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Zabergäubahn: Landkreis Heilbronn verhandelt im Dezember mit der DB

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So gut wie nie sind die Chancen dafür, dass die Zabergäubahn eines Tages wieder fährt. Darin sind sich seit der Präsentation des baden-württembergischen Verkehrsministers Winfried Hermann (Grüne) alle Protagonisten einig. Für die Reaktivierung ist aber die Wirtschaftlichkeit entscheidend.

Voll Spannung wird am 27. September 1964 der erste Schienenbus der "neuen" Zabergäubahn in Brackenheim erwartet. Foto: Archiv/Eisenmenger
Voll Spannung wird am 27. September 1964 der erste Schienenbus der "neuen" Zabergäubahn in Brackenheim erwartet. Foto: Archiv/Eisenmenger  Foto: Eisenmenger

Anfang November hatte der Minister der Strecke zwischen Leonbronn und Lauffen ein hohes Fahrgastpotenzial bescheinigt und sie damit als möglicherweise förderwürdig eingestuft. Maßgeblich dafür, ob die Strecke aber tatsächlich wieder in Betrieb geht, ist nicht das prognostizierte Fahrgastpotenzial. "Entscheidend ist, ob die Strecke der notwendigen Wirtschaftlichkeitsprüfung standhält", betont der Erste Landesbeamte im Landratsamt Heilbronn und stellvertretende Landrat, Lutz Mai.

Bei seiner Präsentation hatte Hermann 42 stillgelegte Strecken eingestuft. Für Irritation hat der Minister damit gesorgt, dass er vordergründig das sogenannte Windhundverfahren angekündigt hat. Demnach kämen diejenigen Strecken zum Zuge, für die als erste ein Förderantrag gestellt wird. Tatsächlich gibt es aber eine Förderung erst dann, wenn die Strecke bei der sogenannte Standardisierten Bewertung auf einen Wert von mindestens 1,0 kommt. Förderanträge, die gestellt werden, bevor eine fundierte Machbarkeitsstudie vorliegt und die am Ende nicht die erforderlichen 1,0 erreichen, laufen letzten Endes ins Leere. Der Wert 1,0 besagt, dass jeder investierte Euro einen gesellschaftlichen Nutzen von einem Euro zur Folge haben muss.

Die stillgelegte Trasse ist nach vielen Jahren nicht überbaut. Foto: Archiv/Veigel
Die stillgelegte Trasse ist nach vielen Jahren nicht überbaut. Foto: Archiv/Veigel  Foto: Archiv/Veigel

"Wir haben unsere Hausaufgaben gemacht", sagt Mai. Seit Jahren arbeitet der Landkreis daran, die Zabergäubahn wirtschaftlich rentabel zu bekommen. Zuletzt wurden rund 200.000 Euro für ein Gutachten investiert. Dass das Landratsamt noch keinen Förderantrag stellt, liegt daran, dass die Wirtschaftlichkeit noch nicht vorliegt. "Wir arbeiten daran, den Wert 1,0 zu erreichen", sagt Lutz Mai.

Der größten Brocken sind dabei die zu hohen Investitionskosten, die dann entstehen, wenn die Deutsche Bahn Eigentümerin der Trasse bleibt. Würde die Strecke nicht der Deutschen Bahn gehören, "würden die Investitionskosten signifikant sinken", sagt May. Der Grund dafür sind die hohen Standards, die die Deutsche Bahn beim Bau der Infrastruktur ansetzt. Das hat jetzt ein Gutachten ergeben, das der Landkreis gemeinsam mit der Deutschen Bahn in Auftrag gegeben hat.

 


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Stellvertretender Landrat erwartet zähe Verhandlungen

Würde demnach die Deutsche Bahn das Trassengelände verkaufen, wäre die Zabergäubahn nah an der 1,0. Laut Mai finden im Dezember die nächsten Gespräche zwischen dem Landratsamt Heilbronn und der Deutschen Bahn statt. Obwohl die Deutsche Bahn bereits im Vorfeld signalisiert habe, dass sie verkaufen würde, sollte sich die Wirtschaftlichkeitsprüfung dadurch signifikant verbessern, erwartet Lutz Mai zähe Verhandlungen. Weil es zum Geschäftsmodell der Deutschen Bahn gehöre, dass sie Strecken selbst betreiben will, die gute Chancen haben, in Betrieb zu gehen.

Hoffnungsvoll stimmt Mai die angekündigten Kriterienänderungen bei der Standardisierten Bewertung. Er geht davon aus, dass die Schiene dadurch eine weitere Aufwertung erfährt und die Zabergäubahn die 1,0 schaffen könnte. Ob sie dann tatsächlich auch gefördert wird, hänge nicht davon ab, jetzt möglichst schnell ins Blaue hinein den Förderantrag zu stellen, um im proklamierten Windhundprinzip nicht das Nachsehen zu haben. "Wir stehen im Vergleich zu anderen ganz vorne", sagt Mai.

 


 

Kommentar: Klare Kriterien

Die Zabergäubahn ist gut im Rennen. Damit sie fahren kann, muss sie aber wirtschaftlicher werden.

Eines hat Landesverkehrsminister Winfried Hermann erreicht: Mit seiner Präsentation, welche stillgelegten Schienenstrecken in Baden-Württemberg hohes Fahrgastpotenzial haben, hat die Diskussion um die Trassen an Fahrt aufgenommen. Zusätzlichen Druck im Kessel hat Hermann damit erzeugt, dass er ein Wettrennen ausgerufen hat. Wer zuerst beantragt, darf mit Fördergeldern rechnen. Das ist auf der einen Seite zielführend. Immerhin hat sich Hermann auf die Fahnen geschrieben, die Fahrgastzahlen auf der Schiene in den kommenden Jahren signifikant zu steigern. Auf der anderen Seite weckt er Erwartungen, die am Ende zu großen Enttäuschungen führen können.

Denn egal, welches Fahrgastpotenzial prognostiziert wird, jede Strecke muss ihren volkwirtschaftliche n Nutzen nach der Standardisierten Bewertung nachweisen. Darunter fallen Kriterien wie Bau- und Planungskosten. Laut Machbarkeitsstudie erreicht die Zabergäubahn den notwendigen Wert derzeit noch nicht. Jetzt aus Angst, am Ende nicht schnell genug zu sein, einen Antrag zu stellen, ist nicht zielführend. Vielmehr gilt es, die letzten Weichen zu stellen, um einen Antrag aussichtsreich zu machen.

Ein wichtiges Kriterium bei der Zabergäubahn sind die Eigentumsverhältnisse des Trassengeländes. Bleibt es im Besitz der Deutschen Bahn, würden die Investitionskosten zu hoch. Verkauft die Bahn die Trasse, würde der Ausbau wesentlich günstiger werden. Das besagt ein von der Deutschen Bahn und dem Landkreis Heilbronn in Auftrag gegebenes Gutachten. Die nächsten Gespräche finden im Dezember statt. Verkauft die Bahn nicht, stehen die Chancen fürs Zabergäu schlecht. Davon hat am Ende niemand etwas. Der Landkreis nicht, die Menschen im Zabergäu nicht und auch die Deutsche Bahn nicht.

 

 
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