Gute Aussichten für Reaktivierung der Bottwartal- und Zabergäubahn
Im südlichen Landkreis Heilbronn stößt die Minister-Analyse über die stillgelegten Schienenstrecken auf ein positives Echo. Jetzt sind die Kommunen und Landkreise gefragt, die Chance zu nutzen.

Gute Aussichten für eine Reaktivierung hat Landesverkehrsminister Winfried Hermann am Dienstag der Bottwartal- und der Zabergäubahn attestiert. Während die Verbindung von Marbach nach Heilbronn ein sehr hohes Fahrgastaufkommen verspricht, bescheinigt der Minister der Zabergäubahn ein hohes Fahrgastpotenzial. Sowohl in Heilbronn als auch im südlichen Landkreis Heilbronn fallen die Reaktionen auf die Einstufung der Bahnen positiv aus.
Einmalige Chance für die Zabergäubahn
Brackenheims Bürgermeister Thomas Csaszar hält es jetzt für wichtig, "dass wir den Ball aufnehmen, der uns zugespielt wurde". Die Zabergäubahn habe eine einmalige Chance. "Es ist jetzt wichtig, dass seitens des Landkreises die Standardisierte Bewertung auf den Tisch kommt. Wir dürfen keine Zeit versäumen", sagt der Bürgermeister angesichts der vom Verkehrsminister in Aussicht gestellten finanziellen Unterstützung.
In dasselbe Horn stößt der Bürgermeister von Güglingen. "Ich erwarte, dass die Planungen jetzt vorangetrieben werden", sagt Ulrich Heckmann. Die Reaktivierung der Zabergäubahn habe "für die Entwicklung des ländlichen Raums höchste Priorität".
Vielversprechendes Ergebnis
Der Grünen-Landtagsabgeordnete für den Wahlkreis Bietigheim-Bissingen und Verkehrspolitiker Daniel Renkonen spricht von einem "vielversprechenden Ergebnis für die Zabergäubahn". Erwin Köhler, Lauffener Stadtrat und Landtagskandidat der Grünen für den Wahlkreis Eppingen, sieht für den Tourismus im Zabergäu die Chance für eine klimafreundliche Erschließung der Region. "Mit einer Westanbindung nach Bretten wäre die Region attraktiv in Richtung Bruchsal, Eppingen und Karlsruhe angebunden", so Köhler.
Von einem ermutigenden Signal für die Zabergäubahn zwischen Lauffen und Zaberfeld spricht die Heilbronner Landtagsabgeordnete Susanne Bay (Grüne). "Jetzt sind die Kommunen und Landkreise gefragt, die Chance zu nutzen und für eine Reaktivierungsoffensive an einem Strang zu ziehen, damit nicht andere Projekte vorrangig zum Zug kommen."
Gutes Zeugnis für die Bottwartalbahn

Ein noch besseres Zeugnis als der Zabergäubahn hat der Minister der Bottwartalbahn ausgestellt. Für Susanne Bay steht fest: "Der Bottwartalbahn-Strecke wird ein sehr hohes Nachfragepotenzial bescheinigt, damit bestehen gute Chancen auf weitreichende Förderungen." Daniel Renkonen spricht von einem Meilenstein für den ÖPNV im Kreis Ludwigsburg.
Die Bürgeraktion Bottwartalbahn sieht sich bestätigt: "Wir haben schon vor zwei Jahren durch eigene Zählungen und Berechnungen ermittelt, dass heute schon alleine auf einem Streckenast mindestens 5000 Fahrgäste unterwegs sind", sagt der Leonberger Hans-Joachim Knupfer von der Bürgerinitiative. Der Beilsteiner Oliver Kämpf von der Bürgeraktion verweist darauf, dass auch die große Streckenlänge von rund 30 Kilometern dazu beitragen werde, dass die Zahl der Pendlerkilometer, die künftig dank Schiene klimafreundlich unterwegs sein könnten, positiv zu Buche schlage.
Reaktivierung ist kein Selbstläufer
Der ökologische Verkehrsclub Deutschland (VCD) bewertet die Ergebnisse der Potenzialanalyse des Landesverkehrsministeriums positiv. "Die Verdoppelung der Fahrgastzahlen ist das gesetzte Ziel, daher ist es wichtig, dass auch Strecken im ländlichen Raum profitieren", so Landesgeschäftsführer Armin Haller. "Die Reaktivierung der Strecken ist kein Selbstläufer", mahnt Armin Haller. Vor Ort müsse der politische Wille erkennbar sein und die betroffenen Kommunen müssten jetzt ein positives Signal an das Land senden.
So sieht das auch Ilsfelds Bürgermeister Thomas Knödler. "Wir freuen uns, dass das Land das Potenzial der Bottwartalbahn erkannt hat. Jetzt müssen wir die uns auferlegten Hausaufgaben zeitnah abarbeiten." Dabei seien noch einige Hürden zu überwinden. "Trotz allem brauchen wir ein positives Ergebnis bei der Standardisierten Bewertung." Außerdem seien bei der Bottwartalbahn Teile der Strecke entwidmet und sogar überbaut. Mit dem Ranking des Ministers rutsche die Bahnstrecke jetzt wieder ganz oben auf die Prioritätenliste in der kommunalen Arbeit, ist Knödler sicher.
Freude über Chancen der Kochertalbahn
Das Land attestiert der Kochertalbahn ein hohes Fahrgastpotenzial und sieht gute Chancen für eine Reaktivierung – wenn die Kreise rasch die Wirtschaftlichkeit nachweisen können und schnell in die Planung einsteigen. Diese Nachricht hat am Dienstag im Hohenlohekreis große Freude ausgelöst.
Die Baukosten könnten laut Verkehrsministerium zu 96 Prozent gefördert werden. Christian von Stetten, Vorsitzender der Bürgerinitiative „Wir bauen die neue Kochertalbahn“, taxiert die Bau- und Planungskosten auf rund 100 Millionen Euro. „Wir gehen davon aus, dass davon nur zehn Millionen am Kreis sowie Künzelsau, Kupferzell und Waldenburg hängen bleiben.“ Landrat Matthias Neth erklärt, das die Machbarkeitsstudie des Jahres 2012 sowie jener der Bürgerinitiative aus diesem Jahr aktualisiert werden soll - in enger Abstimmung mit dem Verkehrsministerium.