Wind weht immer mehr Strom ins Netz
Die Windkraftanlagen im Kreis Heilbronn und in Hohenlohe tragen inzwischen einen spürbaren Anteil zur Energieversorgung bei. Das Windjahr 2020 war allerdings nicht an allen Standorten überdurchschnittlich. Der Ausbau geht jetzt trotzdem weiter.

Mit viel Wind war das Jahr 2020 gestartet, mit Flaute ging es zu Ende. Die Windkraft-Standorte in der Region kamen unterschiedlich gut damit zurecht. Vor allem am Horkenberg wurde eine neue Rekord-Windernte verzeichnet.
Über den Prognosen lagen auch die Anlagen der Bürgerwindpark Hohenlohe. Unterdurchschnittlich fiel dagegen abermals das Ergebnis im Harthäuser Wald aus. Dennoch wird inzwischen viel grüner Strom in der Region produziert.
Horkenberg ist abermals stark
Um 13 Prozent überschritten die zwei Windräder auf dem Löwensteiner Horkenberg die wirtschaftlichen Prognosewerte. "Die Wind-Ergebnisse des Jahres 2020 bestätigen erneut, dass der Horkenberg ein guter Standort für Windenergieanlagen ist", erklärt Joachim Kruck, Geschäftsführer des Heilbronner Projektentwicklers Kruck und Partner.
Der neue Rekordertrag liegt damit bei 12,1 Millionen Kilowattstunden - rechnerisch könnten damit rund 3000 Vier-Personen-Haushalte mit grünem Strom versorgt werden. Weil über die Direktvermarktung zusätzlich eine höhere Vergütung erreicht wurde, lagen die Erlöse für die Betreibergesellschaft Bürgerenergie Löwenstein sogar 17 Prozent über der Prognose.
Im Harthäuser Wald wirkt sich die Flaute stärker aus
Der Februar 2020 war nicht nur am Horkenberg ein außerordentlich ertragsstarker Monat. Auch im Harthäuser Wald startete das Jahr mit Bestwerten. "Aber das Ende des Jahres war sehr schlecht", sagt Harald Endreß, Geschäftsführer der Zeag Erneuerbare Energien, die den leistungsstärksten Windpark in Baden-Württemberg gemeinsam mit den Kommunen vor Ort betreibt.

Unter dem Strich wurden knapp unter 100 Millionen Kilowattstunden Strom produziert, rund 90 Prozent der prognostizierten Jahresmenge. "Es zeigt sich, dass wir im etwas tiefer gelegenen Harthäuser Wald in Schwachwindphasen deutlich stärker verlieren als beispielsweise die Anlagen am Horkenberg, die rund 200 Meter höher liegen", räumt Endreß ein.
Noch immer in der Gewinnzone
Damit werden die Ausschüttungen der Bürgerenergiegenossenschaften, die sich an den Windrädern beteiligt haben, geringer ausfallen, als es anfangs in Aussicht gestellt worden war. Dennoch war auch 2020 kein Verlustjahr, betont Endreß.
22 Städte und Gemeinden würden vom Bürgerenergiemodell profitieren, das die Zeag für den Harthäuser Wald entwickelt hat. "Es gibt zudem Kommunen, da sind wir der größte Gewerbesteuerzahler."
In Krautheim steht der Heilbronner Energieversorger nach acht Jahren nun vor dem Bau von drei Anlagen im Gewann Eckigbreit. Ein weiteres Windrad wird in Ilshofen-Ruppertshofen gebaut. Bei der Photovoltaik setzt die Zeag mehrere Projekte um, in Widdern etwa oder auch in Rosenberg.
Grüner Strom für 100.000 Haushalte
Deshalb dürfe man eines nicht vergessen, findet Endreß: "Die Zeag erzeugt mit Wind, Wasser und Sonne jetzt schon regenerativen Strom für 100.000 Haushalte. Damit werden die ökologischen Ziele auf jeden Fall erreicht." Bis 2020 war die Zeag noch an Kernenergie und Braunkohle beteiligt, heute seien die Erneuerbaren das größte Geschäftsfeld des Unternehmens.
Die Bürgerwindpark Hohenlohe wächst
An diese Größenordnung kommt die Bürgerwindpark Hohenlohe mit ihren bislang 21 Rotoren noch nicht ganz heran. Doch sie baut derzeit drei neue Anlagen in direkter Nachbarschaft zum Löwensteiner Horkenberg, zwei auf Bretzfelder Gemarkung im Hohenlohekreis, eine auf Obersulmer im Landkreis Heilbronn. Weitere Anlagen könnten in Kupferzell folgen. Auch bei der Photovoltaik gibt es mehrere Neubauprojekte.
Winter entscheidet über das Windjahr
Das Jahr 2020 schloss das Unternehmen, an dem zahlreiche Privatpersonen beteiligt sind, mit einem Ertrag fünf Prozent über der Prognose ab. "Wie sich das auf die Ausschüttungen auswirkt, können wir noch nicht sagen", sagt Benjamin Friedle, einer der Geschäftsführer des Bürgerwindparks Hohenlohe.
Die Flaute, die zum Jahresende eingesetzt hat, dauere zudem bis heute an. "Damit wird dieses Jahr wohl nicht so gut werden wie das vergangene", schätzt Friedle. Denn im Winter fallen übrlicherweise zwei Drittel des jährlichen Ertrags an.
Vorerst blinkt es nachts weiter
Eigentlich sollte ab Mitte 2020 Schluss sein mit dem nächtlichen Blinken. Die sogenannte bedarfsgerechte Befeuerung von Windkraftanlagen sieht vor, dass die roten Warnlampen nur dann leuchten, wenn sich ein Flugzeug oder ein Hubschrauber nähert. Wirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) hatte auf eine schnelle Umsetzung der Vorgabe gedrungen, weil sich damit auch die Akzeptanz in der Bevölkerung für die Anlagen verbessern würde, so die Hoffnung. Doch so einfach, wie sich das Wirtschaftsministerium das vorgestellt hatte, war es nicht. "Die Zertifizierung der Systeme hat offenbar die Behörden überfordert, jetzt wird privat zertifiziert", erzählt Benjamin Friedle, Geschäftsführer der Bürgerwindpark Hohenlohe. Die neue Frist sieht vor, dass ab Mitte 2022 die Lichter in der Regel ausbleiben.