Stimme+
Zabergäu/Kraichgau
Hinzugefügt. Zur Merkliste Lesezeichen setzen

Zaberfeld droht mit Sperrung der Ehmetsklinge

   | 
Lesezeit  3 Min
Erfolgreich kopiert!

Die hochsommerlichen Temperaturen am Wochenende ziehen viele Menschen an die Badeseen. Im Zabergäu musste kurzzeitig die Polizei einschreiten. Am Montag beraten Bürgermeister, wie es weitergeht.

Am Sonntag verhielten sich die Badegäste an der Ehmetsklinge in Zaberfeld nach Angaben von Bürgermeisterin Diana Kunz vernünftig.
Fotos: Jürgen Kümmerle
Am Sonntag verhielten sich die Badegäste an der Ehmetsklinge in Zaberfeld nach Angaben von Bürgermeisterin Diana Kunz vernünftig. Fotos: Jürgen Kümmerle  Foto: Kümmerle, Jürgen

Der Rasen am Ufer der Ehmetsklinge hat längst sein saftiges Grün verloren. Gelb verdorrt, darbt das, was von ihm übrig ist, unter der Sonne. An vielen Stellen haben Badegäste ihre Hand- oder Strandtücher ausgebreitet. Die dünnen Stangen der Sonnenschirme stecken im ausgetrockneten Boden. Hochsommer in der Region.

Vor dem Eingang des Sees fährt ein Auto ums andere auf die Parkplätze. Menschen aus der Umgebung und aus Nachbarlandkreisen treibt es bei sengender Hitze ans kühle Wasser. Die Stimmung bei dem einen oder anderen Autofahrer nähert sich dem Siedepunkt, wenn er wie am Samstag und Sonntag keinen der etwa 1000 Parkplätze rund um den See findet und vergeblich angereist ist.

Polizei fordert auf, Seen nicht mehr anzusteuern 

Von hitzigen Autofahrern berichtet Gabriel Ruffenach vom Ordnungsamt Zaberfeld/Pfaffenhofen. Am Sonntagmorgen weist er ab 10 Uhr an den Parkplätzen die Autofahrer ein. "Die werden fast aggressiv, wenn wir sagen müssen, dass die Parkplätze belegt sind." Am Samstag habe man die Polizei rufen müssen. Diese fordert am Wochenende per Pressemitteilung und auf Facebook dazu auf, den See nicht mehr anzufahren. Dasselbe gilt für den Katzenbachsee bei Pfaffenhofen.

Zaberfelds Bürgermeisterin Diana Kunz denkt nach ihrem Besuch am Samstag sogar darüber nach, die Ehmetsklinge für einen längeren Zeitraum zu schließen. "Wir sind an einem Punkt angekommen, wo wir sagen müssen, wir sperren." Die Liegewiese sei voll gewesen. Nach der Sperrung der Parkplätze seien Autofahrer auf Wohngebiete ausgewichen, um ihre Fahrzeuge abzustellen. "Man muss sich beschimpfen lassen. Das kann ich meinen Leuten und dem Sicherheitsdienst nicht mehr zumuten."

Am Sonntag ist die Situation entspannter 

Entspannt ist die Situation am Sonntag am See in Mühlbach. Auch dort kontrollieren Mitarbeiter der Stadt die Parkplätze.
Entspannt ist die Situation am Sonntag am See in Mühlbach. Auch dort kontrollieren Mitarbeiter der Stadt die Parkplätze.  Foto: Kümmerle, Jürgen

Am Sonntag sei die Situation entspannter gewesen, sagt Kunz nach ihrem Besuch an der Ehmetsklinge. "Die Menschen waren vernünftig, so dass ich sagen kann, wir können den See offen lassen." Am Montag möchte sie sich mit Eppingens Oberbürgermeister Klaus Holaschke und Pfaffenhofens Bürgermeister Dieter Böhringer unterhalten. Der Katzenbachsee gehört zu Pfaffenhofen, Mühlbacher See und Elsenzer See verantwortet Eppingen.

"Wenn die Ehmetsklinge zumacht, müssen wir unsere beiden Seen auch sperren", sagt Holaschke. Er fürchtet, dass die Besucher stattdessen auf die Seen in Elsenz und Mühlbach ausweichen. Bislang sei dort die Situation im Rahmen gewesen. "Wir haben irgendwann die Zufahrten gesperrt." Mühlbachs Ortsvorsteher Theo Antritter fragt sich, was mit den Sport-Schwimmern passieren soll, sollte der See geschlossen werden. "Die kommen hierher und gehen direkt ins Wasser. Die brauchen keinen Platz auf der Liegewiese."

Alternativen zum Breitenauer See

In Mühlbach haben es sich Leonie Schauer und Denise Kranich bequem gemacht. "Unser See ist eigentlich der Breitenauer See", sagt die Nordhausenerin Schauer. Doch seit der gesperrt ist, suchen beide nach Alternativen. Am Samstag seien sie auf dem Weg zur Ehmetsklinge gewesen, seien aber wegen Überfüllung nicht mehr reingekommen. "Bei öffentlich zugänglichen Seen ist eine Begrenzung schwierig", sagt Kranich aus Lauffen. Der Breitenauer See verlange Eintritt. Möglicherweise ließen sich dadurch die Besucherzahlen begrenzen. "Aber das muss halt jemand machen." Auf den Mühlbacher See seien sie durch eigene Recherche gestoßen. "Er ist schön und liegt idyllisch", sagt Schauer.

Olaf Spieglers bevorzugter See in der Region ist die Ehmetsklinge. Am Samstag hatte der Heilbronner einen Ausflug nach Neckartenzlingen gemacht. "Dort sind Mitarbeiter um den See gelaufen und haben die Abstände zwischen den Menschen kontrolliert."

Regulierung über Eintritt?

Der Zaberfelder Wolfram Brauner hat an der Ehmetsklinge quasi Heimspiel. Bei diesen Temperaturen sei der See schon immer voll gewesen. Für die Sperrung des Breitenauer Sees hat er kein Verständnis. "Das ist für mich unbegreiflich und ergibt keinen Sinn." Sein Vorschlag: "Über den Eintritt könnte die Regulierung funktionieren."

Update vom 10. August: Ehmetsklinge und Katzenbachsee bleiben geöffnet

Auch kommendes Wochenende bleiben die Badeseen im Kraichgau und im Zabergäu geöffnet. Das teilte Eppingens Oberbürgermeister Klaus Holaschke auf Nachfrage mit. Per Mail haben sich er, Zaberfelds Bürgermeisterin Diana Kunz und Pfaffenhofens Bürgermeister Dieter Böhringer dazu entschieden. Nach einem besucherstarken Samstag an der Ehmetsklinge in Zaberfeld hatte Kunz damit gedroht, den Badeort dauerhaft zu sperren.


Mehr zum Thema

Stimme+
Zaberfeld
Lesezeichen setzen

Katzenbachsee und Ehmetsklinge wegen Überfüllung gesperrt



Kommentar "Es wird eng"

Ordnungsdienste und Mitarbeiter von Städten und Gemeinden, die derzeit an den geöffneten Badeseen Dienst schieben, sind nicht zu beneiden. Bei brütender Hitze müssen sie Badegästen mitteilen: Wegen Überfüllung geschlossen. Mitunter reagieren die Abgewiesenen aggressiv und unverschämt. Es braucht eine Lösung. Die schlechteste ist die komplette Sperrung der Seen. Badehungrige ziehen einfach weiter, wie man am Beispiel Breitenauer See sieht. Dessen Gäste drängen jetzt auch nach Mühlbach, Elsenz oder ins Zabergäu. Dort wird es eng.

Die Freibäder in der Region sind Alternativen. Es bedarf aber etwas Planung, um an die Eintrittskarten zu gelangen. Bequemer ist da die Fahrt zum Badesee. Da der Eintritt oftmals kostenlos ist, ist die Verlockung umso größer. Deshalb muss für Badeseen gelten, was für Freibäder auch gilt: Zugangszahlen reglementieren. Sicherheitspersonal ist eh vor Ort und kann die Mitarbeiter der Städte und Gemeinden unterstützen.

Wenn die Zahl der Badegäste nicht kontolliert wird, drohen an kommenden Hitzewochenenden erneut chaotische Verhältnisse – mit der Folge eines See-Lockdowns in der ganzen Region. Das ist weder im Sinne der Badegäste noch in dem der Kommunen. Vernunft auf der einen Seite, ein schlüssiges Konzept auf der anderen. Nur so droht der corona-bedingte Urlaub in der Heimat nicht zum Debakel für die Region und das ganze Land zu werden.

Kommentar hinzufügen

Kommentare

Neueste zuerst | Älteste zuerst | Beste Bewertung

Markus Schröder am 10.08.2020 16:20 Uhr

Das Verhalten der Obersulmer und Löwensteiner Bürgermeister ist eine Schande. Fakt ist:

- Es gab genau EINEN einzigen Tag an dem es am Breitenauer See voll war. Sonst gab es nie Probleme. Und selbst da waren es nur Schlangen am Kiosk und Bootsverleih. Hat irgendjemand dort vorab Markierungen für Abstand hingemalt? Nein.

- Laut Gesundheitsamt Heilbronn gibt es bis heute keinen einzigen Infektionsfall am Breitenauer See.

- Die Masse der Leute die an den Breitenauer See wollen, die wollen auf die Liegewiesen dort, und zu denen gibt es 5 Zugangspunkte an denen schon seit Jahren an heissen/vollen Tagen die Eintrittsgebühr abkassiert wird (dort stehen einbetonierte Schilder mit den Eintrittspreisen), damit sich keiner irgendwie kostenlos einschleicht. Man könnte also sehr wohl die Anzahl der Badegäste regulieren. Personal ist auch genug da.

Der Knaller ist: offenbar ist der aktuelle Plan nicht mal, dass der Breitenauer See "nur" diesen Sommer komplett gesperrt bleibt, sondern bis, Zitat "nach der Krise". Na gute Nacht.

Warum ist der Breitenauer See nicht zumindest für Badesport (ohne Liegewiesen) offen?

Wenn man die Gemeinden oder Behörden versucht (sachlich und emotionslos) zu kontaktieren, bekommen ALLE entweder gar keine Antwort, oder eine kurzsilbige Standardantwort, dass man nicht auf "alle Anfragen" zu dem Thema antworten könne. Ja schön, aber leider findet absolut gar keine Kommunikation mit der Öffentlichkeit statt. Anscheinend verstecken sich die beiden Bürgermeister bereits zu Hause.

Antworten
lädt ... Gefällt Nutzern Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()

Peter Luboeinski am 10.08.2020 10:27 Uhr

Den Eindruck könnte man gewinnen, wenn man das Vorgehen der Verwaltungen betrachtet, die für die Badeseen zuständig sind.
Anstatt man den aus der Vergangenheit zu erwartenden Andrang in Corona-Zeiten zu regeln versucht-
wie etwa in den Kommunen in denen die Freibäder geöffnet wurden - legt man hier die Hände in den Schoss...und setzt auf "Eigenverantwortung der Nutzer" bzw. eine ins Chaos führende ..."Parkplatzregelung".
Wenn man die Besucherzahlen so regeln will, dass der nötige Abstand auf der zur Verfügung stehenden
Fläche eingehalten werden kann, dann geht das nur über Zugangsregelungen wie in den Freibädern.
Dass schafft Transparenz im Vorfeld..und nicht erst..wenn man schon bei 34 vor einem verschlossenen Parkplatz steht.

Antworten
lädt ... Gefällt Nutzern Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()

Peter Henschel am 10.08.2020 09:04 Uhr

Ergebnis einer mehr als fragwürdigen Corona-Politik. Chefredakteur Heer hat richtigerweise auf die Problematik der Totalsperrung am Breitenauer See hingewiesen. Hierdurch wurde lediglich das Problem verlagert. Solche Maßnahmen sind und bleiben kontraproduktiv!

Antworten
lädt ... Gefällt Nutzern Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()

Rüdiger Peters am 09.08.2020 18:18 Uhr

Harsche Kritik mussten sich die Verantwortlichen BM des Breitenauer Sees von Chefredakteur Heer gefallen lassen, dass der Breitenauer See bis Oktober gesperrt bleibt, Eine richtige Entscheidung finde ich angesichts der o.a. Berichterstattung über das Chaos an den beiden Seen.
Die Unvernunft der Unvernünftigen hat wohl keine Grenzen auch nicht in Carona-Zeiten. Wochenende für Wochenende müssen Polizei, Ordnungsdienst und Sicherheitsdienste wegen solchen Unvernünftigen in dieser brutalen Hitze ihre Arbeit verrichten und sich noch beschimpfen lassen.
Daher ist es nur konsequent sämtliche Badeseen zu schließen damit derartige Vorkommnisse eine Ende haben.

Antworten
lädt ... Gefällt Nutzern Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()

Markus Schröder am 10.08.2020 16:30 Uhr

Zitat von Rüdiger Peters
Daher ist es nur konsequent sämtliche Badeseen zu schließen damit derartige Vorkommnisse eine Ende haben.Daher ist es nur konsequent sämtliche Badeseen zu schließen damit derartige Vorkommnisse eine Ende haben.


Mhm, is klar. Und Sie waren dort und konnten sich selbst ein Bild der Lage machen, ja? Scheint mir nicht so. Aber Hauptsache mitreden.

Sperren für was? Gab es bis dato an irgendeinem See einen Infektionsfall? Nein.

An der Ehmetsklinge gibt es genau einen Zugangspunkt den man sehr leicht regulieren könnte. Abstandsregeln werden dort auch sehr gut eingehalten.

Am Breitenauer See gibt es zwar 5 Zugangspunkte, aber ausreichend Personal war schon immer im Sommer am Breitenauer S., da die eben dort die Eintrittsgebühren schon seit Jahrzehnten abkassieren. Es gibt also keinerlei logische Rechtfertigung für die Vollsperrung.

Sollen wir uns jetzt alle zu Hause für 2 Jahre einschließen?

Antworten
lädt ... Gefällt Nutzern Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
Nach oben  Nach oben