prüfen die Daten, pflegen sie in ihr System ein und übermitteln sie elektronisch an das LGA. Das LGA erstellt einen täglichen Lagebericht, in dem die Stadt- und Landkreise aufgelistet sind und gibt diesen an das SM weiter, das ihn dann veröffentlicht. Datenstand für den Bericht ist 15 Uhr. Danach eingegangene Meldungen werden am nächsten Tag erfasst – Ausnahme sind laut LGA "Fälle mit besonderer Bedeutung, wie Todesfälle".

 

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Der Ausbruch mit über 200 Infizierten an der SRH-Klinik in Bad Wimpfen spiegelt sich nicht in der Kurve für den Landkreis wider. Woran liegt das?

Grund dafür seien die Bestimmungen des Infektionsschutzgesetzes, sagt LRA-Sprecher Körner. Die Gesundheitsämter werden demnach zwar über Fälle von Infizierten in ihrem Bereich informiert. In die Statistik aufgenommen wird der Infizierte jedoch nur vom Gesundheitsamt seines Wohnortes. Das bedeutet für den Ausbruch bei SRH: Nur Reha-Patienten, die aus dem Stadt- und Landkreis Heilbronn oder aus dem Hohenlohekreis stammen, tauchen in einer der hier veröffentlichten Kurven auf. Da Reha-Patienten häufig von weit her stammen, verteilen sich die Erkrankungsfälle unter Umständen über die gesamte Republik. Unter anderem deshalb mache es keinen Sinn, Infiziertenzahlen auf Gemeindeebene anzugeben, sagt Körner. Die Betroffenen befänden sich womöglich zum Zeitpunkt des Bekanntwerdens ihrer Erkrankung gar nicht am Wohnort, sondern woanders – etwa in einer Reha-Einrichtung oder Klinik.

 

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In der Stadt Heilbronn und in Hohenlohe stagnieren die Kurven mit den Infizierten seit einigen Tagen. Gibt es weniger Fälle oder wird womöglich weniger getestet?

Suse Bucher-Pinell sagt: "Die Zahl der Neuinfektionen ist deutlich gesunken." Das dürfte in erster Linie mit den Hygieneregeln und den Maßnahmen zum Abstandhalten zusammenhängen, meint sie. Der Hohenloher Landrat Matthias Neth weist auf den Erfolg der Fallermittlung hin: "So konnten Infektionsketten unterbrochen werden, weil Kontaktpersonen der Kategorie 1 bereits ermittelt und isoliert waren, als auch bei ihnen Krankheitssymptome aufgetreten sind."

 

Und die Anzahl der Tests?

Aktuell werden laut SM rund 80.000 Tests pro Woche durchgeführt – in privaten Laboren, an den Unikliniken und im LGA in Kooperation mit dem Chemischen und Veterinäruntersuchungsamt Stuttgart. Künftig sollen es doppelt so viele sein. "Inzwischen gibt es 170 Corona-Schwerpunktpraxen und 48 Fieber-ambulanzen. Durch diese umfassende Testinfrastruktur ist ein flächendeckender Zugang zu Testungen möglich", teilt das SM mit. Allerdings besteht keine Meldepflicht für durchgeführte Tests, negative Ergebnisse werden nicht erfasst. Deshalb ist unklar, wie viele Menschen insgesamt getestet werden.

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