Stimme+
Neckarsulm
Lesezeichen setzen Merken

Wohnungsbau: Bauträger hinterfragen kritisch weitere Investitionen

   | 
Lesezeit  2 Min
Erfolgreich kopiert!

In der Region Heilbronn werden viele günstige Mietwohnungen benötigt. Dass die Umsetzung trotz vielversprechender Ziele der Politik scheitert, zeigt eine Expertenrunde in Neckarsulm. Selbst wer wie die Stadtsiedlung Heilbronn bauen will, wird ausgebremst.

Besonders beim Wohnungsbau ist der extreme Materialmangel der Baubranche spürbar. Viele Baufirmen kommen an ihre Grenzen.
Besonders beim Wohnungsbau ist der extreme Materialmangel der Baubranche spürbar. Viele Baufirmen kommen an ihre Grenzen.  Foto: Carsten Hoefer/dpa

400.000 Wohnungen pro Jahr sollen entstehen, ein Viertel davon sollen als geförderte Wohnungen den Menschen mit geringem Einkommen zur Verfügung stehen. Das bleibt das erklärte Ziel der Bundesregierung. Um die Probleme bei der Umsetzung ging es bei einer gemeinsamen Veranstaltung des VdK-Kreisverbands Heilbronn sowie der Aufbaugilde in Neckarsulm. Leingartens Bürgermeister Ralf Steinbrenner forderte für Kommunen "ein Werkzeugkasten mit Instrumenten für 2022", sagte er in Richtung Landes- und Bundespolitik, die den Rahmen abstecken.

Dazu gehört für ihn unter anderem, dass Kommunen über ein größeres Vorkaufsrecht leichter an Grundstücke kommen, die private Eigentümer verkaufen wollen. Wie wichtig das ist, dass Kommunen freie Grundstücke haben, zeigt das Beispiel Massenbachhausen: Dort veräußerte die Gemeinde eine günstige Fläche an die Baugenossenschaft Gewo aus Heilbronn, die 14 Wohnungen mit günstigen Mieten errichtet hat, sagte Bürgermeister Nico Morast. 


Mehr zum Thema

Der Bedarf an Wohnraum ist groß.
Stimme+
Meinung
Lesezeichen setzen

Den Wohnungsbau anzukurbeln, ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe


Stadtsiedlung würde Hochgelegen jetzt nicht mehr anpacken

Doch selbst wenn es bei den Rathäusern schneller voranginge, die Bauträger haben gerade selbst große Schwierigkeiten, günstigen Wohnraum zusätzlich zu schaffen. Für 7,50 Euro je Quadratmeter wird die Stadtsiedlung im Hochgelegen in Heilbronn einen Teil der neuen Wohnungen vermieten können. Ein Selbstläufer wird dieses Vorhaben nicht. "Heute würden wir das Projekt nicht mehr schaffen", betonte Dominik Buchta, Geschäftsführer der Stadtsiedlung.

Die Zinsentwicklung gilt als großes Problem

Die Marktlage hat sich deutlich verschärft. Über ein Wohnraumförderprogramm des Landes stünden aktuell keine Zuschüsse mehr zur Verfügung, die aber zur Realisierung von günstigem Wohnraum benötigt würden. Dominik Buchta ergänzte: "Wir halten es für ein geeignetes Programm." Auf Anfrage heißt es beim  Ministerium für Landesentwicklung und Wohnen: Es gebe keinen Förderstopp, allerdings gebe es eine "außergewöhnlich hohe Nachfrage nach der Förderung". Schon Mitte des Jahres hätten für das Bewilligungsvolumen in Höhe von 377 Millionen Euro für 2022 in voller Höhe Anträge vorgelegen.


Mehr zum Thema

Die Gewo schafft in Massenbachhausen günstigen Wohnraum. Foto: Simon Gajer
Stimme+
Region
Lesezeichen setzen

Günstiger Wohnraum: Landkreis Heilbronn hat Nachholbedarf


Die Baukosten steigen, Handwerker und Material fehlen, es gebe strenge Vorgaben an Energieeffizienz. Die größten Sorgen bereitet dem Chef der Stadtsiedlung allerdings die Entwicklung beim Zins. "Das ist der Kahlschlag des Wohnungsbaus." Es sei "praktisch unmöglich", bezahlbaren Wohnraum bereitzustellen. "Wir müssen Investitionen überprüfen, obwohl wir bauen würden."

Baugenossenschaften gelten als starker Player auf dem Markt

Baugenossenschaften wie die Heimstättengemeinschaft Neckarsulm/Heilbronn oder kommunale Bauträger wie die Stadtsiedlung gelten als die einzigen Marktakteure, "die wirklich dämpfend auf den Markt einwirken", sagte Sven Wöpe, geschäftsführender Vorstand der Heimstättengemeinschaft. Nur könne auch sein Unternehmen kaum bauen, weil neues Bauland fehle und bestehende Flächen auf dem Markt zu teuer verkauft würden. 

Privater Bauträger peilt keine große Rendite an

Kritik richtet sich oft an private Bauträger, die nur auf die Rendite schielen. Barbara Tolnai gilt als eine positive Ausnahme, will sie nach eigenen Angaben günstige Eigentumswohnungen bauen, die mindestens 1000 Euro je Quadratmeter unter den sonst üblichen Baupreisen liegen. "Weil wir es wollen", begründet sie ihre Beweggründe. Eine hohe Rendite peile sie nicht an. In Bad Friedrichshall hat sie ein solches Mehrfamilienhaus bereits gebaut, im Neckarbogen kommt sie ebenfalls zum Zug. Woran es aber fehlt, seien entsprechende Flächen. "Wir brauchen große Grundstücke, die Baukosten optimieren sich über die Masse."

 

Kommentar hinzufügen

Kommentare

Neueste zuerst | Älteste zuerst | Beste Bewertung
Keine Kommentare gefunden
  Nach oben